Beinahe sieben Kilometer. Das war der Unterschied in der Laufleistung zwischen dem FC Augsburg und Borussia Dortmund am vergangenen Samstagnachmittag. Der FCA lief 119,24 km, der BVB 112,93 km. Einen großen Anteil daran, diese Kämpferstatistik und am Ende auch das Spiel gewonnen zu haben, hatte Elvis Rexhbecaj. Dieser lief mit 12,56 Kilometern mit Abstand am meisten von allen Akteuren auf dem Rasen.
Zusätzlich stachelte er die Augsburger Fankurve mit seinen Armbewegungen immer wieder an, den Support weiter hochzuhalten – und damit auch seine Teamkollegen konzentriert zu bleiben. Sowohl Spieler als auch Fans hielten durch und bescherten dem FCA zu Beginn der englischen Woche immens wichtige drei Punkte. Gegen die favorisierten Dortmunder überzeugten die Fuggerstädter mit ihren traditionellen Tugenden. Kaum Ballbesitz (24 Prozent), dafür gute Umschaltmomente, gnadenlose Effizienz und ein starker Zusammenhalt, der die Dortmunder Angriffs-Avancen auf ein Minimum beschränkte.
Diese Tugenden verkörpert nahezu ideal Mittelfeldspieler Elvis Rexhbecaj, der in dieser Saison nicht mehr aus der Startelf raus zudenken ist. Als einer der ersten Anläufer stört er das gegnerische Aufbauspiel und rennt, wenn nötig, bis ganz nach hinten in den eigenen Strafraum – ein echter Achter oder neudeutsch Box to Box Spieler eben. Dass Rexhbecaj kein Spieler der Marke feine Klinge mit dem Ball am Fuß ist, wissen er selbst aber auch Trainer Jess Thorup am besten. Dennoch nimmt der Nationalspieler Kosovos Woche für Woche eine wichtige Rolle in Thorups System ein. Was die technisch hochanspruchsvollen Aufgaben angeht, entstand beim FCA durch die Verletzung von Ruben Vargas eine Lücke, konnte man meinen. Diese hat Neuzugang Alexis Claude-Maurice in der Zwischenzeit auf beeindruckende Weise gefüllt, auch weil er sich einen Ratschlag von Rexhbecaj offenbar zu Herzen nahm. „Ich sage es immer wieder“, betonte Rexhbecaj im Anschluss an seinen Distanz-Treffer im Auftaktspiel gegen Bremen: „Wenn wir im vorderen Drittel sind, müssen wir schießen, damit wir unsere Angriffe einfach zu Ende spielen.“
Elvis Rexhbecaj macht alles für das Team
Dies tat Claude-Maurice gegen Dortmund zweimal in beeindruckender Manier. Sowohl beim 1:1 als auch beim 2:1 Siegtreffer zeigte der ehemalige französische U-21-Nationalspieler seine ganze Klasse und platzierte seine Abschlüsse erst aus 25 Metern und dann von der Strafraumkante aus direkt im Eck. Damit solche herausragenden Leistungen auch im für den FCA richtigen Ergebnis münden, leistet Rexhbecaj seine Arbeit mit den Kollegen Kristijan Jakic und Frank Onyeka gerne.
„Er macht alles für die Mannschaft“, weiß auch Thorup um die Stärken seines Achters. „Er läuft, sprintet, macht Druck, versucht immer, den Spielern um ihn herum zu helfen und übernimmt Verantwortung.“ Augsburgs Coach findet: „So einen braucht jede Mannschaft.“ Auf ihn wird es auch am Dienstagabend ankommen, wenn Schalke 04, der andere große Ruhrpottclub, in der WWK-Arena gastiert (Spiel endete nach Redaktionsschluss). Wie auch am Wochenende, wenn zum Abschluss der englischen Woche das Auswärtsspiel bei Rexhbecajs Ex-Club dem VfL Wolfsburg ansteht.
In Wolfsburg steht Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem misslungenen Saisonstart, die Wölfe liegen derzeit auf dem 14. Tabellenplatz, bereits gehörig unter Druck. Der FCA hingegen wartet seit März auswärts auf einen Sieg, das letzte Erfolgserlebnis passierte ausgerechnet in Wolfsburg, Endstand damals 1:3. Zudem sind die Augsburger als Trainerkiller bekannt – ein gutes Omen?
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