Start Kultur Warum die Mozartstadt Augsburg noch Luft nach oben hat

Warum die Mozartstadt Augsburg noch Luft nach oben hat

Eine Marketingvitrine im Augsburger Leopold-Mozart-Haus: Die Augsburger möchten auch etwas vom Mozart-Hype abhaben. Foto: Simon Pickel

Mozartfest vom 7. bis 16. Juni, Mozart@augsburg ab dem 16. Juni: Die kommenden Wochen stehen ganz im Zeichen von Mozart. Vornehmlich Wolfgang Amadé fällt einem da ein. Doch ein „waschechter Augsburger“ war eigentlich nur sein Vater Leopold Mozart. Dem hat Augsburg auch den Titel „Deutsche Mozartstadt“ zu verdanken. Doch wie sieht es abseits dieser Titel aus? Ist die Fugger- auch wirklich eine Mozartstadt, wie sie behauptet?

Tourismusdirektor Götz Beck betont: Für Augsburg sei Mozart aus touristischer Sicht zwar wichtig, stehe beim Ranking aber nicht an erster Stelle. Puppenkiste, Fugger, Brecht ziehen an der Familie vorbei. „Aber es ergänzt die Profile um einen musikalischen Aspekt und Leichtigkeit.“ Auch die Region komme dabei durch Fahrradtouren oder den Mozartweg im Landkreis zum Zug. Augsburg sei auf einem sehr guten Weg als Mozartstadt und wolle auch noch mehr mit den Mozartstädten Salzburg und Wien zusammenarbeiten.

Tourismusdirektor Götz Beck hat die Auswahl aus gleich mehreren Augsburger Touristen-Magneten. Davon sind die Mozarts nur einer. Foto: Claus Brechenmacher & Reiner Baumann

Angebote wie die Bäsle-Führungen von Stadtführerin Alexandra Jones kämen ungeheuer gut an beim Publikum. Durch die Beziehung zum „Bäsle“, Kusine Maria Anna Thekla Mozart, habe sich Wolfgang Amadeus auch vom Vater abgenabelt. Die Sache mit den Bäsle-Briefen, die von derber Fäkalsprache geprägt sind, sieht er also eher positiv.

Mozartfest-Leiter Simon Pickel zur Mozartstadt Augsburg: Weg mit dem Bäsle-Breittreten, her mit dem Mozart-Vater!

Eher genervt reagiert Simon Pickel, spricht man ihn auf die Bäsle-Briefe an: „Diese Geschichte, dass er hier die Liebe entdeckt hätte – so ein Quatsch!“, sagt der Künstlerische Leiter des Mozartfests. Die ganze Familie habe solche zotigen Briefe geschrieben. Und mangels Geschichten mit Wolfgang-Bezug sowas rauszukehren, löse eher Fremdscham bei ihm aus.

Er plädiert vielmehr dafür, sich auf den Vater zu konzentrieren: „Also nicht immer dieses Feigenblatt hinhalten und verschämt mit dem Bäsle daherkommen, sondern den Vater herausstellen“ – das mache Augsburg einzigartig. „Warum ist Wolfgang Amadeus geworden, was er ist? Über die Familie. Und da ist Augsburg sehr relevant!“ Deshalb wollen sie auch nicht Salzburg kopieren, sondern Verbindungen des Künstlers aufzeigen. „Ich fände es schön, wenn in zehn, dreißig Jahren tatsächlich Mozarttouristen aus aller Welt sagen: Wir fahren nach Wien, Salzburg und Augsburg.“

Simon Pickel würde sich freuen, wenn Augsburg sich auf sein Alleinstellungsmerkmal konzentrieren würde: Mozart-Vater Leopold.

Im Mozarthaus Vienna stehen die Zeichen dafür eher auf Gelb: „Mittelmäßig“ würde sie die Bedeutung Augsburgs als Mozartstadt einstufen, antwortet dem AJ die dortige Kommunikationsleitung Jasmin Wolfram. Und „außer, dass Direktor Dr. Gerhard Vitek vor einigen Jahren in Augsburg das Mozarthaus Vienna vor einem Fachpublikum präsentiert hat“, gäbe es auch keine Kooperationen mit den Deutschen.

In Salzburg sieht sie Sache schon etwas anders aus. Gerhard Spitz, Generalsekretär der Europäische Mozart Wege, einem Netzwerk von Mozartstädten in ganz Europa, in dem Augsburg von Beginn an Mitglied war, erklärt: „Augsburg gehört sicherlich neben Salzburg und Wien zu den wichtigsten Mozartstädten im deutschsprachigen Raum. Dies ergibt sich allein aus dem Tatbestand, dass Mozarts Vater Leopold aus Augsburg kommt, das jährliche Mozartfest sowie das Leopold Mozart Haus.“ Bei Leopold-Jubiläen wie 2019 stünde dann auch Augsburg mehr im Fokus. Daneben stünden auch die Mozartmuseen in Wien, Salzburg und Augsburg in Verbindung.

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