Interview Teil 1: Die 45-jährige OB Eva Weber spricht mit Chefredakteurin Anja Marks-Schilffarth über große Gefühle, seltene Freizeit und ihre Vorfreude auf den Augsburger Stadtsommer.
AUGSBURG JOURNAL: Welche Bedeutung hatte die Normalität der gerade abgeschlossenen Weihnachtszeit für Sie persönlich, Frau Weber?
Eva Weber: Ich hatte einen Kloß im Hals, als die zuckersüßen Engelchen zum ersten Mal wieder auftraten. Erst da habe ich gemerkt, wie sehr mir das alles gefehlt hat. Der Lerneffekt, dass etwas eigentlich Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist – das hat mich in den letzten knapp drei Jahren am meisten geprägt. Daher hatte die Weihnachtszeit für mich diesmal einen ganz besonderen Wert.
AJ: Wenn Sie mal einen ganzen Tag freihaben, in Augsburg. Wie verbringen Sie den am liebsten?
Weber: Kommt nicht so oft vor, aber wenn, dann ausschlafen, frühstücken gehen, in der Innenstadt bummeln und vor dem Einkehrschwung zum Lieblings-Italiener einen Spaziergang durch den Stadtwald machen.
AJ: Darf man fragen, welcher Italiener denn „der Liebste“ ist?
Weber: Nein, sonst darf ich bei den anderen nicht mehr essen. Nein, im Ernst: Es gibt mehrere Lokale, die ich gerne besuche.
AJ: Ein Jahreswechsel bietet meist die Gelegenheit für ein wenig innere Einkehr; Besinnung auf was war – und was kommt. Wie ist das bei einer Oberbürgermeisterin? Kann die auch mal durchschnaufen und sich zwischen den Tagen ganz privat entspannen?
Weber: Für mich ist die Zeit um Weihnachten und den Jahreswechsel die Zeit für Familie und Freunde. Ich bin da nicht so sehr der „Wegfahrer“, sondern bleibe gerne entspannt daheim. Als OB habe ich Augsburg sowieso immer im Kopf und im Herzen; aber Entspannung bedeutet, mir die Zeit nehmen zu können, in Ruhe über alles nachzudenken. In diesem Jahr werde ich das im Allgäu machen.
AJ: Mit Skifahren?
Weber: Das weiß ich noch nicht. In den letzten Jahren ging es nicht wegen Corona und im Wahlkampf war mir das Risiko zu groß. Diesmal entscheide ich spontan – nach Lust und Laune. Meine Ski-Klamotten befinden sich sowieso immer bei meiner Familie im Allgäu.
AJ: Was war für Sie persönlich besonders einprägsam im Jahr 2022 bezogen auf „ihre Stadt“?
Weber: Zum einen die Hilfsbereitschaft der Augsburgerinnen und Augsburger, als die Geflüchteten aus der Ukraine zu uns gekommen sind. Zum anderen die Kanuslalom-WM im Sommer – wir haben eine tolle Visitenkarte für unsere Stadt in der ganzen Welt abgegeben.
AJ: Wie sieht Ihr Ausblick aufs neue Jahr aus – wo gibt es Anlass zur Freude, wo könnte es schwierig werden?
Weber: Auch für 2023 gibt es keine Glaskugel. Wir fahren auf Sicht. Aber es gibt viele Gründe für Vorfreude: Der Stadtsommer mit den Augsburger Sommernächten gehört sicher mit dazu.
AJ: Was sind die politisch größten Herausforderungen in der Stadt Augsburg 2023? Die Krisen von Energiemangel bis Ukraine-Krieg gehen ja leider auch an der Fuggerstadt nicht spurlos vorbei.
Weber: Aber wir haben in den letzten drei Jahren gezeigt, dass wir gut durch die Krisen gekommen sind. Dass sich unsere Stadtfamilie nicht hat spalten lassen, macht mich als OB stolz und lässt mich zuversichtlich aufs neue Jahr blicken.
AJ: Wo müssen wir den Gürtel enger schnallen?
Weber: Mit dem städtischen Haushalt haben wir die Weichen dafür gestellt, dass Augsburg sich gleichmäßig weiter gut entwickeln kann. Dass keine großen Sprünge möglich sind, kennen wir. Denn Augsburg war noch nie eine reiche Stadt.
Im zweiten Teil des Interviews spricht Eva Weber über die autofreie Maximilianstraße, ihre Wasserstoffpläne und warum weder der FCA, noch die Panther absteigen.
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