Deutsche Meisterschaft für Dortmund oder Klassenerhalt für Augsburg. Das war die ganz große Frage vor dem Aufeinandertreffen beider Mannschaften. Sowohl der FC Bayern, als auch der VfB Stuttgart hatten mit ihren Ergebnissen für eine spannende Ausgangslage gesorgt, die für beide Teams Finalcharakter besaß.
Da die Stuttgarter ihr Spiel gegen Mainz komfortabel mit 4:1 gewann, war der FC Augsburg im letzten Heimspiel der Saison gegen Borussia Dortmund noch einmal gefordert, um den Klassenerhalt vorzeitig perfekt zu machen und der Borussia die große Chance auf die deutsche Meisterschaft zu nehmen. Eine Ausgangslage, die kaum schwieriger hätte sein können. Um diesen Drahtseilakt zu meistern, probierte es Enrico Maaßen mit einer neuen Aufstellung und taktischen Ausrichtung. Zum einen stellte er gegen den Ball wieder auf die in dieser Saison zumeist stabilere Viererkette um, versuchte aber gleichzeitig das Zentrum so dicht wie nur möglich zu machen. Sowohl Niklas Dorsch, Elvis Rexhbecaj, als auch Arne Engels standen in der Startelf. Im Angriff begannen Dion Beljo, Kelvin Yeboah und Ermedin Demriovic, mit viel Tempo wollte man die Dortmunder Innenverteidigung vor Probleme stellen.
Dominante Vorstellung des BVB
Ein Plan, der das erste Mal in der 18. Minute zu einer vielversprechenden Möglichkeit führte, als Demirovic einen Ball perfekt auf den durchstartenden Beljo durchsteckte, der aber im Laufduell mit Gregor Kobel einen halben Schritt zu spät kam. Die Spielkontrolle überließen die Gastgeber weitestgehend den Schwarz-Gelben, die mit der Chance, das Tor zur ersten deutschen Meisterschaft seit über zehn Jahren aufzustoßen, die Augsburger am eigenen Sechzehner einschnürten. Mit schnellen, kurzen Pässen zwischen die Linien gelang es ihnen immer wieder Unordnung in die FCA-Defensive zu bringen, was zu einigen sehenswerten Abschlusschancen führte. Die bis dato beste vergab in der 20. Minute Sebastian Haller, der in der 20. Minute mitten im Strafraum bedient wurde, kurz Jeffrey Gouweleeuw austanzte, dann aber aus kürzester Distanz an einer Glanztat von Tomas Koubek scheiterte. Aber auch in der Folge ließ die Mannschaft von Edin Terzić nicht locker und kam durch Julian Brandt in Minute 29 und 33, jeweils nach schnellen Gegenstößen zu zwei herausragenden Chancen, scheiterte aber beide Male am stark reagierendem Augsburger Schlussmann. In der 38. Minute dann der Schockmoment aus Sicht des FCA: Felix Uduokhai hielt Donyell Malen, der frei aufs Tor rennen wollte, fest und kassierte nach VAR-Entscheidung die Rote Karte. Über 50 Minuten Zeit also für den BVB in Überzahl einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft zu gehen. Maaßen reagierte, brachte Maximilian Bauer für Yeboah und rettete das 0:0 in die Halbzeitpause.
FCA stemmt sich in Unterzahl gegen BVB-Übermacht
Aus Augsburger Sicht begann die zweite Halbzeit direkt mit einer schlechten Nachricht, Mads Pedersen konnte nach einem Foul von Karim Adeyemi in der Anfangsphase nicht mehr weiterspielen. Ihn ersetzte Winterneuzugang David Colina. Spielerisch setzte sich das Bild aus der ersten Hälfte fort, nur agierten die Hausherren in Unterzahl nun noch tiefer in der eigenen Hälfte, lauerten aber weiter auf Konterchancen. Der Aufwand der Dortmunder brachte in der 58. den erhofften Ertrag, als Bauer Malens eher harmlose flache Hereingabe nicht kontrollieren konnte, Sebastien Haller dieses Geschenk dankend annahm und aus spitzem Winkel flach an Koubek ins lange Eck vorbeischob. Die Augsburger zeigten sich darauf nur kurz schockiert und versuchten ihrerseits selbst gefährlich zu werden. So ergab sich für den kurz zuvor eingewechselten Irvin Cardona in der 62. Minute eine exzellente Gelegenheit, den Ausgleich zu erzielen. Nach einem perfekt getimten Ball in die Spitze von Niklas Dorsch tauchte Cardona frei vor Gregor Kobel auf, scheiterte aber am glänzend reagierenden Dortmunder Schlussmann. Da es die Dortmunder lange verpassten zweite Tor nachlegten, blieb das Spiel bis in die Schlussphase spannend. Doch in der 84. Minute machte Borussia Dortmund den Deckel drauf. Wieder traf Haller, der nach einer klasse Parade von Koubek frei vor dem Tor zum Abschluss kam und nur noch einschieben musste. Der FCA warf zwar noch einmal alles nach vorn konnte die Dortmunder und ihre Fans, die längst Meisterschaftsgesänge angestimmt hatten, nicht mehr ärgern. Im Gegenteil: Der BVB legte in der Nachspielzeit sogar noch das 3:0 nach, dieses Mal war es Julian Brandt, der in der ersten Halbzeit noch kein Glück hatte.
Dank der 3:0-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund muss der FC Augsburg nun am letzten Bundesligaspieltag noch einmal ordentlich zittern. Lediglich zwei Punkte beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz. Für die Augsburger geht es zum Saisonabschluss nach Gladbach.
Augsburg: Koubek – Renato Veiga, Gouweleeuw, Uduokhai – Engels, Dorsch, Rexhbecaj (62.Cardona), Pedersen (46. Colina), Yeboah (40.Bauer), Demirovic (89.Maier) – Beljo (62.Berisha)
Dortmund: Kobel – Wolf, Süle, Hummels (90.+1 Schlotterbeck), Ryerson – Can, Brandt, Guerreiro (80. Reus), Malen (90.+1 Reyna), Adeyemi (72.Özcan) – Haller