Vor kurzem wurden zwei Männer auf der Augsburger Maximilianstraße beleidigt und krankenhausreif geschlagen. Gegen fünf Verdächtige laufen Ermittlungen wegen „Hasskriminalität“, wovon das Bundesinnenministerium spricht, wenn Menschen etwa wegen ihrer Nationalität, Religion oder sexuellen Orientierung angegriffen werden. Bundesweit hat diese Form der Kriminalität laut Bundeskriminalamt zugenommen, in Bayern verdoppelten sich die Taten gar von 2022 auf 2023. Grund für Sport- und Kulturreferent Jürgen Enninger (56), im Gespräch mit Anja Marks-Schilffarth sein eigenes Leben als homosexueller Mann offenzulegen – und gleichzeitig die Öffentlichkeit aufzurütteln.
Augsburg Journal: Herr Enninger, Sie haben sich nach dem Vorfall in der Maximilianstraße von sich aus gemeldet, um öffentlich Stellung zu beziehen. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Jürgen Enninger: Mir geht es nicht darum, direkt darauf öffentlich Stellung zu beziehen, sondern vielmehr darum, Mut zu machen sich öffentlich zu zeigen. Häufig ist der erste Impuls nach solchen Vorfällen, zum Beispiel nicht mehr Händchen haltend durch die Maximilianstraße zu gehen. Ich kann diese Angst persönlich auch verstehen. Aber das ist der Anfang eines Teufelskreises. Wenn wir nicht mehr sichtbar sind, tun wir so, als gäbe es uns nicht. Es gibt uns aber und wir haben gleiche Rechte, Händchen haltend durch die Maximilianstraße zu gehen, wie andere Paare auch….