Werden die 3.099 Unterschriften am Donnerstag eine Rolle spielen? In der Entscheidung zum neuen Standort des Süchtigentreffs probieren Vereine, Gemeinden und Anwohner noch einmal alles, um ein Nein für St. Johannes zu erwirken. Am Montagabend fand, organisiert von verschiedenen Oberhausener Gemeinden und Vereinen, noch eine Kundgebung am Rathausplatz statt, an der etwa 250 Menschen teilnahmen. Das Motto lautete „Ja zur Suchthilfe, Nein zu St. Johannes“

Ordnungsreferent Frank Pintsch führte in den vergangenen Wochen viele intensive Gespräche zu dem derzeitigen Augsburger Streitthema schlechthin und sagt: „Klar werden die 3.000 Unterschriften eine Entscheidung spielen.“ In Oberhausen fürchtet man dennoch, dass der Stadtrat klar für St. Johannes votieren wird und der Stadtteil einen weiteren sozialen Brennpunkt erhalten könnte. Dieser Eindruck bestätigte sich für Anwohner Richard Flor, der im unteren Flez des Rathauses gemeinsam mit Hülya Aydingünes OB Eva Weber sowie Pintsch gegenüberstand und mit den Vertretern der Stadt diskutierte. „Die Unterschriften wurden entgegengenommen. Aber das war’s. Das Ding ist durch“, ist sich Flor direkt im Anschluss sicher. Weber gab sich jedoch diplomatisch: „Ich mache keine Unterscheidung, mir sind alle Bürger Augsburgs wichtig.“ Bei den Bürgern Oberhausens herrscht ein anderer Eindruck.

Erste Veranstaltungen zum Süchtigentreff St. Johannes im Februar

„Im Februar fand die erste Veranstaltung zu dem geplanten Süchtigentreff in St. Johannes statt. Seitdem hat sich nichts an der Argumentation der Stadt geändert und es ist nichts passiert“, sagt Flor resigniert. In den vergangenen Monaten hatte es bereits einige Veranstaltungen und Diskussionsrunden zu dem Thema gegeben. Die Augsburger Unternehmer Alexander Ferstl vom Modehaus Jung sowie Maximilian-Philipp Walser (Walser Immobilienprojekte) riefen die Aktionsgemeinschaft Oberhausen ins Leben, um den Widerstand gegen den Standort St. Johannes zu organisieren. Die Befürchtungen reichen von der Sorge um einen zweiten Brennpunkt über Nachahmungsvorgänge, den Handel direkt im Wohngebiet bis zum Risiko für die Kinder. Im direkten Umkreis befinden sich mehr als 20 Kindergärten, -krippen, Schulen sowie Spielplätze. Auf der Cannabis-Konsumheatmap der Stadt, die anzeigt, in welchen Bereichen legal gekifft werden darf und in welchen nicht, liegt der geplante Süchtigentreff direkt in der Mitte zwischen zwei direkt angrenzender Verbotszonen.

Von einer Vorfestlegung auf den Standort St. Johannes will man auf Seiten der Stadt hingegen nichts wissen. „Die Entscheidung ist mitnichten vorgeprägt, sondern jeder hat ein freies Mandat und man wird sehen, wie die ausfällt.“ Die AG Oberhausen beantragte in den vergangenen Monaten über 20 Alternativen zu St. Johannes zu prüfen. Viele davon in Oberhausen, darunter auch die Polizeiinspektion 5 in der August-Wessels-Straße unweit des Josefinums, an die ein Industriegebiet angrenzt.

Weiterer Alternativstandort in der Ulmer Straße?

Die SPD brachte in der vergangenen Woche die Prüfung eines weiteren Alternativstandorts ins Spiel. So solle das Gebäude in der Ulmer Straße 57 noch einmal genauer untersucht werden. Im Haus unweit des Helmut-Haller-Platzes befindet sich derzeit ein Pizzalieferservice. Den Abstimmungsprozess am Donnerstag scheint das jedoch nicht zu behindern.

Sollte die Entscheidung am Donnerstag tatsächlich so fallen wie von der AG Oberhausen befürchtet, werde man trotzdem nicht aufgeben, wie Maximilian-Philipp Walser ankündigte: „Die Stadt kann sich darauf gefasst machen, wenn am Donnerstag dafür entschieden wird, ist das für uns noch nicht das Ende, sondern erst der Anfang.“ Das Thema wird die Stadt wohl noch einige Zeit in Atem halten.

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