Wir mussten weniger heizen und die Straßenmeistereien brauchten weniger Streusalz. Der vergangene Winter zeigte uns nur selten seine kalte Schulter. Kehrseite der Medaille: Gibt es keine strengen Fröste, überleben mehr Insektenlarven in ihren Winterquartieren – was bedeuten könnte, dass uns im Sommer mehr Mücken anfliegen, dass es mehr Wespen und Kleidermotten gibt – und dass mehr Zecken auf unser Blut warten. Schon jetzt appellieren bayerische Landesapothekerkammer und Bayerischer Apothekerverband, sich in Sachen Zeckenimpfung Gedanken zu machen – sich gegebenenfalls einen „Pieks“ beim Arzt oder Apotheker abzuholen.
Zwar, so Ulrich Koczian, könne die „Zeckenimpfung“ nur im Falle der Hirnhautentzündung (FSME) helfen, nicht aber bei der Borreliose, gegen die es noch keinen Impfstoff gibt. Aber vor allem all jene von uns, die sich viel im Freien bewegen, beruflich (Jäger, Landwirte, Waldarbeiter…) wie privat (Angler, Jogger, Camper…) tun gut daran, sich zu schützen. Wobei, so Koczian, die Impfung nur eine von mehreren Schutzmaßnahmen sei. Wer es zuverlässig schafft, sich die Plagegeister durch seine Kleidung (lange Ärmel und Beine, keine Lücken) vom Körper zu halten, erreiche schon eine deutliche Schutzwirkung. Am besten halte man sich von den Lieblingsplätzen der Zecken, wie zum Beispiel hohes Gras, fern und trage im Wald lange, helle Kleidung, auf der man die (oftmals fast schwarzen) Tiere gleich erkennt. Die Strümpfe sollte man, wenn möglich, über die Hose ziehen, damit die Zecken nicht unter den Hosenbeinen an die Haut gelangen.
Zeckenabwehrende Mittel böten ebenfalls einen zeitlich begrenzten Schutz. Einige dieser Mittel können auch auf die Kleidung aufgebracht werden. Diese Mittel seien nicht für jede Altersgruppe zugelassen und dürften beispielsweise nicht bei Säuglingen angewandt werden. Am besten lasse man sich in der Apotheke beraten, welches Mittel am besten geeignet ist. Wichtig sei auch, den Körper nach dem Aufenthalt im Freien gründlich abzusuchen. Zecken stechen besonders gerne unter anderem am Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.
Zeckenimpfung darf nicht aufgeschoben werden
Nicht in Sicherheit wiegen sollten sich, so der Apotheker, all jene, denen ein Blick auf eine Bayerische Zeckenkarte ein „FSME-freies Gebiet“ ausweise, etwa Augsburg. Dies könne, so der Apotheker, nur die Kernstadt betreffen, schon wer sich in den Flußauen bewege, könne dort wie im übrigen Süddeutschland auf Zecken stoßen.
Die eigentliche Gefahr sei nicht der Stich der Zecke, die dem Menschen wie anderen Warmblütern (Hund, Igel, Dachs…) eine Ration Blut abzapfen will. Die eigentliche Gefahr bestehe darin, dass die Zecke eigene Körperflüssigkeit in ihren Wirt abgibt. Denn in dieser Flüssigkeit könne die Zecke Krankheitserreger wie FSME oder Borreliose beheimaten, die sie zuvor einem anderen infizierten Opfer entnommen hatte. Fazit: Wenn jemand eine Zecke an sich, seinem Kind, dem/der Partner/in entdecke, dürfe diese auf keinen Fall gedrückt, gar gequetscht werden, wodurch Körperflüssigkeit des Tieres in den Wirt gelangen könnte. Wer Probleme sehe, die Zecke unbeschädigt aus der Haut herauszuziehen – wofür es verschiedene Hilfsmittel und Praxisanleitungen gibt – könne sich in einer Apotheke oder beim Arzt helfen lassen. Dies sollte aber unverzüglich passieren, so Koczian, nicht dass man zu viel Zeit verliert und die Zecke doch noch „ausspuckt“ und Krankheitserreger weitergibt.
Wer es selbst anpacken will: Man greife die Zecke mit der Pinzette, Zange oder einer Schlinge möglichst knapp über der Haut und ziehe sie in einer kontrollierten Bewegung senkrecht heraus. Drehen solle man die Zecke nicht und man solle diese auch nicht am vollgesogenen Körper packen. Nach vollständiger Entfernung des Insekts desinfiziert man die Stichstelle am besten mit einer Jodsalbe. Auf keinen Fall solle man die Zecke mit Öl, Klebstoff, Nagellack oder ähnlichem abzutöten versuchen, denn in ihrem Todeskampf sondere sie Speichel in die Wunde ab. Dann kann sie erst recht Krankheitserreger übertragen. Nach einem Zeckenstich ist es ratsam, die Hautstelle etwa sechs Wochen lang im Blick zu behalten. Bei einer roten Färbung, Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- oder Gliederschmerzen sollte man den Arzt aufsuchen.