Die „Ode an die Freude“ spielte das Kammerorchester des Gymnasiums Maria Stern Augsburg – und Christina Drexel dirigierte auf den Stufen des Petersdomes. Nur zwei Meter von Papst Franziskus entfernt: „Das war ein erhebendes Gefühl“, erzählt Drexel von der Begegnung im Vatikan Mitte Oktober. „Ich denke jetzt auch anders über den Papst, weil ich ihn persönlich getroffen habe.“

Mit dabei war das römische Orchester des Liceo Giordano Bruno. Ihren Kollegen Carmelo d‘Eugenio von der Partnerschule habe der Papst gefragt, wie das alles funktioniere mit der deutsch-italienischen Zusammenarbeit. Die Antwort: gut! Sonst blieb nur Zeit für ein Gruppenfoto. Begonnen hat die Planung für die Romreise vor eineinhalb Jahren: Drexel traf Augsburgs Bischof Bertram Meier, der ihr erzählte, für die Synode 2024 reise er nach Rom. Drexel schlug vor, da könnte doch ihr Orchester vor Ort spielen.

Kammerorchester fuhr mit Pauken und Trompeten nach Rom

Aus einer spontanen Idee wurde Realität: 46 Jugendliche von 12 bis 18 Jahren reisten in die italienische Hauptstadt. Auch die Instrumente fuhren letztlich mit zum Papst: Zunächst sollte die italienische Partnerschule die großen Instrumente stellen. „Aber zwei Wochen vor der Reise hieß es: Harfe, Bass und Pauken können die Schule nicht verlassen“, erzählt Drexel.
Mit neuem Busunternehmen habe es dann aber doch noch geklappt, dass die Jungmusiker mit Pauken und Trompeten und Harfe in die Ewige Stadt reisen konnten.

Neben der Audienz beim Papst gaben die Jungmusiker auch ein Konzert in Santa Maria dell‘Anima, einer der „deutschen“ Kirchen in Rom, und eine Messe im voll besetzten Campo Santo, wo beinahe täglich Messen auf Deutsch gehalten werden.
Die Messe hatte Drexel selbst komponiert, eigens für ihr Orchester, das mit fünf Schlagzeugern und Harfe etwas ungewöhnlich strukturiert sei, und sie Bischof Bertram Meier gewidmet.

„Der Bischof hat sich sehr gefreut“, berichtet Drexel. Er hielt nicht nur die Messe, sondern habe „auch schön mitgesungen“, wie auch zwei Pilgergruppen aus Deutschland und eine aus Polen.

Nach dem Gespräch vor eineinhalb Jahren hätten sich Meier und Drexel gefreut, dass das Projekt geklappt habe.
Und eine Belohnung gab‘s auch. Nach dem Gottesdienst habe der Bischof alle in eine Pizzeria eingeladen: „Das war schon eine Wertschätzung“, freut sich Drexel.
„Die Jungen waren top“, freut sich die Orchesterleiterin. Dabei gab es auch hier eine kleine Umplanung: „Um neun Uhr wollten wir uns einspielen und unser Busfahrer wollte über den Tiber. Aber die Brücke war wegen eines Marathons gesperrt“, so Drexel.
Also ging‘s ohne Aufwärmen gleich zum Konzert.

Acht Tage verbrachte die Gruppe in Rom. Auch für Sightseeing, unter anderem die vier Hauptkirchen und das Kolosseum, blieb Zeit. Die Reise habe das Orchester zusammengeschweißt, erzählt Drexel: Beim Herbstfest der Schule seien sie ganz relaxt aufgetreten. Wer schon mal vor dem Papst musiziert hat, den kann eben nichts mehr so schnell umhauen.

Am 18. Dezember spielen sie die Messe nochmal

Und jetzt? „Ich brauch jetzt erst mal Pause“, lacht Drexel beim Gespräch mit dem Augsburg Journal und atmet erst mal hörbar durch. Nach Rom geht‘s also zeitnah nicht mehr. Aber der Papst-Effekt hält sowieso an beim Kammerorchester des Gymnasiums Maria Stern Augsburg: „Wir schweben noch auf Wolke Sieben und die Kinder haben leuchtende Gesichter“, schwärmt die Dirigentin.

Wer die neue „Bischofsmesse“ mal selbst hören will: Am Mittwoch, 18. Dezember, um 17.30 Uhr spielt das Kammerorchester sie für die Öffentlichkeit im Gymnasium Maria Stern Augsburg.

Aufmerksam lauscht Papst Franziskus den jungen
Augsburger Musikern.

Lesen Sie auch: Eine Weihnachtsgeschichte: Geister und Moral zum Fest

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!