Die absolut unabhängige Gastrokritik: Abacco`s Steakhouse Augsburg
Ein wenig wehmütig haben wir im Februar letzten Jahres ja schon Abschied genommen von der legendären „Fischerstuben“, wo Wirtin Sigrun Groß 26 Jahre lang ihre Gäste empfing, bevor sie wegen der Corona-Pandemie die Pforten schloss. Als ein knappes Jahr später die Premium-Steakhauskette „Abacco´s“ mit Schweizer Ursprung am Ufer der Wertach einzog, waren wir natürlich gespannt. Kann ein multinationales Franchise-Unternehmen mit der lieb gewonnenen familiären Atmosphäre konkurrieren? Und sind Steaks statt Edelfischplatte und Zwiebelrostbraten eine gastronomische Bereicherung? Wir haben es getestet…
Ambiente ★ ★ ★
Eine neue, gläserne Fassade signalisiert schon vom Parkplatz her, dass sich hier viel verändert hat. Das kosmopolitische Interieur mit langem Bartresen und ausgeklügelter Lichtführung erinnert ein wenig an ein modernes Loft. Dieser urban style ist natürlich schick, aber halt auch etwas beliebig. Trotz großer und offener Gastraum-Fläche und guter Auslastung war der Geräuschpegel durchaus ok. Der Geruch des am Tisch gegarten Fleisches ist natürlich allgegenwärtig – aber beispielsweise die „Manyo“-Fangemeinde am japanischen Tischgrill stört sich daran ja auch nicht.
Essen ★ ★ ★ ★
Das Alleinstellungsmerkmal des Abacco´s sind nicht nur höchste Qualitätsansprüche – beim U.S.-Beef werden ausschließlich die beiden Top-Qualitätsstufen Prime und Premium-Choice verwendet – an das Fleisch mit Ursprung aus den USA, Uruguay und Argentinien. Serviert werden die Cuts auf einem 400 Grad heißen Stein – der Gast bestimmt dann selbst die Garstufe. Ob man das als Spielerei abtut oder sich über dieses Event-Zubereitungsfinish freut, ist natürlich Ansichtssache. Bei unseren Vorspeisen, einer Karotte-Kokos-Ingwer-Suppe (€ 6,90) und den Black Tiger Garnelen mit Knoblauch und Chili-Öl (€ 13,90) waren wir vor allem von Qualität und Geschmack der saftigen Garnelen begeistert – wirklich top!
Als Hauptgang wählten wir zum einen das 200g U.S. Prime Sirloin Steak (€ 25,90) mit House Fries (inclusive) und Kartoffelgratin (€ 4,70). Das zusätzliche „Drü Butter im Päckli“-Ensemble (€ 8,90) mit Café de Paris-Butter, Knoblauch-Kräuterbutter und Mango-Curry-Butter war ein tolles Geschmackserlebnis – aber ganz ehrlich: eigentlich völlig unnötig, denn der intensiv-nussige Fleischgeschmack des schön marmorierten special cuts war sensationell gut und bedurfte eigentlich keiner weiteren geschmacklichen Aufhübschung. Zumal ja „drü hausgmachti Sössli“ – Barbecue, Meerrettich und Chimichurri – ohnehin beim Gericht dabei sind. Ebenso angetan waren wir vom spanischen Iberico Rückensteak (200g / € 19,90): saftig, intensiv, hervorragend! Fazit insgesamt: Premium Steak-Genuss zu bezahlbaren Preisen!
Trinken ★ ★ ★ ★
Die Weinkarte bietet eine angenehme und nicht überbordende Fülle an offenen und Flaschenweinen. Der duftig-blumige Dautel Charmeur – eine Cuvée aus Riesling, Scheurebe und Muskateller – (€ 7,90 / 0,2l) war ein kraftvoller Einstieg. Der „Nectar Dei“ aus der Maremma vom Weingut Nittardi aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah and Petit Verdot (€ 69,90 / 0,7l) lieferte dann komplex-konzentriertes Trinkvergnügen pur. Einziges Manko auf der Karte: Ein Bier zum Steak kann ja auch toll sein, aber Bitburger Pils oder Spaten Helles in der Bierstadt Augsburg geht halt einfach gar nicht…
Service ★ ★ ★ ★
Online-Reservierung, Begrüßung, Service – es ist nicht übertrieben bei allem von „Schweizer Präzison“ zu sprechen. Und unser Ober war zudem ein echt cooler Charakter. Auf die Frage, ob denn der New York Cheesecake hausgemacht sei, antwortete er freundlich bestimmt: „Der kommt mit den Beef-Lieferungen aus New York.“ Der Service – ob beim Austauschen des heißen Steins oder beim Belüften und Dekantieren des Weins – war professionell und stets zur richtigen Zeit präsent. Respekt!
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