Die Nosferatu-Spinne, lateinisch Zoropsis spinimana, ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, erobert mehr und mehr unsere bayerisch-schwäbische Heimat. Problem: Sie kann beißen, was einem Bienenstich ähneln soll. Foto: Tom Kammermeier

Nosferatu-Alarm in Augsburg: Nosferatu in Hochzoll, Nosferatu in Kissing. Eine „neue“ Spinne entdeckt unsere Wohnungen. Vor Spinnen haben viele Menschen Angst, vor den ganz kleinen und bestimmt umso mehr vor Nosferatu. Veränderte Wetterbedingungen bringen es mit sich, dass sich bei uns inzwischen auch Tiere und Pflanzen wohlfühlen, denen es hier vor Jahren noch zu kalt war. Zu ihnen gehört die Nosferatu-Spinne, die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet ist. Mit bis zu sechs Zentimetern Bein-Spannweite und einer Körperlänge von knapp zwei Zentimetern ist sie größer als viele bei uns heimische Arten.

Was Menschen mit Arachnophobie (übersteigerte Angst vor Spinnen) zusätzlich beunruhigt: Die Nosferatu-Spinne kann Menschen derart beißen, dass es weh tut, Experten ziehen Vergleiche mit einem Wespenstich. Das hat sie gemein mit nur drei weiteren in Deutschland vorkommenden Spinnenarten, der Kreuzspinne, der Wasserspinne und dem Ammen-Dornfinger.

Jürgen Zerbe, Präsident des Vereins Wasserstern, eines Augsburger Vereins „für biologische Aquarien- und Terrarienkunde und einschlägigen Naturschutz“, weiß in diesem Jahr bereits von zwei Sichtungen der Nosferatu-Spinne. Sowohl in einer Wohnung in Hochzoll als auch in Kissing seien die Tiere bereits aufgetaucht – ohne allerdings Schaden angerichtet zu haben. Zerbe rät zu entspanntem Umgang mit der Nosferatu-Spinne. Zwar sei er hierfür kein Experte, es dürfte aber um uns herum genügend Platz geben, damit auch Nosferatu hier leben könne.

Die Nosferatu-Spinne lässt sich mit einem Alltagsgegenstand einfangen

Aus dem Augsburger Landesamt für Umweltschutz kommt folgende Stellungnahme: „Die Spinnenart Zoropsis spinimana, auch als Nosferatu-Spinne bekannt, wurde in Bayern erstmals 2015 in Schweinfurt nachgewiesen. Von einer weiteren Ausbreitung dieser Spinne ist auszugehen.“ Aber: Detaillierte Informationen über deren Auftreten liegen dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) nicht vor.
Wie andere Tier- und Pflanzenarten aus dem Mittelmeerraum ist die Spinnenart laut LfU ein Profiteur des Klimawandels. Derzeit lägen keine Informationen bezüglich des Tieres vor, welche auf problematische Folgewirkungen für Mensch und Natur hindeuten. Bei Vorkommen in Wohnräumen könne man diese Spinne mit einem Getränkeglas fangen und so mögliche Bisse vermeiden.

Ihren einprägsamen Populärnamen verdankt Zoropsis spinimana der schwarzen Zeichnung auf ihrem Rücken, die nicht nur Fans von Stummfilmklassikern an das Gesicht der Vampirfigur Nosferatu erinnert. Ansonsten ist ihr Hinterleib hinten grau und vorne gelblich weiß, die Beine sind gelblich-grau und schwarz geringelt. Am meisten Ähnlichkeit hat sie mit der Hauswinkelspinne, wobei sie längere Beine hat und insgesamt auch massiger wirkt.

Wer Angst vor Spinnen hat, fürchtet bestimmt auch Nosferatu. Foto: Hermann Klee

Rund die Hälfte der 842 in Bayern vorkommenden Spinnenarten wird laut LfU in der Roten Liste gefährdeter Arten geführt. Die Bedrohung gehe einher mit der Gefährdung der von ihnen bevorzugten Lebensräume. Dazu gehören Faktoren wie die Versieglung von Flächen, Landnutzungsänderungen oder Entwässerungen. Spinnen besäßen aber eine wichtige Funktion im Ökosystem, indem sie räuberisch von Insekten und anderen Kleintieren leben.

Einige Spinnenarten wie die Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica) und die Große Zitterspinne (Pholcus phalangioides) seien häufig in Häusern und Wohnungen zu finden. Diese Arten seien für den Menschen völlig harmlos und erweisen sich als nützliche Vertilger von beispielsweise Stechmücken.

Warum Nosferatu-Spinnen bei uns in Augsburg oft in Wohnungen zu finden ist

Im Grunde besitzen laut Landesamt fast alle Spinnen Giftdrüsen. Bei uns gebe es jedoch kaum Arten, die die menschliche Haut bei einem Biss durchdringen können und deren Gift beim Menschen unangenehme Symptome verursachen. Lediglich der Biss des Ammen-Dornfingers (Cheiracanthium punctorium) verursache Schmerzen, vergleichbar mit einem Wespenstich. Spinnen sind von Natur aus nicht aggressiv. Ein Biss erfolge auch bei diesen Spinnen nur dann, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihr Nest verteidigen. Daher sollten Brutgespinste generell nicht berührt werden.

Arten, die sich dauerhaft in Häusern etablieren und fortpflanzen können, wie die Hauswinkelspinne und die Zitterspinne, benötigen dort die passenden Lebensbedingungen. Bei uns wird Nosferatu, wohl aufgrund der kühleren Temperaturen, oft in Wohnungen angetroffen.

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