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Montag, 16. September 2024

Am Samstag schließt Karstadt in Augsburg: „Ein Verlust, der schmerzt!“

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Noch wenige Tage, dann hat Augsburgs City kein Warenhaus mehr. Nachdem die Schließungen von Zentral oder Merkur schon Jahrzehnte zurückliegen, öffnet Galeria Kaufhof, der „Karstadt“, am Samstag zum letzten Mal seine Pforten. Was bei vielen Kunden, vielen Karstadt-Fans, Wehmut hinterlässt, bietet nach Worten von Andreas Gärtner vom Handelsverband Schwaben Perspektiven für die Zukunft. Gärtners Maxime für die Zeit nach der Schließung: „Alles ist besser als Leerstand, jede Nutzung, die Menschen in die Stadt bringt oder dort hält, ist wichtig.“

Einerseits geht mit Galeria Kaufhof der Augsburger City das größte, zentrale Geschäft verloren – ein Verlust, der auch aus Handelssicht schmerzt. Andererseits, so Gärtner, werden viele Kunden die Schließung nicht sonderlich spüren, weil es „im Karstadt“ vor allem Alltagsartikel gegeben habe, Dinge, die man woanders auch kaufen kann. Nur eben nicht komplett unter einem Dach, vom Lebensmittel über Textilien bis hin zu Haushaltswaren. Eben weil der Karstadt ein derart umfangreiches Warensortiment verfügbar gehabt habe, werde sich die Nachfolge auf zahlreiche andere Anbieter verteilen – von der Modeboutique über die Parfümerie bis hin zum Schreibwarengeschäft. Den einen Profiteur der Schließung werde es nicht geben, weil der Karstadt kein Spezialsortiment gehabt habe.

Worauf Handelsverbands-Chef Andreas Gärtner nach dem Karstadt Aus in Augsburg jetzt hofft

Nach Gärtners Worten sei davon auszugehen, dass nicht mehr jeder Euro, der via Karstadt bisher in der Augsburger City gelandet ist, auch künftig hier ausgegeben werde. Eine gewisse Zahl von Kunden werde sich auf der Suche nach bestimmten Waren bei Fachmärkten im Umland, in der Region, am Stadtrand bedienen. Für einen Toaster werde wohl kaum noch jemand aus dem Umland in die Augsburger Fußgängerzone kommen, so Gärtners Einschätzung. Untersuchungen hätten ergeben, dass aber gerade Kunden aus dem Umland es gewesen seien, die dem Karstadt die Treue gehalten und dort eingekauft hätten. Für manch einen von ihnen dürfte der Anreiz, in die Augsburger City zu kommen, jetzt sinken. Bei manchen Warengruppen sei nach Gärtners Worten nicht zu erwarten, dass die Kunden das Karstadt-Sortiment in der City vermissen werden, beispielsweise im Textilbereich.

Sehr froh sei er, so Gärtner, dass sich für Spielwaren eine Alternative in der Citygalerie abzeichne. Dort will im kommenden Jahr ein Unternehmen aus Aichach unter dem Namen „Toysino“ eine Filiale eröffnen. Gärtner schließt nicht aus, dass es weitere Neueröffnungen in der Stadt geben werde, die mehr oder weniger direkt mit der Schließung von Karstadt zusammenhängen. Sehr schwer vorherzusagen sei, inwieweit die Schließung des Karstadt Auswirkungen auf die unmittelbar benachbarten Geschäfte haben werde. Werden dort jene Kunden vermisst werden, die nicht mehr in den Karstadt kommen? Werden Menschen in die Buchhandlung, die Boutique, die Parfümerie nebenan gehen, weil – hoppla – der Karstadt ja gar nicht mehr geöffnet hat? Ebenso wenig könne man etwa darüber prognostizieren, ob mit dem Karstadt ein klassisches „Alte-Leute-Geschäft“ schließe, welches von der jüngeren Generation viel weniger vermisst werde. Er selbst, so Gärtner, habe immer wieder ältere, aber auch jüngere Kunden in dem Warenhaus beobachtet, so der Handelsverbands-Chef.

Das A&O werde sein, dass auch künftig Menschen an diese Stelle in der Innenstadt kämen. Die entsprechend bekanntgewordenen Versuche der Eigentümergesellschaft hörten sich vielversprechend an. Ein erster Schritt sei mit dem Verbleib des Aldi-Discounters im Untergeschoss gemacht.

Als Kommune mit einer attraktiven Innenstadt sei die Augsburger City zweifellos ein interessanter Platz für die Aktivitäten von Handelsunternehmen. Es sei davon auszugehen, dass zumindest für das Erdgeschoss und den ersten Stock der Galeria-Immobilie neue Nutzer aus diesem Bereich zu finden sein werden. Und ob dann in den oberen Geschossen Ärzte und ihre Patienten Platz finden oder Lehrer mit ihren Schülern, das sei weniger wichtig als der Umstand, dass jedenfalls Menschen diesen Platz in der City belebten.

Zunächst verloren gegangen sind rund 80 Arbeitsplätze, die Karstadt in der Augsburger City geboten hatte. Manche Beschäftigte seien bereits anderswo untergekommen, ist zu hören, manche haben Angebote von Karstadt für München oder Ulm, manche haben noch nichts. si

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