Glücksschwein Sissi
Glücksschwein Sissi reiste ins Seniorenheim.

Sieben Jahre lang lebte das einstige Findelkind in Friedberg. Jetzt reiste das Glücksschwein nach NRW in ein Seniorenheim für Schweine!

Von Annabell Hörner

Man stelle sich vor: Eine gemütliche Fahrt über die Landstraße und plötzlich steht ein Ferkel vor dem Auto. Genau das ist Sandra Langner passiert. Die 52-jährige Tierärztin handelte schnell, das verletzte Tier wurde sofort eingefangen. Heute, sieben Jahre später, lebt Schwein Sissi ein entspanntes Leben. Einen letzten Umzug musste es aber noch mitmachen.

Aber von vorne: Eine Sau auf der Straße ist ja nichts alltägliches. Auf der Suche nach der Herkunft des Ferkels fanden Langner und ihr Mann Jens-Christian Voss den ursprünglichen Besitzer, einen Bauern. Diesem war Sissi bereits vor drei Wochen entlaufen. Seither muss das Jungtier sich wohl alleine durchgeschlagen haben. Nach einigen Diskussionen konnte Langner dem Bauern das Ferkel abkaufen und rettete es damit vor dem Schlachten.

So etwas nennt man Glücksschwein!

Szenen von der Finca
Was für ein Leben! Auf der Finca von Sandra Langner in Spanien leben Hunde, Schweine und Katzen Seite an Seite zusammen.

Denn damit begann ein sorgloses Leben für Schweine-Dame Sissi. Mit ihrem Partner Franz lebte sie auf dem Hof von Sandra Langner bei ihrer Tierarztpraxis Friedberg-Hochzoll. Gemeinsam mit den Hof-Hunden ging sie auf Spaziergänge oder sonnte sich einfach in ihrem Gehege. Sissi war der Anfang einer großen Schweineliebe für Langner. Denn angesteckt von ihrem tollen Charakter wurden aus zwei der intelligenten Rüsseltiere schnell 21 gerettete Schweinchen.

Dann entschloss sich Sandra Langner gemeinsam mit ihrem Mann auf die kanarische Insel Teneriffa nach Spanien auszuwandern. Dort gründete sie die private Tierschutz-Finca Cada Vida Cuenta – das ganze natürlich nicht ohne 19 ihrer Rüssel-Freunde. Insgesamt fünf Tage waren die Schweine auf einer Fähre unterwegs in ihr neues Traum-Paradies. Unser Glücksschwein Sissi und Franz mussten leider in Deutschland zurück bleiben.

Auch in Itzehoe gibt es ein Schweineseniorenheim

„Franz hatte damals schon eine Krankheit an den Klauen, da wollten wir ihm die Reise ersparen“, sagt Langner. Aber keine Sorge: Für deren Sicherheit und Pflege wurde natürlich im Voraus gesorgt. Besonders Nicol Minard, eine Freundin von Langner, verbrachte viel Zeit mit den beiden großen Schweinen und kümmerte sich rührend um sie, bis Franz im November an seiner Krankheit starb.

Vor allem Sissi trauerte ihrem langjährigen Partner sehr hinterher. Fest stand: Alleine bleiben kann die Schweine-Dame auf keinen Fall, die lange Fahrt nach Teneriffa wollte man ihr alleine aber auch nicht zumuten. Nach langer Suche wurde dann schließlich ein neues Zuhause gefunden: Das Schweine-Seniorenheim in Nordrhein-Westfalen. Ein Ort, an welchem die Tiere in Ruhe alt werden können.

Für Sandra Langner und ihren Mann hieß es also in den Flieger steigen und nach Deutschland kommen, um Sissi bei ihrer Reise ins neue Zuhause zu begleiten. Bei einer aufwendigen Aktion mit freiwilligen Helfern – darunter Petra Pest und ihre Tochter Jasmin Pest – wurde ein ausgeliehener Pferdetransporter mit Stroh ausgepolstert und mit mehreren Körben voller Kartoffeln, gekochter Nudeln und Gemüse gefüllt. Reise-Snacks werden schließlich auch gebraucht. Anschließend wurde Sissi auf die Reise geschickt.

Ganze zwölf Stunden später hatten sie ihr Ziel dann endlich erreicht. Nach so einer langen Fahrt ist man aber natürlich ziemlich müde, weshalb sich das Riesen-Schwein nach einer kurzen Erkundungstour gleich einmal im warmen Stroh verkroch. Schweren Herzens hieß es für die beiden Begleiterinnen dann Abschied nehmen. „Sissi und Franz haben mein ganzes Leben umgekrempelt“, sagt Langner.

Für sie ging es schon zwei Tage später wieder zurück zum Flughafen. So müssen die eigenen Tiere, mittlerweile leben übrigens 37 davon auf der Finca in Spanien, ja auch gepflegt werden. Eines ist ihr aber noch wichtig: „Organisationen wie das Schweine-Seniorenheim benötigen immer Hilfe in Form von Spenden, Decken oder Futter.“ Damit das nächste Ferkel auf der Straße auch die Chance auf ein Leben als Glücksschwein haben kann.

Der Anfang einer großen Schweine-Liebe: Gemeinsam mit Sissi (vorne) und Franz (hinten) genießt Sandra Langner einen Mittagsschlaf.

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