Wenn eine Augsburger Sportlerin bei den Olympischen Spielen nichts mehr zu beweisen hat, dann ist es Ricarda Funk – könnte man meinen. Die 32-Jährige gewann bereits in Tokio die Goldmedaille, ist vor Paris aber mindestens genauso motiviert wie damals. Das liegt nicht nur an den wegfallenden Corona-Beschränkungen. Mit dem Augsburg Journal sprach sie kurz vor ihrem Aufbruch nach Paris.
Augsburg Journal: Wie ist Ihre Gefühlslage vor Paris?
Ricarda Funk: Es ist ganz schön viel los gewesen in den letzten Wochen. Organisatorische Dinge, Medientermine und anderweitiger Stress. Deshalb habe ich versucht, das Ganze etwas zu reduzieren, denn im Vordergrund steht der Sport. Es gab auch Tage, da dachte ich, wenn jetzt noch eine Sache dazukommt, platzt mir der Kopf. Ich habe eine richtige Last auf den Schultern gespürt, das Gefühl ist zum Glück jetzt weg. Jetzt freue ich mich einfach auf das, was kommt, weil es jetzt endlich losgeht.
Mit der Familie dabei zum Erfolg?
AJ: Wie sehen Ihre Ziele für die Spiele aus?
Funk: Mein großer Traum ist ein sportlicher Erfolg in Kombination mit dem Gesamtpaket Olympia. Meine Familie wird auf der Tribüne sitzen, da würde ich ihnen gerne dafür das volle Erfolgserlebnis schenken wollen.
AJ: Wie hart ist die Konkurrenz? Jessica Fox dürfte vom Ranking her Ihre stärkste Konkurrentin sein.
Funk: Jess Fox wird mit einem Messer zwischen den Zähnen an den Start gehen, das kann ich jetzt schon sagen. Sie ist definitiv eine heiße Kandidatin, aber auch andere Sportlerinnen, junge Sportlerinnen, die gerade ihren ersten Weltcup-Erfolg gefeiert haben. Ich denke da an Camille Prigent, die Französin muss man auf ihrer Heimstrecke definitiv auf dem Zettel haben. Aber das Rennen ist generell sehr sehr gut besetzt. Aus der Top 10 der Weltrangliste fehlt nur eine Person. Dementsprechend wird es ein heißer Kampf. Die Strecke ist schwer, da habe ich auch noch ein, zwei Baustellen, an denen ich arbeiten muss.
Ricarda Funk: „Ich freue mich auf das Gesamtpaket“
AJ: Worauf freuen Sie sich außerhalb der eigenen Wettkämpfe?
Funk: Es wird eine bombastische Veranstaltung. Ich habe eben erst gehört, dass 45.000 freiwillige Helfer mit dabei sind. Das zeigt ja schon das unglaubliche Ausmaß dieser Spiele. Ich freue mich auf das Gesamtpaket, den Kontakt zu anderen Sportlern, das Deutsche Haus. Das kenn ich alles aus Tokyo nicht, da hatte man ja quasi Angst vor anderen Menschen. Leider weiß ich noch nicht, ob ich bei der Eröffnungsfeier dabei sein kann, denn am Tag darauf geht bei mir schon der Wettkampf los. Da muss ich abwägen, ob das in meine Routine passt. Wie viel mir die Erfahrung an positiven Vibes gibt, aber auch wie sehr es meine Routine verändert. Klar wäre es sehr schade, das zu verpassen, aber der Wettkampf steht im Vordergrund.
AJ: Welche anderen Wettbewerbe würden Sie sich gerne anschauen?
Funk: Turnen würde ich ganz gerne sehen, allerdings habe ich schon feststellen müssen, dass deren Wettkämpfe parallel zu unseren laufen. Deswegen weiß ich noch nicht, ob ich es schaffen werde, dort vorbeizuschauen. Außerdem bei der Leichtathletik im großen Stadion dabei zu sein und das 100-Meter-Finale zu sehen wäre wirklich großartig. Da ist aktuell, glaube ich, Noah Lyles der absolute Favorit. Der macht immer eine Show aus seinem Auftritt, das würde ich gerne mal live erleben.
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