Klimawandel und Nachhaltigkeit spielten zu Lebzeiten des Augsburger Stadtbaumeisters Elias Holl noch keine Rolle – anders als heute, 450 Jahre nach seiner Geburt. Wir baten heimische Top-Architekten um Augsburger Architektur-Visionen und neue Ideen, passend zu den bekannten Bauwerken. Holla die Waldfee!
Im Entwurf von Fußner Kühne Architekten verpassen Luis Fend, Larissa Goldstein und Luigi Berthold Rathaus und Perlachturm einen erkennbaren Natureingriff: Begrünte Fassaden und Terrassen sollen die Natur im Herzen der Stadt wieder aufleben lassen. Folge davon ist – neben der Stärkung von Flora und Fauna – auch die verbesserte Luftqualität.
Der Perlachturm behandelt das Thema des Wohnraummangels. Hier wird das Innere des Perlachturms zum Wohnraum und nach außen hin entstehen sichtbare Balkonboxen.
Das Rathaus selber erhält neben dem grünen Zuwachs auch eine erkennbare Erweiterung des Goldenen Saals in Form einer goldenen Box mit viel Grün im Inneren. Dies soll stets an den Wert der Natur erinnern.
Auf dem Rathausplatz, aktuell ein Synonym für die Flächenversiegelung, könnte ein Park mit Grünflächen entstehen – bestimmt im Sinne von Elias Holl.
Architekturbüro Fußner Kühne
„Massiver Natureingriff für Rathaus und Perlachturm“
Sonnenfänger fürs Rote Tor
In der zweiten Vision von Architektin Annette Degle (Degle.Degle Architekten) geht es um Visionen im Wandel der Zeit: Vom Wasserturm zum Sonnenfänger. Den Gebäuden von Elias Holl ist aufgrund ihrer zeitlosen Ästhetik nichts hinzuzufügen. Holl war ein Visionär und hat das damalige Augsburger Stadtbild unter anderem durch seine Wassertürme geprägt. Durch die Türme wurde die Wasserversorgung von Augsburg über lange Zeit sichergestellt. Sein damals bereits vorausschauendes Denken und Handeln würde heute als „nachhaltig“ bezeichnet werden.
Architektin Annette Degle:
„Ich sehe unsere Collage als einen Traum: Bei Nacht wächst aus den Wassertürmen eine kristalline
Architekturfantasie.“
Linie X: Überflieger für die Fuggerstadt
2050 nimmt die Line X – die 5 war längst vergeben – ihren Betrieb als kombinierte Straßen-Schwebebahn auf“, so die Vision von Architekt Jochen Osterlehner (Osterlehner Architekten). Nach seiner Vorstellung hatten Rechtsstreitigkeiten und leere Kassen die Planung und den Bau der Bahn um zwei Jahrzehnte verzögert. Die Strecke des Überfliegers könnte vom Thelottviertel über Wertach und Ackermannstraße direkt zum Neubau der Uniklinik führen. „Dort landet sie direkt im 1. Stock!“ Seiner Meinung nach wird übrigens „im gleichen Jahr die Fertigstellung des Staatstheaters gefeiert!“
Architekt Jochen Osterlehner
„Zwei Jahrzehnte verspätet schwebt die Tram durch Augsburg“
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