Acht Spieler hat der FC Augsburg im Sommertransferfenster verpflichtet. Einer von ihnen ist Phillip Tietz. Der 1,90 Meter große Stürmer wechselte vom Bundesligaaufsteiger Darmstadt in die Fuggerstadt. Warum er sich in Augsburg pudelwohl fühlt, welche Rolle sein Mannschaftskollege Patric Pfeiffer beim Wechsel spielte und welche Träume er weiterhin verfolgt, erzählt er im großen AJ-Interview.

Augsburg Journal: Sie sind mit Ihrem Wechsel von Darmstadt nach Augsburg einen mutigen Schritt gegangen, in der Bundesliga hätten Sie auch mit den Lilien spielen können, was waren die Beweggründe?

Phillip Tietz: Erstens ist es eine klare sportliche Weiterentwicklung. Der FC Augsburg ist ein etablierter Bundesligist, spielt jetzt das 13. Jahr in der Liga. Zweitens haben mich die Gespräche mit den Verantwortlichen Stefan Reuter, Christoph Janker und Enrico Maaßen sofort überzeugt. Sie haben mir von der ersten Sekunde an das Gefühl gegeben, dass ich hier ein wichtiger Spieler sein soll und auch als Mensch sehr geschätzt werde. Außerdem hat meine Freundin gesagt, wenn ich wechsle, dann bitte in den Süden (lacht).

AJ: Wie haben Sie die ersten Wochen und Monate beim FC Augsburg erlebt?

Tietz: Super, ich fühle mich hier pudelwohl. Die Mannschaft ist klasse. Ich glaube, ich bin aber auch ein Charakter, der es nicht allzu schwer hat, sich in eine neue Mannschaft einzufügen. Ich bin schon ein kleiner, verrückter Hase, sag ich mal. Aber auch die Voraussetzungen hier sind einfach optimal, es ist eine ideale Umgebung, um sich weiterzuentwickeln. Ich sehe von Tag zu Tag, dass es der richtige Schritt war.

AJ: Mit Patric Pfeiffer hat ein Mannschaftskollege von Darmstadt denselben Schritt wie Sie im Sommer vollzogen, hat Ihnen das den Start hier erleichtert?

Tietz: Klar war es gut, dass man gleich schon mal jemanden kannte, Sven Michel kannte ich zum Beispiel auch schon von meiner Zeit in Paderborn. Insgesamt haben mich die Jungs im Training aber super aufgenommen, es war wie als wenn ich schon wochenlang hier wäre. Mittlerweile fühle ich mich schon so, als wäre ich schon viel länger hier.

AJ: Bislang kamen Sie eher als Joker zum Einsatz. Wie sehen Sie Ihre Situation im Kader, der FCA hat derzeit einen großen Konkurrenzkampf im Sturm?

Tietz: Konkurrenz belebt das Geschäft und ich will es natürlich dem Trainer bei der Entscheidung so schwer machen, wie ich kann. Nichtsdestotrotz steht im Vordergrund, dass wir Spiele gewinnen.

Phillip Tietz: „Ich bin ein sehr kommunikativer Spieler“

AJ: Mit Ermedin Demirovic gibt es einen neuen Kapitän in der Mannschaft, der den Anspruch hat voranzugehen. Wie handhaben Sie es auf dem Platz, eher mit Leistung vorangehen oder sind Sie auch ein Lautsprecher?

Tietz: Ich bin ein sehr kommunikativer Spieler, versuche die Mannschaft immer hochzuholen, zum Beispiel nach einem Gegentreffer. Aber auch wenn wir selbst ein Tor geschossen haben, will ich, dass wir fokussiert bleiben. Klar gibt es manchmal auch Situationen im Spiel, in denen ich ein wenig emotionaler wurde und nach dem Spiel zu den Mitspielern gegangen bin und gesagt habe: „Ey Jungs, das bin ich. Tut mir leid, das ist niemals persönlich.“ Dann haben sie es auch direkt verstanden und haben gesagt, ach, gar kein Problem, das gehört dazu im Fußball.

AJ: Der Saisonstart lief nicht ganz wie erhofft, gefühlt lastet derzeit viel Druck auf der Mannschaft, wie nehmen Sie das intern wahr?
Tietz: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, man bekommt nichts mit. Natürlich kriegt man mit, dass es momentan hier eine gewisse Unzufriedenheit gibt. Nichtsdestotrotz halten wir als Mannschaft zusammen. Ich habe mit einigen Spielern hier geredet und die haben gesagt, so eine Qualität hatten sie seit Jahren nicht mehr beim FCA. Und da kann ich nur zustimmen. Auch so wie die Trainingseinheiten ablaufen, kann man sagen, die Chemie stimmt.

AJ: Es war ein großer Umbruch im Kader diesen Sommer, braucht die Mannschaft einfach noch Zeit, um sich zu finden?

Tietz: Klar ist das ein Punkt, aber ich merke jeden Tag im Training, dass wir eine gute Mannschaft sind, die in der Lage ist, viele Spiele zu gewinnen. Momentan fehlt uns dieses Quäntchen Glück, aber das müssen wir uns erkämpfen und das geht nur, wenn wir wirklich daran glauben und zusammen an einem Strang ziehen.

AJ: Sie gelten als Stürmer, der auch Stärken mit dem Rücken zum Tor hat und als Anspielstation fungieren kann. Spielen Sie lieber als alleinige Spitze oder mit einem Sturmpartner?

Tietz: Ich kenne es sowohl als auch. Letzte Saison habe ich größtenteils allein vorne gespielt, was gut funktioniert hat. Im Jahr davor habe ich zusammen mit Luca Pfeiffer im Sturm gespielt und 15 Tore geschossen, im Endeffekt macht es für mich keinen Unterschied.

AJ: Sie haben mit 26 Jahren den Sprung in die Bundesliga geschafft, sich davor konstant nach oben gearbeitet. Welche Ziele und Träume haben Sie noch für Ihre Karriere?

Tietz: Träume gehören dazu und die habe ich auch. Das soll jetzt nicht falsch verstanden werden. Ein großer Traum ist natürlich, mal in der Nationalmannschaft zu spielen, aber das ist natürlich sehr hoch gegriffen. Dafür muss ich erst mal Leistung in der Bundesliga bringen. Aber trotzdem ist es ein Traum und ich glaube, wie jeder kleine Junge oder jedes kleine Mädchen träumt man von Dingen und hofft, dass sie passieren. Als kleiner Junge war es mein Traum in die Bundesliga zu kommen, damals hat es auch keiner geglaubt und letztendlich sitzen wir jetzt hier und führen darüber ein Interview. Neben dem Platz ist mein Traum aber hauptsächlich, dass es meiner Familie gut geht, dass ich vielleicht noch ein, zwei weitere Kinder bekomme, das steht sogar noch höher als der Traum vom Fußballer.

AJ: Stichwort Familie, wie haben Sie sich hier bislang eingelebt?

Tietz: Meine Freundin und meine Tochter sind jetzt hier mit bei mir. Wir warten gerade noch darauf, dass wir in unser Haus ziehen und uns dann hier richtig heimisch fühlen können, aber insgesamt gefällt es mir sehr gut hier, die Luft ist viel besser, es atmet sich deutlich leichter. Auch die Menschen sind hier sehr herzlich und nett, das ist anders, als ich es aus dem Norden kenne.

AJ: Sie sprechen von sich als Familienmensch, nennen Ihren Vater als Vorbild. Wie oft haben Sie Gelegenheit, Zeit mit Ihren Eltern zu verbringen?

Tietz: Das ist natürlich nicht mehr ganz so einfach, aktuell. Meine Freundin kommt aus Fulda und ich aus Braunschweig, da muss man immer abstimmen, wo man hinfährt. Deshalb ist es meistens eigentlich so, dass meine Eltern und meine Freunde mich hier besuchen. Die waren in den ersten Wochen auch viel da und haben es mir viel leichter gemacht.
Interview: Johannes Kaiser

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