Die Stadt Augsburg beschäftigt immer mehr Mitarbeiter. Aktuell sind es 7350, die 400 Millionen Euro im Jahr kosten. Vor zehn Jahren waren es noch 6150. Und trotz dieses beeindruckenden Aufwuchses kommen städtische Projekte immer langsamer voran.
Aktueller Anlass für die Kritik an der Schnecken-Stadt Augsburg ist der seit Ende der Nullerjahre geplante Umbau der Fuggerstraße zu einem „Fuggerboulevard“. Damals gewann der Architekt Eberhard Wunderle mit seinem Konzept eines autofreien Königsplatzes mit angrenzendem Boulevard den Ideenwettbewerb. Nur das Königsplatz-Konzept wurde umgesetzt. Eröffnet wurde er im Dezember 2013. Der Fuggerboulevard blieb in der staubigen Schublade des Baureferats.
Statt 18 Meter breiten Gehwegen, vier Baumreihen und attraktivem Granitpflaster ist eine hässliche Narbe verfehlter Stadtplanung entstanden: Kaputte Lindenbäume, verrottender Asphalt und umherirrende Autos. Im Frühjahr 2014, vor elf Jahren, hatte der damalige Baureferent Gerd Merkle noch angekündigt: „Die Fuggerboulevard ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Projektes Augsburg City und für die Innenstadt ein ganz wesentlicher Punkt, der umgesetzt werden muss.“ 2015 sollte es losgehen. Pustekuchen.
Stattdessen ging elf Jahre nichts voran. Und jetzt will der neue Baureferent Steffen Kercher allen Ernstes einen kleinen Teil der Straße mit einem Mickey-Maus-Konzept als Boulevard-Musterstrecke zur Ansicht für die Bürger umbauen. Neue Gehsteige, neuer Fahrbahnbelag, ein bisschen Grünfläche. 325.000 Euro kostet die Schnapsidee, die noch vor der Kommunalwahl umgesetzt werden soll. Offenbar will Oberbürgermeisterin Eva Weber den vom Schnecken-Rathaus genervten Augsburgern vorgaukeln, dass irgendwas vorangeht. Die Rathaus-SPD hat völlig recht, wenn sie der Stadt „Geldverschwendung“ vorwirft.
„Langsam, Langsamer, Augsburg“
Die Fuggerboulevard-Pleite ist leider nur ein aktuelles Beispiel der Augsburger Langsamkeit. Die Theater-Sanierung wird länger dauern als der Berliner Flughafen, der Bahnhofsumbau mit dem Planungschaos um die Tram-Linie 5 auch. Die Dominikaner-Kirche ist seit 13 Jahren wegen statischer Probleme geschlossen. Die geplante Neugestaltung der Maximilianstraße geht nicht voran. Und nach den guten Vorschlägen der Alt-Augsburg-Gesellschaft zur Begrünung des Rathausplatzes dauert es lange drei Jahre, bis die Stadt Anfang 2026 die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorlegen will.
Langsam, langsamer, Augsburg. So könnte man spotten. Oder frei nach dem Nockherberg-Poeten Maxi Schafroth: Augsburg ist inzwischen so lahm, dass uns die Allgäuer zur Entschleunigung besuchen. In knapp einem Jahr sind Kommunalwahlen. Es wird Zeit, dass die Stadt mit ihren 7350 Mitarbeitern wieder ein paar Gänge höher schaltet.
Ihre Meinung? schilffarth@augsburgjournal.de
Lesen Sie auch: Für den perfekten Steckerlfisch auf die einsame Insel