Im „Fifty Fifty“ in Stadtbergen, einer Sports- und Burgerbar, fühlt man sich schon ein bisschen wie in den Staaten. Dort trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat ein guter Tisch voll US-Amerikaner. Außer am 4 Juli, da wurde der Amerikanische Nationalfeiertag über die „American Car Friends“, bei denen viele Mitglied sind, in der „Rockin‘ Garage“ in Wertingen gefeiert.
Die Stammtischler waren in der Army oder zivil tätig, kamen so nach Augsburg – und sind geblieben, haben Familien gegründet.
Wie William Nelson, 69 Jahre, der ursprünglich aus North Carolina stammt. Er war vor rund 50 Jahren in Augsburg, auch in Hanau und Fürth stationiert. Einige seiner Kameraden von damals lebten immer noch hier, erzählt er. Seine Frau, die an der Uni in Augsburg war, lernte er über eine Freundin kennen. Der frühere Sergeant bei der US Army lebt in Waal. Nelson erzählt von 1977: Als sie herkamen, hätten sie sich gewundert, dass die Deutschen zum Lunch immer Bier tranken. Die US-Soldaten hätten dann solange genölt, bis sie tatsächlich ein Bier trinken durften. Nur: Es war eine ganze Maß deutsches Bier. Daran seien sie nicht gewöhnt gewesen, es habe sie ausgeknockt. Der Bierversuch wurde später eingestellt.
American Stammtisch: „Deutschland ist jetzt Zuhause“
Gefühlt sitzen alle Bundesstaaten am Tisch: John Welch, 63 Jahre, der als echter Hawaiianer aus Honolulu natürlich surft.
Oder Dennis Dawson, der seit 1986 in Augsburg und im Mai zum Stammtisch dazugestoßen ist. Der 59-Jährige kommt ursprünglich aus Ohio, wo mit dem Wegfall der Autoindustrie auch die Bewohner aus seiner Heimstadt gingen. „Wir sind economic nomads, wir gehen dahin, wo die Jobs sind“, erklärt er.
Dawson kam mit der Army nach Deutschland, war etwa einige Jahre Soldat in Lagerlechfeld und der Reese-Kaserne. Auch ein paar Monate in Hemau, wo er seine Frau Irene kennenlernte. Beide haben über Jahrzehnte beim Weltbild-Verlag gearbeitet. Mittlerweile sind sie 37 Jahre verheiratet. „Deutschland ist jetzt Zuhause“, sagt Dawson. Und so schließt sich sein Familienkreis: Zwei von Dawsons Uromas waren Deutsche. Fragt man ihn nach Unterschieden der beiden Staaten, fragt er mit einem Lachen: „Wie viel Zeit haben Sie denn?“ Das Krankenkassensystem und riesige kostenlose Parkplätze in den USA sind nur zwei davon. Oder der Urlaub: „Wenn ich meinen Leuten in den USA gesagt habe, ich habe sechs Wochen Urlaub, dachten die wirklich, ich bin ein Lügner!“
Lesen Sie auch: Augsburger im Footballfieber