Kiss me Kate. Foto: Jan-Pieter Fuhr

Vier Kritiken von Kulturjournalisten gibt es nach der Premiere von „Kiss me Kate“ auf der Augsburger Freilichtbühne. Und eine Menge Meinungen von Premierengästen. Das Augsburg Journal hat in die Kritiken hineingelesen und auch ein Probenvideo bei AugsburgTV gefunden.

Süddeutsche Zeitung: „Wunderbarer Wirrwarr“

„Acht Kilo Haarklemmen, vier Pfund Puder, 40 Flaschen Haarspray, 70 künstliche Wimpern (mehrfach verwendbar): Es kommt auf die Form an, wenn Augsburg die Freilichttheater-Saison am Roten Tor eröffnet. Auf die Form, die Optik, den großen, charmant altmodischen Musical-Klang und die makellose Choreografie, die Cole Porters „Kiss me, Kate“ zu einem der unumstößlichen Klassiker machen.

Das alles schießt aufs Schönste zusammen in Klaus Seifferts temporeicher Inszenierung, die sich auf clevere Weise an den Traditionen orientiert, ohne im Nostalgie-Sumpf stecken zu bleiben. Das liegt auch am intelligenten, durchdacht agierenden Ensemble… Denn nur weil die Bühne bunt ist und die Renaissance-Kostüme so klischiert, wie sie sich nur ein Baltimorer Theaterdirektor mittlerer Berühmtheit ausdenken kann – eindimensional ist hier nichts.“

BR24: Wo es noch von Machos wimmelt: „Kiss me, Kate“ in Augsburg

„Woran es insgesamt fehlte, war der Mut, Cole Porter weiterzudenken und nicht nur eine Shakespeare- und Bildungs-Satire, sondern eine bunte Fabel auf unsere Gegenwart zu präsentieren. Wer kennt zum Beispiel noch die große Schauspielerin Eleonora Duse, die in der Übersetzung von Günter Neumann genannt wird? Da wären andere Promis im 21. Jahrhundert wohl deutlich naheliegender. Vor allem nach der Pause schien Regisseur Klaus Seiffert die Probenzeit nicht gereicht zu haben, da stolperte die Handlung recht holperig voran, das Ende kam unmotiviert und unvermittelt. Und doch: Das Publikum applaudierte freundlich, wenn auch nicht elektrisiert.

Unterhaltsam war der lauschige Abend unter den mächtigen Bäumen am Roten Tor durchaus. Das Orchester unter Leitung von Justin Pambianchi spielte mit jazzigem Elan auf, wenn auch nicht mit überschäumendem, ansteckendem Esprit. Ausstatter Tom Grasshof nutzte intensiv und elegant die Möglichkeiten der Drehbühne, denn die Handlung wechselt ja ständig zwischen Bühnengeschehen und Backstage-Bereich.“

Augsburger Allgemeine: „Zank, Liebe und Open-Air-Vergnügen“

„Es dauert ein paar Minuten, bis die Schauspieler die Lachmuskeln des Publikums lockergespielt haben. Spätestens ab dem Finale von Akt 1 aber fällt jedes Lampenfieber, auf beiden Seiten. Warmgeschmunzelt ist das Publikum, wenn es über diese Mann-Frau-Kiste herzhaft kichern darf – da wird gelästert über Frauen, die sich „die Haare auf den Zähnen kämmen“. Sexistisch? Politisch jenseits von korrekt? Mag sein, aber gerade auch das nimmt die Inszenierung auf die Schippe.“

Augsburg Journal: „Kurzweilig und amüsant“

„Premierenfieber ist aufregend schön…“ mit dieser Ensemblenummer geht es schon zu Beginn des ersten Aktes schmissig hinein in das Spiel um Liebe, Eifersucht (beiderlei Geschlecht wechseln sich ab in der Überlegung „Wann kann ich Dir trauen?“) und der Frage, wer hat nun die Hosen an in einer Beziehung: die Frau oder der Mann? Nun, in heutigen Zeiten mag dies sofort überaus kritische Gemüter ob der Rollenverteilung auf den Plan rufen, doch das ist nicht die Intention des Abends. Vielmehr steht die Freude am Spiel im Vordergrund…

Wer hat hier wen gezähmt? Das Ende bleibt natürlich die Antwort auf die Frage schuldig. Doch es bleibt ein weiterer Hit aus dem Musical, der rät, was zu tun ist: Schlag nach bei Shakespeare! Oder geh auf die Freilichtbühne, ein kurzweiliger Abend ist garantiert.“

Ein Vorbericht mit Szenenvideo von a.tv:

Kiss me Kate: Probenvideo und Interviews bei a.tv

 

 

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