Dass sich die kulinarischen Ansprüche und Erwartungen bei einem „einfachen Biergartenbesuch“ verändert haben, dürfte vielen Gastronominnen und Gastronomen bewusst sein. Unsere Landpartie nach Kaufering – also in den nördlichen Landkreis von Landsberg am Lech – bescherte uns ein besonders schönes Beispiel dafür, wie traditionelle Wirtshauskultur modern interpretiert und leidenschaftlich gelebt werden kann. Seit 1918, bereits in dritter und vierter Generation, bewirtschaftet die Familie Fischer den Gasthof zur Brücke – bei den Einheimischen nur „Brückenwirt“ genannt. Das Vater-Sohn-Duo Herbert (gelernter Metzger) und Christian Fischer (Küchenchef mit Lehr- und Wanderjahren in der Sternegastronomie) macht vor, wie harmonisch Generationen sich ergänzen, voneinander lernen und dem Gast Freude bereiten können…

Ambiente im Gasthof zur Brücke ★ ★ ★ ★

Im alten Ortskern von Kaufering direkt an der Lechbrücke gelegen, erwartet Ausflügler ein Stück bayerische Bilderbuchidylle. Die gute „Stub´n“ mit liebenswerten Details wie den Bügelbierflaschen-“Kronleuchtern“, ein heller Festsaal und der Wintergarten im ersten Stock bieten Raum für traditionelle Gastlichkeit mit modernem Touch. Highlight ist freilich der lauschige Biergarten, durch den der kleine Mühlbach fließt und wo man unter alten Kastanien schön beschattet sitzt. Für Familien ist der angrenzende, weitläufige Spielplatz in Sichtweite ein wahres Paradies. Ein kleiner Weiher, Apfelbäume und Spielgeräte, die fast schon an einen Freizeitpark erinnern – da kommt beim Junior-Publikum garantiert keine Langweile auf!

Essen ★ ★ ★ ★

Natürlich gibt´s hier auch die Biergarten-Klassiker schlechthin – und sicherlich sind auch die typischen Brotzeiten wie ein Wurstsalat schon einen Ausflug wert. Für Transparenz auf der Karte sorgt auch die lückenlose Angabe zu den regionalen Produzenten und Lieferanten.
Wir entschieden uns bei den Hauptgerichten für den vegetarischen Pfifferling-Gulasch (19,50 €) mit feinem Serviettenknödel, der uns mit intensivem Paprika-Geschmack begeisterte. Von der Tageskarte wählten wir zudem die geschmorte Kalbsbacke (21,80 €) mit aromatisch gerösteten Kräuterseitlingen, Wurzelgemüse und buttrigem Kartoffelpüree. Nicht nur ein feines Geschmackserlebnis, sondern das ganze auch wirklich ansprechend auf schönen Tellern angerichtet. Auch die Portionsgröße erschien uns absolut perfekt. Das war insgesamt schon „Biergarten next level“-Niveau! Pfiffige bayerische Neuinterpretationen wie den vegetarischen „Kässpatzen-Burger“ mit Tomaten-Zwiebel-Marmelade und Senfcreme Rahmgurke heben wir uns für unseren nächsten Besuch auf, haben wir uns vorgenommen. Den Abschluss bildete ein hausgemachter Blaubeer-Kaiserschmarrn (12,90 €), herrlich karamellisiert, mit Blaubeer-Sorbet, Rosinen und Crumble – eine wirklich gelungene Variante zum klassischen Mehlspeisen-Dessert.

Trinken ★ ★ ★ ★

Neben Bierspezialitäten aus Augsburg (Brauhaus Riegele und Hasen) gab es auch überraschende Getränke-Empfehlungen wie den „Landsberg Mule“ (8,80 €) mit dem prämierten Lech Life Gin mit einer ausgefallenen Mischung aus zehn Botanicals. Auch die kleine, feine Weinkarte las sich lustvoll. Mit dem halbtrockenen „Steinreich“-Riesling vom Pfälzer Weingut Johann Müller (0,2l zu 6,- €) bekamen wir einen keineswegs alltäglichen, freudigen Trinkkumpan ins Glas eingeschenkt, der ausgezeichnet zum heiteren Gute-Laune-Biergartenfeeling passte.

Service ★ ★ ★ ★

Etwas verwirrt waren wir schon, dass gleich drei verschiedene Servicekräfte für unser Wohl sorgten; diese arbeiteten aber ganz offensichtlich gut eingespielt „Hand in Hand“; professionell und ebenso flink wie freundlich.

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