Soll Wilhelm F. Walz über sich sprechen, spricht er vor allem über andere: die unglaublichen Solisten, die er für die Konzerte im Fronhof gewinnen konnte. Oder die Konzerte. „Das eine hat mit dem anderen ja viel zu tun“, sagt er mit leuchtenden Augen. Es ist die Leidenschaft eines Mannes, der sein Leben der Kunst gewidmet hat – und das nicht nur als Musiker, auch als Dirigent, Mentor und unermüdlicher Organisator. Seit 1999 leitet er die „Konzerte im Fronhof“, die er ins Leben gerufen hat. Dieses Jahr feiert das Festival zwei internationale Jubiläen: 25 Jahre Kulturachse zwischen den Mozartstädten Augsburg und Prag sowie 25 Jahre SUK Symphony Prag bei den Konzerten im Fronhof.

Die Konzerte im Fronhof widmen sich Mozart und seinen Zeitgenossen. Foto: Alex Ferstl

Walz‘ musikalische Reise begann früh: Mit fünf Jahren lernte er Blockflöte, bald darauf griff er zur Violine. Er erinnert sich: „Meine ältere Schwester hatte bei einer Privatmusiklehrer-Familie in Stuttgart Unterricht und da gab die Frau des Hauses Unterricht in Violine und Flöte und ihr Mann gab Unterricht in Violoncello und Klavier. Die Frage war: Willst du lieber stehen oder sitzen beim Spielen? Ich wollte stehen – und so kam nur die Geige in Frage.“ Seine Eltern besorgten ihm ein Instrument.

Wilhelm F. Walz: Philharmoniker, Dirigent, Musiker mit Konzerten bis in Amerika und Asien

Bereits mit sieben Jahren gewann er den ersten Preis beim „Jugend musiziert“-Regionalwettbewerb. Er weiß noch, wie sorglos er als Junge auf eine Bühne gegangen sei. Und heute? „Die positive Routine ist ein wichtiger Faktor. Das schließt nicht aus, dass die Anspannung am Anfang da ist. Das halte ich für eine ganz gute Sache, diese Konzentration und das dann zu lösen: ‚Jetzt können wir musizieren.‘ Das ist auch im Orchester so.“

37 Jahre lang war Walz Erster Konzertmeister bei den Augsburger Philharmonikern. Danach konzentrierte er sich mehr aufs Dirigieren. Mit dem 1984 gegründeten Seraphin Trio gab er Konzerte bis in Amerika und Asien. Sie spielen heute noch, auch wenn nicht mehr alle Mitglieder am Leben sind.

In der Vergangenheit organisierte er mit anderen Begeisterten Kulturevents wie die „Nachtkonzerte“ in Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg, die Architektur, bildende Kunst, Literatur und Musik verbanden, die Philharmonischen Matineen oder die Konzertreihe „Musik vor Bildern“ mit den Kunstsammlungen.

Wilhelm F. Walz hat ein Herz für den Musikernachwuchs mit den Rokokosaal Soiréen, engagiert mit den Konzerten im Fronhof

Zudem es ist ihm ein Herzensanliegen, Nachwuchskünstlern Bühnen- und Orchestererfahrung zu ermöglichen, wie bei den „Lions European Chamber Players“: „Man muss für den Nachwuchs Sorge tragen und ihnen die Chance geben, vor Publikum zu spielen – das ist unbezahlbar.“

Von rechts: Klarinettist Luca Tonolli, u.a. Preisträger beim Thomas Kuti Wettbewerb der Lions in Bordeaux, mit Klavierpartnerin Franka Bertoli und Wilhelm F .Walz. Der 21-Jährige begeisterte das Publikum mit seinem nuancierten und gefühlvollen Spiel. Foto: Julia Greif

Bei den Rokokosaal Soiréen können Preisträger des Deutschen Lions Musikwettbewerbs „Thomas Kuti“ sich und ihr Talent bekannt machen.
Der Schwerpunkt seiner Arbeit bleiben die Konzerte im Fronhof. Walz ist Netzwerker, Projektleiter, Fundraiser. „Ein Festival wie das unsere lebt von der Begeisterung vieler. Es braucht Ehrenamtliche, Sponsoren, Unterstützer. Es ist eine Herausforderung, aber es lohnt sich“, betont er. Es müssten viele Faktoren zusammenspielen, dass so ein Festival existieren könne. Insofern wage er nicht, eine Prognose auf mehrere Jahre abzugeben. „Aber das 25-Jährige ist ein Zeichen dafür, dass es möglich ist, viele Menschen zu begeistern, mitzumachen und sowas zu stemmen.“

Walz‘ Hobbies: Skulpturen sammeln, reisen – und Konzerte in anderen Städten und daheim

Eine andere Leidenschaft: Bilder und Skulpturen sammeln. Und wie schaltet er ab? „Mit meiner Frau mache ich gerne Städtetouren, gerade zum Beispiel in Amsterdam. Und wir waren im Himalaya, auf Grönland, beim Trekking in Bhutan.“ Doch auch in anderen Städten lässt den gebürtigen Stuttgarter die Musik nicht los: „Ich besuche gerne Konzerte, aber ich höre natürlich anders. Ich bin immer gespannt, wie andere Dirigenten an ein Stück herangehen.“ Die Sinfoniekonzerte der Augsburger Philharmoniker besucht er regelmäßig: „Ich genieße es sehr, das jetzt aus der Perspektive des Zuschauers mitzubekommen und finde die Entwicklung total erfreulich.“

Und ergänzt: „Da sind sehr viele junge Leute, die sehr engagiert sind und das ist das Allerwichtigste.“ Was ihn antreibt, ist die Energie der Musik. „Es geht nicht nur um Technik. Musik muss etwas erzählen. Wenn der Funke überspringt, dann entsteht dieser magische Moment, in dem man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören kann.“ Und diese Leidenschaft gibt er gern weiter, an Kollegen jeden Alters: „Das Publikum zu begeistern: Das ist der springende Punkt. Wenn ich das auch den jungen Leuten rüberbringen kann, ist das mindestens so viel wert wie ein ganzes Studium.“

Termine der nächsten Rokokosaal Soiréen und Konzerte im Fronhof:

  • Rokokosaal Soirée, Amadeu Felix, Posaune (Portugal), Sonntag, 13. April, 17 Uhr, Rokokosaal der Regierung von Schwaben – Fronhof 10, Augsburg
  • Rokokosaal Soirée, Klavierabend mit Viviana-Zarah Baudis, Sonntag, 25. Mai, 17 Uhr, Rokokosaal
  • Konzerte im Fronhof: Freitag, 18. Juli bis Sonntag, 20. Juli, Fronhof der Regierung von Schwaben – Fronhof 10, Augsburg

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