Puppenspieler Stefan Schmieder lässt Mini-Nathanaels Arme auf- und absinken. Dahinter tanzen im weißen Stoffzelt die Schauspieler Katja Sieder und Julius Kuhn über den schwarzen Boden. Und die 360-Grad-Kamera filmt alles. Staatstheater und Puppenkiste haben sich zusammengetan für die Virtual Reality-Produktion „Der Sandmann“ nach dem Schauerroman von E.T.A. Hoffmann aus dem Jahr 1816. Das Team um Vera Gertz (Dramaturgie), Benjamin Seuffert (Technische Realisation) und Florian Moch (Inszenierung, Textfassung und Puppenbau) hatte drei Wochen Probezeit, aus drei Drehtagen plus Postproduktion wird eine halbe Stunde Theater, die sich Zuschauer ab Herbst 2024 mit dem Verleih-Service vr-theater@home nach Hause holen können.
Staatstheater und Puppenkiste sprachen seit 2018 über die VR-Produktion
Moch erklärt, die Puppenkiste habe 2008 ihre Puppen mit dem Ballett auf die große Bühne gebracht. Aber mit der Digitalsparte ist es die erste Kooperation. Dahinter stehe ein langer organisatorischer Vorlauf, die ersten Gespräche gab es bereits Ende 2018.
Teilweise filmt die Kamera auf Augenhöhe mit den Puppen, die dadurch für den Zuschauer sehr präsent sind. Eine Szene wird in einem langen Take durchgespielt. Mit 65 bis 75 Zentimetern sind die Marionetten größer als die normalen Puppenkisten-Exemplare. Sie wurden für die Produktion angefertigt und den Gesichtern der Schauspieler nachempfunden. Glasaugen, die sonst Teddys bekommen, sollen sie natürlicher machen. Amelie Seeger (Bühne und Kostüme) erklärt: Eine Herausforderung waren die Kostüme, denn Puppen und Schauspieler tragen die gleichen. Wie Nathanaels gestreifte Pyjamahose. „Florian hat dann die Pyjamastreifen nachgemalt“, sagt sie.