Sie traten trotz Blitzmarathon in Augsburg gnadenlos aufs Gas und gingen der Augsburger Polizei in die „Laser-Falle“

Blitzermarathon in Augsburg, die Polizei posaunt herum, dass 24 Stunden lang überall die Geschwindigkeit kontrolliert wird – bringt das eigentlich etwas? Es bringt etwas, sagt die Polizei, aber es bringt trotz der öffentlichen Bekanntmachung immer wieder sogar Rekord-Raser, die ertappt werden.


Beispiel Blitzer-Marathon in Augsburg: Ende April fand der zehnte bayerische 24-Stunden-Blitzmarathon statt. Das Polizeipräsidium Schwaben Nord beteiligte sich mit insgesamt 53 Messstellen an den europaweiten Geschwindigkeitskontrollen im Rahmen des „Speedmarathons“. Insgesamt wurden über 12.100 Fahrzeuge gemessen und dabei 263 Geschwindigkeitsverstöße in Nordschwaben festgestellt. Den Höchstwert von 160 km/h bei zulässigen 100 km/h erreichte ein Motorrad auf der Bundesstraße B2 in Fahrtrichtung Augsburg.


Noch ein zweites Mal ließ dieser Tage das Thema Geschwindigkeitsmessung aufhorchen: Der Blitzeranhänger der Polizei, auch ET genannt, hat in der Zeit von 21. bis 25. April die Einhaltung des von 6 bis 20 Uhr geltenden Geschwindigkeitslimits von 120 km/h auf der Autobahn A8 im Bereich der Anschlussstelle Neusäß in Fahrtrichtung München überwacht. Während dieser über fünf Tage andauernden Messung wurden insgesamt 93.586 Fahrzeuge gemessen. Davon waren 1.593 Fahrer zu schnell unterwegs. Von denen wiederum 154 Autofahrer, das entspricht etwa zehn Prozent, so schnell unterwegs waren, dass sie nun ein Fahrverbot von ein bis drei Monaten erwartet. Diese Verkehrsteilnehmer waren mindestens 41 km/h zu schnell unterwegs. Den Höchstwert von gemessenen 213 km/h bei zulässigen 120 km/h erreichte ein Fahrer aus Baden-Württemberg. Den Mann erwartet nun ein Bußgeld in Höhe von 1.400 Euro, zwei Punkte und ein Fahrverbot von drei Monaten.


Dass es an Autobahnen, vor allem, wenn das Tempo etwa wegen Baustellen oder Lärmschutz zeitweise beschränkt ist, mehr Geschwindigkeitsverstöße gibt als auf einer Ortsverbindugsstraße, erklärt sich allein durch die schieren Mengen an Fahrzeugen, die dort unterwegs sind. Und die, wie das obige Beispiel zeigt, längst nicht alle die geltende Geschwindigkeit einhalten.


Aber gibt es darüber hinaus prinzipiell Stellen, an denen die Polizei beim Blitzmarathon in Augsburg immer wieder (Rekord-)Geschwindigkeitsverstöße feststellt? Oder sogenannte Rennstrecken, wo „auf Höchstgeschwindigkeit“ gefahren wird? Polizeisprecher Markus Trieb beschafft von der zuständigen Fachabteilung seines Hauses einen ersten Überblick, der allerdings nur solchen Messungen betrifft, die die Polizei selbst mit Laser-Messgeräten vorgenommen hat. Andere Daten würden direkt bei der zentralen Bußgeldstelle in Straubing auflaufen.
Unter den verfügbaren Daten fallen zunächst gleich vier Verstöße auf, die im Rahmen von Sonderaktionen gemessen wurden. Rekordhalter war ein Autofahrer, der im Mai 2022 um 22 Uhr mit Tempo 125 in der Ackermannstraße gemessen wurde, Tempo 60 sind hier erlaubt. Je nachdem, was der betreffende Fahrer an Voreintragungen in seinem Verkehrseignungsregister mit sich bringt, sind eine hohe Geldstrafe und ein mehrwöchiges Fahrverbot „drin“.


Platz 2 geht, bezogen auf das reine Tempo, an einen Fahrer, der auf der Straße beim Augsburger Flughafen statt der maximal erlaubten 70 km/h mit 112 Sachen auffiel. Beide Fälle entsprangen Schwerpunktaktionen der Polizei.
Das taten auch die nächsten beiden Fälle. Da war die Polizei nach Bürgerprotesten über Raserei im Aichacher Stadtteil Oberbernbach tätig geworden – konkret wurde dabei auch „geblitzt“. Und innerhalb von nur 15 Minuten wurde zwei Raser gemessen, die bei erlaubten 50 km/h mit 97 und 98 Sachen unterwegs waren.


Dieses Beispiel verdeutliche, so Trieb, die eigentliche Stoßrichtung polizeilicher Arbeit. Würde es – wie oft kolportiert – um das reine „Abkassieren“ gehen, dann wären Messstellen entlang von Autobahnen unerreicht einträglich. Mit ihrer Arbeit wolle die Polizei aber schwächere Verkehrsteilnehmer wie Kinder oder Senioren schützen, weswegen immer wieder auch vor Kindergärten, Schulen oder Altersheimen kontrolliert werde. Umso ärgerlicher, wenn selbst dort, wo es oft keinen Durchgangsverkehr gebe, drastische Tempoverstöße gemessen würden. Mehr als doppelt so schnell wie erlaubt – keine Seltenheit. Beispiel Kindergarten Harburg: Tempo 30 erlaubt, Tempo 64 gemessen. Beispiel Schule Todtenweis: Tempo 30 erlaubt, Tempo 62 gefahren, ebenso Schule Donauwörth und Kindergarten Kühbach: Tempo 61 statt 30. Da kommen einem die 53 km/h bei erlaubten 30 vor dem Kindergarten in der Mittenwalder Straße in Augsburg geradezu langsam vor.


Das Versprechen von Markus Trieb und seinen Kollegen beim Thema Kinderschutz: „Sie sind noch unerfahren beim richtigen Verhalten im Straßenverkehr und können leicht übersehen werden. Gerade deswegen haben wir die Verkehrssituation vor Schulen genau im Blick und lassen uns dort oft sehen, um z.B. mit Geschwindigkeitsmessungen das Verhalten der Verkehrsteilnehmer zu überprüfen.“

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