Mit leeren Stühlen machen Augsburgs Gastronomen auf ihre existenzgefährdende Misere aufmerksam
Brauereibesitzer, Hoteliers, Lokalbetreiber, Club- und Barchefs Seite an Seite: Mit der kreativen Protest-Aktion „Leere Stühle“ – initiiert vom bundesweiten Gastronomen-Netzwerk „Leaders Club“ Deutschland – machten auch Augsburger Gastronomen auf die Misere in ihrem Gewerbe aufmerksam. Vor Ort unter der Organisations-Regie von Stefan „Bob“ Meitinger (Bob´s) und Torsten Petersen (Enchilada) wurde der Rathausplatz mit leeren Stühlen zu einem wahrhaft gespenstischen Szenario. Jeder Stuhl, versehen mit dem Namen der jeweiligen Lokalität, stand dabei für einen Hilferuf, gerichtet an Regierung und Landtag.
„Es geht um nicht weniger als um unsere gemeinsame Zukunft!“, so der einhellige Tenor der schwer gebeutelten Unternehmer, die es im Frühsommer und wieder zum Jahresende hin heftig bei Lockdowns traf und die auch die übrige Zeit im Jahr nur eingeschränkt ihren Geschäften nachgehen konnten.
Vier zentrale Forderungen des Leaders Club, die dann zu Teilen tatsächlich erfüllt wurden, gab es:
- einen klaren Fahrplan zur Wiedereröffnung der mehr als 220.000 Betriebe,
- nur mehr sieben Prozent Mehrwertsteuer im Gastgewerbe,
- eine Aufstockung von Zuschüssen für alle Unternehmensgrößen (bemessen an Steuererklärungen, um ehrlich wirtschaftenden Gastronomen gerecht zu werden) sowie
- eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent UND Kurzarbeitergeld auch für die Auszubildenden.
Die Aktion am Rathausplatz unter strengen Auflagen (es durften sich jeweils nur maximal 15 Personen mit Mund-Nasenschutz dort befinden) sorgte bei vielen Passanten ebenfalls für betretene Gesichter. Wie geht es weiter mit „meinem Stammlokal“ oder „meiner Lieblingskneipe“ – das beschäftigte auch Ende 2020 sicherlich viele Augsburger*innen.
Corona traf freilich nicht nur die Gastronomie. Besonders gebeutelt war und ist auch die Freizeit- und speziell die Reisebranche. Nicht alle Beschränkungen vor allem beim zweiten Lockdown „light“ fanden Akzeptanz.
Bis sich die Wirtschaft wieder erholt, kann es Jahre dauern. Und nicht wenige fürchten nach der Krise eine Insolvenzwelle quer durch viele Branchen. Lediglich Lebensmittelhandel, Online- und auch das Baugewerbe kamen weitgehend unbeschadet davon.