Seine Mutter hatte um ihn gebangt, erzählt Peter Schöbel: Der Augsburger (45) war mit Ehemann Bernhard Riegl (46) nicht etwa beim Survival Camp, sondern live und vor Ort beim Eurovision Song Contest (ESC) im schwedischen Malmö. Der Wettbewerb war dieses Jahr begleitet von Demos, Polizei-Einsätzen und Skandalen. Schöbel berichtete dem Augsburg Journal REPORTER exklusiv von seinen Eindrücken.

„United by Music“, vereint durch Musik, war das Motto auch des diesjährigen Eurovision Song Contest. Der heiß früher „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ und ist der größte Musikwettbewerb weltweit. Seit dem Beginn 1956 ist die Zahl der Teilnehmerländer, die jeweils einen Künstler mit einem Song zum Wettbewerb schicken, angewachsen. Dieses Jahr standen 37 Acts im Finale, das am Samstag stattfand. Aber der eigentlich unpolitische Wettbewerb wurde überschattet von Kritik an Israels Teilnahme und dem Ausschluss des niederländischen Teilnehmers Joost Klein vom Finale.

Dass Malmö das „Waterloo“ des ESC war, wie etwa die dpa schreibt, kann der Unternehmer (Brillenschau) so nicht bestätigen: „Es war super Stimmung von Anfang bis Ende, auch unter den Teilnehmern. Und 95 Prozent der Besucher waren friedlich und fröhlich.“ Auch dass die Stimmung nicht übergesprungen sei, habe er so nicht empfunden.

Der ursprüngliche Titel aus Israel „October Rain“ der Sängerin Eden Golan wurde wegen verbotener politischer Botschaften von der Europäischen Rundfunkunion (die den ESC veranstaltet) abgelehnt. Als Golan mit dem neuen Titel „Hurricane“ beim zweiten Halbfinale auf der Bühne stand, herrschte eine angespannte Stimmung, berichtet Schöbel. Buh- und Bravo-Rufe hielten sich die Waage. Vor der Halle habe es Demos gegeben und viel Polizei. Aber „die Stimmung unter den Zuschauern war eigentlich nicht so feindselig“, berichtet er.

Aber die Augsburger Gäste konzentrierten sich auf die tollen Erlebnisse beim ESC: „Neben dir sitzen Leute aus Dänemark, Frankreich, und alle jubeln für jeden, das ist der Grundgedanke“, erklärt Schöbel. Nur die Halle sei in echt gar nicht so groß, wie sie im Fernsehen wirke – er würde sogar sagen, die Olympiahalle in München sei größer.


Für den Augsburger war es schon der zweite „Live-ESC“: In Düsseldorf 2011 war er beim Finale, „aber da war die Stimmung nicht so fröhlich, wie in Malmö – weil die Halle so riesig war.“ In den anderen Jahren verfolgt er den Wettbewerb „mit Freunden, zehn Leute vor dem Fernseher, wir grillen davor und zelebrieren es ein bisschen.“ Aber vor Ort ist es natürlich noch einmal etwas anderes. Schöbel erklärt mit einem Lachen: „Ich bin ja schon als Kind Eurovision-Fan gewesen und versuche jedes Jahr, Karten zu bekommen.“ Dieses Mal hat es funktioniert, und auch für die Schweiz im nächsten Jahr will er es versuchen.

Unser Nachbar richtet den kommenden Wettbewerb aus, weil ihr Act Nemo – auch hoch in der Gunst unserer „Augsburger Vertretung“ – mit dem Lied „The Code“ in Malmö gewonnen hat. Ansonsten hatten aber auch Dänemark, Frankreich und Großbritannien Peter Schöbel gefallen. Der deutsche Beitrag von Isaak landete auf Platz 12.

Abseits des Wettbewerbs lebt der ESC auch von den Veranstaltungen drumherum: Den Auftritt von Conchita Wurst (gewann 2014) habe er leider verpasst. Dafür „haben wir Johnny Logan live gesehen. Die ESC-Legende habe ich als Kind schon im TV gesehen.“ Der Ire hatte den Wettbewerb als erster zweimal gewonnen.

Wer ESC sagt, muss auch exzentrische Outfit sagen: Künstler und Besucher schmeißen sich jedes Jahr in Schale. Peter Schöbel und Bernhard Riegl waren da eher noch unauffällig unterwegs: „Wir haben unsere Lederhosen angezogen, weil wir keine große Lust hatten, uns aufwendig zu verkleiden.“ Das sei aber super angekommen, gerade bei englischen Gästen. Die wollten sogar Fotos mit den „Lederhosen-Stars“ aus Augsburg machen. Malmö war jedenfalls ein echtes Erlebnis – „und auch ohne ESC eine Reise wert!“ jg

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