Gerade einmal neun Monate ist es her, da spielte Henri Koudossou noch regelmäßig bei ADO Den Haag, einem Verein in der zweiten niederländischen Liga. Nun zählt nicht einmal die Eredivisie, die erste Liga Hollands, zu den fünf besten ihrer Art in Europa, derzeit rangiert sie auf Platz sieben. Dennoch hat Koudossou sich in dieser Saison beim FC Augsburg in der Bundesliga etablieren können. Bei den letzten beiden Spielen stand er sogar in der Startelf.

Wenn man auf den Karriereweg von Henri Koudossou blickt, dann ergibt sich nicht das Bild des hochtalentierten Frühstarters, von dem man bereits mit 18 wusste, dass er sich eines Tages in der Bundesliga durchsetzen konnte, sondern das genaue Gegenteil. Mit 20 wechselte er von Pullach nach Augsburg, um dort in der U23 zu spielen. Der Traum der Bundesliga war zu diesem Zeitpunkt noch ganz weit weg, wie er kürzlich im Interview mit der Rosenau Gazette erzählte. „Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich damals aktiv an die Bundesliga gedacht hätte“, erzählte Koudossou. Nach zwei Saisons in der Regionalliga holte sich der mittlerweile 25-Jährige über zwei Leihstationen in Lustenau und Den Haag Erfahrung in höheren Spielklassen, ehe er vor dieser Saison die Sommervorbereitung bei der ersten Mannschaft des FCA begann. Dort fand Trainer Jess Thorup indes fast sofort Verwendung für den Spätentwickler. In 14 von 18 Spielen kam Koudossou zum Einsatz, das hatten ihm nur die wenigsten zugetraut und auch er selbst hatte dies nicht unbedingt erwartet. „Nein, das habe ich so nicht gedacht. Ich musste ja erst mal zurückkommen und mich einfinden. Für mich war das ja im Sommer auch ein neues Trainerteam. Ich habe dann schon gemerkt, dass mein Spielstil Anklang findet, aber wohin das führt, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.“

Zuletzt führte ihn die Entwicklung immer weiter in die Startelf, in der Thorup ihn aktuell sogar anstelle von Champions League-Finalist Marius Wolf aufstellt. Sowohl beim 2:0-Sieg in Berlin als auch beim abermaligen 2:0-Erfolg in Bremen am vergangenen Sonntag begann Koudossou. Nach anfänglichen Unsicherheiten in seinen ersten Einsätzen findet der schnelle Außenverteidiger mittlerweile immer besser in seine Rolle – das Statistikportal sofascore bewertete seine Leistungen in den letzten beiden Partien mit 7,3 und 7,5, seine besten Werte in der laufenden Saison. Einen großen Anteil an diesen Fortschritten misst Koudossou dem Trainerteam zu. Dieses spiele „eine riesige Rolle. Der Trainer gibt mir ja die Anweisungen, wie ich etwas tun sollte. Ich habe in der Vorbereitung nicht überragend gespielt und auch einige Fehler gemacht. Aber ich habe Feedback und Selbstvertrauen bekommen und wollte dann auch etwas zurückgeben.“

Vor allem defensiv sei der gebürtige Münchner besser geworden, was auch die Zahlen bestätigen. Gegen Bremen etwa gewann Koudossou 10 seiner 12 Zweikämpfe (gegen Union 6/8) und trug damit maßgeblich zu den zwei jüngsten FCA-Erfolgen bei, gleichzeitig die ersten Auswärtssiege der Saison.

Dass man sich auf dieser Leistung nicht ausruhen kann, sondern diese jede Woche bestätigen muss, ist Koudossou bewusst. Seine Laune sei zwar gerade „natürlich super, aber in sechs Tagen ist schon das nächste Spiel und wir wollen so weitermachen, darauf konzentrieren wir uns“, sagte der 1,80 große Verteidiger nach dem Sieg gegen Bremen pflichtbewusst. Am kommenden Samstag ist der 1. FC Heidenheim in der WWK Arena zu Gast, ein Club, mit dem der FCA noch eine Rechnung aufhaben dürfte, verlor man doch in der Hinrunde 0:4 auf der Alb. Damals stand Koudossou zwar im Kader, kam allerdings nicht zum Einsatz, das dürfte sich am kommenden Samstag aller Voraussicht nach ändern.

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