Start Genuss Die unabhängige Gastrokritik: Gasthof zum Adler in Wollishausen

Die unabhängige Gastrokritik: Gasthof zum Adler in Wollishausen

Unabhängige Gastrokritik des Gasthof zum Adler in Gessertshausen

Das Kirchdorf Wollishausen, Ortsteil der Gemeinde Gessertshausen im westlichen Landkreis, besitzt mit dem Gasthof zum Adler noch eine Dorfwirtschaft, wie sie leider fast überall vom Aussterben bedroht ist. Urkundlich erstmals im Jahr 1485 erwähnt, ist das ländliche Anwesen – ehemals auch mit einer kleinen Brauerei – seit 1903 in Familienbesitz. Und die Familie Lutz, die sich dieser schönen Tradition auch heute noch widmet, lebt bayerisch-schwäbische Gastfreundschaft in einer Art und Weise, wie sie kaum noch zu finden ist: herzlich, ehrlich und erfinderisch gleichermaßen!

Ambiente ★ ★ ★

Die kleine Gaststube mit Kachelofen, die allenfalls 30 Personen Platz bietet, lässt sofort das Gefühl aufkommen, dass man hier auf Familienbesuch einkehrt. Wie früher in bayerischen Wirtschaften üblich, hängen hier noch eingerahmte Ober und Unter denkwürdiger Schafkopfrunden, an den Tischen zeugen frische Blumen von Liebe zum Detail – diese angenehme Zeitreise in die Vergangenheit trotzt jedem Einrichtungstrend – und das ist gut so!

Essen im Gasthof zum Adler ★ ★ ★ ★

Noch selten hat uns eine kleine, bodenständige, aber feine Speisekarte so neugierig auf die offensichtlich kreative Hausmannskost gemacht. Die Schinkenschöberlsuppe (4,50 €) mit der herrlich fluffigen, rautenförmigen Einlage aus gebackener Biskuitmasse in einer kräftigen Rinderbrühe zeigte gleich eingangs, dass hier mit viel Herz und Verstand gekocht wird. Zum Hauptgang verwöhnte ein aromatisches Französisches Gulasch vom Bio-Angusrind (16,90 €) mit nicht nur wunderbar anzusehenden, sondern auch geschmacklich hervorragenden, aufgeschnittenen Brezenknödeln unseren Gaumen. Ein tolles Geschmackserlebnis mit intensiven Röstaromen bot auch das Senf-Gröstl vom Ochsenschwanz, ebenfalls vom Bio-Angusrind, mit warmem, hausgemachten Kartoffelsalat. Zu beiden Gerichten von der wechselnden Wochenend-Karte gab´s einen sensationell frischen Salat, der nussig-bissiges Vergnügen bereitete. Nebenbei bemerkt: hätten wir fleischlosen Genuss bevorzugt, hätte es ein ebenso einfallsreiches Angebot gegeben, unter anderem etwa mit den Kürbispuffern mit Gurkensalat (11,80 €). Insgesamt können wir der Familie Lutz höchstes Lob für ein überragendes Qualitäts-Preis-Portionsgröße-Verhältnis aussprechen. Zur Nachspeise konnten wir dann nicht widerstehen: die hausgemachte Nussecke (3,- €) – so einfach und gut kann ein schöner süßer Abschluss sein. Aber halt, wir haben ja auch noch den „Mohr im Hemd“ (6,60 €) vernascht. Das saftige Schokoküchlein – im Wasserbad pochiert – mit frisch geschlagener Sahne und warmer Schokoladen-Sauce brauchte den Vergleich mit bester Wiener Kaffeehauskultur wirklich in keinster Weise scheuen. Bravo!

Trinken ★ ★ ★

Bierspezialitäten der Kutzenhausener Brauerei Rapp, darunter als Spezialität des Hauses das natürtrübe Export-Kellerbier vom Fass löschen den Durst zur Brotzeit oder herzhaften Gerichten. Wir entschieden uns für einen nicht näher bezeichneten, aber durchaus gut trinkbaren rheinland-pfälzischen Riesling (0,2l zu 4,50 €), eingeschenkt im traditionellen Römerglas.

Service ★ ★ ★ ★

Gastlichkeit, die auf Heimatverbundenheit und „Spaß an der Freud“ basiert – diese Tugend leben Küche und Service gleichermaßen! Wir wurden rundum freundlich, fürsorglich und flink bedient; auch beim Anruf wegen der Reservierung war die unaufgeregt-familiäre Art bereits zu spüren. Es gibt halt nur zwei Öffnungstage und ohne vorherige telefonische Reservierung wird’s vielleicht nichts mit der lustvollen Landpartie und einer Einkehr im Adler. Aber in diesem Fall sagen wir: weniger ist mehr und so wie’s ist, ist es perfekt!

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