Brigitte Anne-Marie Bardot war in den Sechziger-Jahren und noch lange Jahre danach ein Weltstar. Als Filmschauspielerin, Sängerin, Model und Sexsymbol. Sie trat in Europa und den USA auf. Über Gunter Sachs, damals Playboy Nummer 1 aus der Industriellen-Familie Fichtel & Sachs, schrieb die BILD: „Für ihn geht es immer vorwärts mit Karacho und den schönsten Frauen auf dem Rücksitz.“ Die Ehe mit Brigitte Bardot war die Society-Sensation des Jahres. Die begehrte Französin und der deutsche Playboy – schon zur Verlobung regnete es 1000 rote Rosen aus dem Hubschrauber. Die Traum-Beziehung hält allerdings nur 25 Monate. Der SPIEGEL damals: „Sex und Sachs, wie leicht bricht das“. Die Bardot damals in der BUNTEN: „Für mich wollte er nur das Schönste. Ich werde ihn immer lieben“.
Einer, der in dieser Geschichte eine große Rolle gespielt hat, war der in Augsburg groß gewordene Michael Graeter. Das Journalismus-Talent brachte es vom Volontär der AUGSBURGER ALLGEMEINEN als Mitarbeiter vom damaligen Ressortleiter und späteren AUGSBURG JOURNAL-Gründer Walter Kurt Schilffarth über ABENDZEITUNG, SCHWÄBISCHE NEUE PRESSE, ZDF, BILD und BUNTE zu „Deutschlands Klatsch-Reporter Nummer 1“. Bekannt und berühmt wurde er durch eine Story, die um die Welt ging. Er entdeckte 1966 als Erster die Beziehung, aus der 1966 das „Traumpaar des Jahrhunderts“ (BILD) wurde. Anlässlich des 90. Geburtstages von Brigitte Bardot schildert Michael Graeter die „Story behind the Story“.
Der Tip vom Zöllner: Wie Michael Grater als Erster über die Beziehung von Sachs und Bardot erfuhr
O-Ton Michael Graeter: Allein mit meinem Fotografen Alfred Haase stehe ich vor dem Jagdsitz der schwerreichen Schweinfurter Kugellager-Familie „Fichtel &Sachs“ auf der Rechenau in den Bergen bei Oberaudorf, eine gute Autostunde von München entfernt. Mein Kollege weiß nicht, warum wir hier sind und schaut mich ungläubig an. Ich hatte ihm nichts gesagt, er soll einfach mitfahren und nichts fragen. Ein Zöllner vom Flughafen München-Riem hatte mir Ungeheuerliches gesteckt. „Ganz vertraulich und bitte die Herkunft der Weltsensation nicht preisgeben. Sie interessieren doch solche News“. Die eigentlich verbotene Mitteilung am Telefon, dass der Grenzbeamte gerade die Pässe von Brigitte Bardot und Gunter Sachs abgestempelt habe, macht mich zunächst ungläubig. Als ich mir sofort einen Scherz erlaube, dass Napoleon gerade auf meinem Schoß sitzen würde, legt der unbekannte Beamte fluchend auf. Es ist kurz nach zwölf Uhr in der Münchner Abendzeitung. Alle sind in der Mittagspause. Niemand ist in der Redaktion. War es ein Scherz oder ein Knüller, was ich gerade gehört habe?
Ich will schon in der bewaldeten Einsamkeit aufgeben und meinen VW-Cabrio auf dem schmalen Bergweg wenden. Da höre ich von ganz unten ein leises Brummen und wenig später rollt ein schwarzer „Pullmann“ heran. Ich muss rückwärts fahren und weiter oben auf dem schmalen Pfad eine Ausweichmöglichkeit finden, damit die Promi-Kutsche vorbeikommen kann.
Die Monster-Limo kommt näher und stoppt plötzlich. Heraus springt Playboy und Millionen-Erbe Gunter Sachs, der sich gerade sein Markenzeichen mit Auftritten in Begleitung der wegen Babylosigkeit verstoßenen Perser-Kaiserin Soraya aufgebaut hat. „Was machst Du denn hier?“, fragt Gunter scheinheilig und schon schlüpft die schönste Amazone des Planeten aus dem Wagen. Es ist Schmollmund Brigitte Bardot, in Jeans, bauchfrei, barfuß, das Gänseblümchen, das Jäger Sachs frisch erlegt hat oder von ihr, von Roger Vadim geeicht, erlegt wurde. Man weiß es nie so genau. Der Film mit B.B.-Partner Curd Jürgens, dem „normannischen Kleiderschrank“, heißt doch: “Und ewig lockt das Weib“.
Die sensationelle Begegnung wird eine Welt-Schlagzeile, 300 Reporter kamen zu spät
Die sensationelle Begegnung wird eine Welt-Schlagzeile. An die 300 Reporter aus allen Ländern pirschen Tage später im Wald der Rechenau herum. Sie alle kommen zu spät. Gunter und „Brischitt“ sind bereits zum Heiraten nach Las Vegas und Tahiti geflogen. Sachs gewann damit eine Wette mit ein paar französischen Filmstars und es hat ihn einen Helikopter voller roter Rosen gekostet, die er über Bardots Strand-Nest „Madrague“ regnen ließ. Die Ehe hält allerdings nur 25 Monate. Der SPIEGEL spottet: “Sex und Sachs, wie leicht bricht das“. In BUNTE sagt BB: „Für mich wollte er nur das Schönste vom Schönen. Und ich liebe ihn immer noch unendlich“.
Ich habe Brigitte Bardot viermal getroffen und jedes Mal war es ein Top-Termin. Auch bei den unübertrefflich gut aussehenden Mädchen kennt der Herbst des Lebens keine Gnade. Brigitte Bardot, einst schönstes weibliches Wesen der Welt, feiert 2023 in Südfrankreich ihren letzten Geburtstag mit der chinesischen Glückszahl „8“ vorne dran und hat ihren „Gänseblümchen“-Look natürlich wie möglich blühen lassen, so freundlich wie es der Schöpfer mit ihr meint. Ein Schönheits-Operateur durfte nie in die Nähe ihres zauberhaften Gesichtes kommen. Natürlich habe sie Probleme mit Zipperleins in dem Alter. Nach langem Sträuben muss sich BB allerdings an der Hüfte operieren lassen. Mit Humor sagt sie: „Jetzt habe ich Gehstöcke. Ich bin wie die Tiere, weil ich sie so sehr liebe. Ich gehe wie sie auf allen Vieren“.
Zu ihrem goldenen „Runden“ will Brigitte Bardot nichts Auffälliges veranstalten. An ihrem Geburtstag im vorigen Jahr pendelte die leidenschaftliche Tierschutzaktivistin und prominente Sympathisantin der französischen Rechten in ihrem weißen Kult-Renault „4 KL“ zwischen ihren zwei Anwesen, der „La Madrague“ direkt am Meer von St. Tropez, durch weiße Mauern bis ans Wasser geschützt, und der „La Garrigue“, wo ihre Vierbeiner versorgt werden. In den sozialen Medien bejubeln Hunderte von Fans den Weltstar, der zwischen 1951 und den 70er-Jahren 49 Filme drehte, von denen manche Kultstatus haben. In der Kirche „Saint Pierre d’Arens“ in Nizza wurde sie mit einer Messe geehrt.
Graeters Spaziergang in Schwabing mit Brigitte Bardot
Nach der spektakulären Romanze-Enthüllung mit Gunter Sachs und BB, der heimlich größten „Eroberung aller Zeiten“, treffe ich den Star bei der Premiere „Shalako“ in München, wo bei ihrer Ankunft der damalige Flughafen in Riem schwarz von Menschen ist und sie drei Tage lang die Vorzüge der weißblauen Hauptstadt genießt. Ich darf ihr den Stadtteil Schwabing und ein bisschen mehr zeigen. Das dritte Meeting ist ein purer Zufall, als ich in Paris mit Fotograf Peter Dahlke die „Paul Daumier-Avenue“ hinunterfahre und auf dem Gehsteig BB mit ihrer Freundin Monique Faye sehe, wie sie gerade in das Bistro geht, unterhalb ihrer Pariser Dachwohnung. Klar, dass ich sofort stoppe und wir am Tresen wie zufällig plötzlich dastehen. Zuerst etwas entfernt. Den charmanten Rest machen unsere gespendeten Gläser Champagner. Es wird ein sehr langer fröhlicher Nachmittag. Es dauert bis 11 Uhr nachts.
Ein weiterer Kontakt ergibt sich 1984 in St Tropez. Die Nachrichtenlage ist null Koma null. Keine verwertbaren Storys. Ein Jammer. Die „BILD“, für die ich täglich auf der letzten Seite meine Kolumne schreibe, hat 5,6 Millionen Tages-Auflage. In der „Not“ beschließe ich einfach so das berühmt gewordene Fischerdorf zu besuchen und wir fahren sofort in Richtung Bardots zauberhaftes Strand-Nest „Madrague“.
Klatschende Fan-Abwehr: Wie Brigitte Bardot einst einen dreisten Touristen ohrfeigte – und Michael Graeter live dabei war
Vorerst haben wir kein Glück und drehen um in Richtung Dorf-Mitte, wo ein Markt aufgebaut ist und ein paar Einheimische „Pétanque“ spielen. Dann wird die Langweile mit dem Teufel weggeputzt, als plötzlich die Bardot in sündigen Hotpants zwischen den Standln auftaucht. Sie ist allein, ihre Hunde sind im Auto geblieben. Sie kauft sich einen Strauß Blumen und will schon wieder zurückgehen. Da baut sich ein dreister Tourist vor B.B. auf und fotografiert sie direkt vor ihrer Nase. Das hat eine saftige Ohrfeige zur Folge. Brigitte ist blitzschnell und serviert den Handstreich mit ein paar französischen Schimpfwörtern. Mein Fotograf Guido Krzikowski hält die klatschende „Belehrung“ mit seiner Kamera mit mehreren Live-Bildern fest. Wir rennen zurück ins Hotel. Guido legt die gesamte Telefonleitung lahm, nachdem er die superscharfen Fotos in der Badewanne entwickelt hat und seinen Bild-Knüller über Hoteltelefonleitung nach Hamburg in die Redaktion sendet. Sozusagen ein „WhatsApp“ der Steinzeit. Unsere Zufallsgeschichte mit Bardot auf Seite 1 wird am nächsten Tag die Schlagzeile in der Bundesausgabe.
Ein paar Jahre später darf ich B.B.s „Madrague“ sogar von innen sehen. Allerdings ohne ihr Wissen. Der Haus-Designer von Bardot, Hippie-Couturier Jean Bouquin, macht es möglich, als ich ihn in St. Tropez treffe. Er erzählt, die Schlüssel von Brigittes Strand-Oase zu haben. Salopp macht er ohne Erlaubnis eine „Schloßführung“ mit mir. Ein gemütliches, verschmustes Zuhause, ein Seelen-Spiegel der Bardot. Jean hat sich das Verbotene geleistet, zum Dank eines kleinen Films in der ZDF-„Drehscheibe“, den ich über ihn und seine namhaften Klientinnen gemacht habe.