Nach zuletzt enttäuschenden Jahren war die Messe für die AFA gelesen. Doch im Verbund mit vier anderen Ausstellungen stieg nun die A\FAIR wie Phoenix aus der Asche. Wir sprachen mit dem Vater des Erfolges, Messechef Lorenz A. Rau.
AJ: Haben Sie die negative Vorgeschichte der AFA im Vorfeld ausgeblendet?
Lorenz A. Rau: Wir haben nichts ausgeblendet, sondern die Ist-Situation bewertet und bewusst etwas Neues geschaffen. Die A\FAIR ist eine innovative Veranstaltung mit einem frischen Konzept, das vor allem auf die aktuellen Bedürfnisse von Besuchern zugeschnitten ist. Unser Fokus lag von Anfang an darauf, ein modernes Messeerlebnis zu gestalten – und das ist uns gelungen. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir eine Erlebnismesse entwickelt, die weitaus mehr ist als eine reine Ausstellung. Unser Ziel war es, für die Menschen der Region eine Plattform zu schaffen, die begeistert, inspiriert und nachhaltige Mehrwerte schafft. Das positive Feedback von vielen Seiten zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
AJ: Wie lief der Entscheidungsprozess zum neuen Messe-Konzept?
Rau: Für uns stand fest: Augsburg verdient eine Messe für die breite Bevölkerung, die die Region begeistert. Die Idee der A\FAIR entstand zu Jahresbeginn 2024 aus dieser Überzeugung, dass es trotz geändertem Konsumentenverhalten weiterhin eine Nachfrage nach modernen Endverbrauchermessen gibt, auf denen man sich zu einem klar umrissenen Themenfeld einen Überblick über das Angebot und die Trends verschaffen kann. Die endgültige Entscheidung fiel dann Mitte 2024, als sich bestehende Messeveranstalter und die Mediengruppe Pressedruck mit der Messe Augsburg zusammenfanden, um gemeinsam dieses neue Messebündnis zu formen. Der Entscheidungsprozess für die A\FAIR war damit von Anfang an durch eine klare Vision und eine enge Abstimmung mit unseren Partnern geprägt.
Die Entwicklung des Messekonzepts war ein intensiver, aber sehr fruchtbarer Prozess. Es wird ja immer wieder gerne gesagt, dass Endverbrauchermessen aus der Zeit gefallen sind und nicht mehr ankommen bei den Menschen – wir waren und sind überzeugt, dass dies so pauschal nicht stimmt. Aber es war klar: Es muss etwas Neues her, mit einem klaren Fokus auf Erlebnis, Interaktivität und Regionalität. Und am besten sollte es die relevanten Themen abdecken. Wir haben analysiert, was die Menschen sich von einer modernen Messe wünschen, und haben statt einer klassischen Ausstellung eine Plattform entwickelt, auf der Besucher nicht nur Produkte sehen, sondern ausprobieren, mitmachen und sich inspirieren lassen können.
Die intensive Zusammenarbeit mit unseren Partnern war und ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Gemeinsam haben wir ein starkes Bündnis gebildet, in dem jeder seine Stärken einbringen konnte – sei es in der inhaltlichen Gestaltung, im Marketing oder in der Organisation. Wichtig dabei ist, jede Halle steht für ein Thema, einen konzentrierten Marktüberblick. Die enge Zusammenarbeit der Veranstalter untereinander hat es ermöglicht, dass alle Themen ineinander übergehen und für den Besucher aus der anfänglichen Idee eine so großartige Gesamtveranstaltung wurde. Und dieses enge Zusammenspiel hat sich ausgezahlt: Die erste A\FAIR war ein voller Erfolg.
Lorenz A. Rau: Die A\FAIR stärkt Augsburg als Messe- und Wirtschaftsstandort
AJ: Handelten die verschiedenen Akteure autark oder gemeinsam?
Rau: Jeder Partner hat seinen eigenen Verantwortungsbereich, seine eigene Messe, seine eigene Halle, aber das Ziel war immer, ein harmonisches Gesamtkonzept zu schaffen. Unsere Philosophie war es, nicht einfach Einzelveranstaltungen nebeneinanderzustellen, sondern eine vernetzte Erlebniswelt zu gestalten. Das hat hervorragend funktioniert – die Besucher haben die Vielfalt der Themen genutzt, und die Aussteller haben von der breiten Zielgruppe profitiert. Dieses Ergebnis konnte nur gemeinsam erreicht werden.
AJ: Wie war die Resonanz auf das Vorhaben?
Rau: Auf die grundsätzliche Idee gab es zu Beginn der Planungen fast ausschließlich positives Feedback. Für uns stand fest, die Region braucht eine solche Messe. Die regionalen Betriebe, die Politik und auch die Gebietskörperschaften standen von Anfang an voll hinter uns, denn die A\FAIR stärkt Augsburg als Messe- und Wirtschaftsstandort.
Besonders die Gespräche mit regionalen Unternehmern waren bei der Konzeption des Projekts wertvoll, weil sich hieraus auch immer wieder Anpassungen ergaben. Aufgrund der kurzen Vorlaufzeit gingen somit Produktentwicklung und Vertrieb ineinander über und die Aussteller haben teilweise das Messekonzept der A\FAIR mitentwickelt. Für dieses Miteinander bin ich überaus dankbar. Die Resonanz der Öffentlichkeit war vor der Messe vor allem von Neugier geprägt, hatte ich den Eindruck. Ich freue mich besonders, dass wir die Erwartung der Besucher in vielen Fällen erreichen und sogar übertreffen konnten.
AJ: Wie lief die Akquise für die Aussteller?
Rau: Natürlich ist in der aktuellen wirtschaftlichen Lage die Akquise für eine Messe immer eine Herausforderung – gerade, wenn es sich um ein komplett neues Konzept handelt. Aber wir haben auch von Anfang an gemerkt, dass die A\FAIR durchaus auf Interesse stößt. Ein „Selbstläufer“ war es sicherlich nicht, aber wir konnten das Vertrauen der Unternehmen für die Idee und das Messekonzept gewinnen.
AJ: Wie war denn Ihr persönliches Gefühl zum Start der Messe?
Rau: Wie es sich für eine Premiere gehört, war die Vorfreude groß, denn es ist immer aufregend, wenn man eine komplett neue Messe an den Start bringt. Wir waren selbstbewusst genug, um zu wissen, dass das Konzept großartig ist und Neugier geweckt hat, aber ob die Menschen dann im ersten Schritt auch kommen und im zweiten Schritt die Messe positiv aufnehmen, das zeigt sich eben erst in dem Moment, in dem die Türen aufgehen. Als dann die ersten Gäste kamen, sich umschauten, die ersten Mitmach-Stationen ausprobierten und sich die Hallen schnell füllten, war der Optimismus groß, dass trotz Frühlingstemperaturen die Besucher kommen werden. Die Energie, die von Anfang an auf dem Gelände spürbar war, hat uns sofort gezeigt: Die A\FAIR trifft den Nerv der Zeit. Und die positiven Rückmeldungen sowohl von den Besuchern als auch von den Ausstellern haben dieses Gefühl mehr als bestätigt!
Rau: A\FAIR ein Erfolg: Zahlen und Atmosphäre sprechen für sich
AJ: Wurden die Erwartungen erfüllt?
Rau: Mein Team hatte hohe Erwartungen – aber die Resonanz hat es dennoch geschafft, diese noch mal zu übertreffen. Mit über 30.000 Besuchern und rund 500 Ausstellern war das Messebündnis nicht nur zahlenmäßig ein Erfolg, sondern ganz besonders in Bezug auf die Atmosphäre. Die Hallen waren durchgehend belebt, die Stände gut besucht, die Stimmung begeistert, und die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Besonders das Erlebnis-Element, an dem unser Messeteam viel gearbeitet hat, kam hervorragend an – genau das, was wir uns erhofft hatten.
AJ: Ist das Konzept (fünf Messen in Kombination) gänzlich aufgegangen?
Rau: Definitiv. Die Idee, verschiedene Themenbereiche unter einem Dach zu vereinen, hat hervorragend funktioniert. Die Besucher haben sich bewusst Zeit genommen, verschiedene Hallen zu erkunden – das hat man auch an der Verweildauer gemerkt. Das Konzept schafft spürbare Mehrwerte für die Besucher. Gerade für Familien war das Angebot „Ein Ticket – fünf Messen“ ideal. Die thematische Trennung der Hallen hat zudem dafür gesorgt, dass sich Aussteller im richtigen Umfeld präsentieren konnten und Besucher so einen umfassenden Marktüberblick in jedem Themensegment erhielten. Das Konzept ist voll aufgegangen.
AJ: Gab es Reibungspunkte zwischen den Veranstaltern?
Rau: Wir haben von Anfang an auf einen offenen Austausch und enge Abstimmung gesetzt, sodass wir Herausforderungen in der Vorbereitung stets gemeinsam gelöst haben. Die Zusammenarbeit lief ausgesprochen harmonisch, weil alle das gleiche Ziel vor Augen hatten – das Messebündnis für alle Besucher zu einem Erfolg zu machen. Das hat uns zusammengeschweißt.
AJ: Wurde Ihnen und Ihrem Team schon an diesem Wochenende auf die Schulter geklopft?
Rau: Schon während der Messe kamen viele Aussteller auf uns zu, um zu sagen, wie begeistert sie sind. Auch von den Besuchern haben wir positive Rückmeldungen bekommen und vielfach die Aussage, dass man am Folgetag wiederkommen möchte, um auch wirklich alles gesehen zu haben. Ich denke man hat gespürt, dass viele Beteiligte auf diese Idee gesetzt haben und sich freuten, dass das Konzept so positiv aufgegangen ist.
AJ: Gab es irgendwelche Start-Schwierigkeiten? Was lief nicht gut?
Rau: Keine Veranstaltungspremiere dieser Größe läuft komplett reibungslos – aber ich bin wirklich froh, dass die Abläufe insgesamt sehr gut funktioniert haben. Für die Messe Augsburg war es das erste Mal, dass wir eine eigene Veranstaltung so eng mit Gastveranstaltungen verzahnen. Das komplette Messe-Team war hier oder dort eingespannt. Unser Anspruch ist es, beim nächsten Mal noch besser zu werden, und genau daran arbeiten wir schon jetzt nach dem Motto „Nach der Messe ist vor der Messe“.
Rau: A\FAIR und gemeinsames Messewochenende im Jahr 2026 früher im Jahr stattfinden soll
AJ: Die Entscheidung sie wieder so stattfinden zu lassen (im Februar 2026) fiel ja nur Stunden nach der Messe. Warum die Termin-Verschiebung?
Rau: Wir hatten von Anfang an den Plan etwas zu kreieren, das bleibt und eine neue Tradition werden könnte. Bereits in den Monaten vor der Messe hatten alle Beteiligte das Gefühl, dass die Premiere gut wird und so haben wir frühzeitig mit allen Partnern auch über die Zukunft gesprochen. Ende vom Winter oder bereits Frühling, Sonne oder Regen, Ferien oder Schulzeit, Fasching und Konkurrenzveranstaltungen, und nicht zuletzt die Belegung unseres Messegeländes – das alles sind Faktoren, die hier mit hineinspielen. Wir haben uns nun alle gemeinsam darauf verständigt, dass die A\FAIR und das gemeinsame Messewochenende im Jahr 2026 früher im Jahr stattfinden soll. Wir gehen davon aus, dass dies in Summe der Einflussfaktoren noch etwas optimaler ist.
AJ: Bleiben die Preise gleich?
Rau: Ich bin der festen Überzeugung, dass der niedrige Ticket-Preis in diesem Jahr dazu beigetragen hat, dass viele Menschen gekommen sind. Trotz der vielen Kostensteigerungen, die auf uns und die anderen Veranstalter derzeit zukommen, bleibt es unser Ziel, den Vorteil eines günstigen Tagestickets beizubehalten.
AJ: Welche Veränderungen sind eventuell geplant?
Rau: Mein Team hat wahnsinnig viele Ideen. Die beiden Projektleiterinnen sind bereits mitten in der Konzeption der A\FAIR 2026 und es wird – so viel kann man verraten – wieder einiges Neues geben. Besonders der Bereich Freizeit & Tourismus wird ausgebaut. Das Motto bleibt aber auch im kommenden Jahr dasselbe: Mitmachen, Ausprobieren, Erleben.
AJ: Ist das Messezentrum immer ausgelastet?
Rau: Wir haben inzwischen das Auslastungsniveau von vor der Pandemie übertroffen und sind somit zurück auf unserem Wachstumspfad. Besonders in den Monaten im Frühling und Herbst gibt es nur wenige wirklich freie Tage für uns. Da auf dem Messegelände viele Firmen- und Fachveranstaltungen stattfinden, bekommt davon der Augsburger Bürger nur meistens wenig mit.