„Wir feiern hier zum letzten Mal miteinander Eucharistie. Danach wird das Gotteshaus sukzessive rückgebaut, schließlich dem Erdboden gleichgemacht. Die Kirche ‚Zu den Acht Seligkeiten‘ ist dann Geschichte.“ Klare Worte fand Bischof Bertram Ende September in Füssen, wo eine Kirche aus den 60er-Jahren profaniert wurde. Eine Lösung, die manch einen katholischen Gläubigen erschrecken mag, denn zu wenige Geistliche, sinkende Zahlen an Gottesdienstbesuchern und bauliche Defizite – das ist mitnichten eine Füssener Besonderheit. Liegt auch über der Zukunft der eigenen Kirche schon ein dunkler Schatten?

Angesichts des Rückgangs bei Gottesdienstbesuchern, Kirchensteuern und Priestern werde die Erhaltung kirchlicher Bauten zu einer immer größeren Herausforderung, erklärt Bistumssprecher Nicolas Schnall. Wie man dieser Herausforderung angemessen begegne, werde in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sicherlich immer wieder Bestandteil von Diskussionen sein, die im Bistum Augsburg und letztlich vor allem in den jeweiligen Pfarrgemeinden vor Ort geführt werden. „Für das Stadtgebiet Augsburg sind uns aktuell keine entsprechenden Pläne bekannt“, so Schnall zum Thema Profanierung. „Gerade aber für denkmalgeschützte kleinere Kirchen und Kapellen wird das Engagement von Fördervereinen zukünftig entscheidend werden, um diese langfristig zu erhalten“, zeigt er einen Weg auf neben der finanziellen Unterstützung von Staat und Kirche. Es gebe derzeit keine systematische Konversionsplanung für Sakralbauten im Bistum Augsburg.

Bei der Füssener Kirche „Zu den Acht Seligkeiten“ stehe erstmals seit Jahrzehnten der Abriss einer Kirche auf dem Bistumsgebiet bevor. An die Stelle der inzwischen profanierten Kirche soll künftig ein Pastorales Begegnungszentrum entstehen. Mit einer separaten Andachtskapelle und einem Saal, der als Gottesdienstraum und Pfarrsaal dienen kann. Außerdem soll ein Kindergarten errichtet werden. In einem längeren, kontroversen Prozess sei diese Entwicklung von den Beteiligten vor Ort so entwickelt worden, „ohne das grüne Licht des Diözesanbischofs und der damit befassten Gremien wäre ein solcher Weg nicht gangbar gewesen.“

Weitere (Teil-)Profanierungen oder Abrisse von (Pfarr-)Kirchen auf dem Gebiet des Bistums Augsburg – neben dem in Füssen und jenem in Herrsching am Ammersee (Teilprofanierung der alten Pfarrkirche) – seien derzeit keine beschlossen. Sie könnten aber für die Zukunft auch nicht ausgeschlossen werden. Dem Bistum sei es grundsätzlich wichtig, dass sich für (teil-)profanierte Gotteshäuser eine würdige Nachnutzung findet.

Bistum Augsburg: Keine Kirche ersatzlos profaniert

Im Bistum Augsburg gebe es rund 2090 Sakralgebäude, davon stehen 1809 unter Denkmalschutz. Nicht beziffert werden können die zahlreichen Kapellen in Privatbesitz. In den vergangenen Jahrzehnten sei im Bistum Augsburg keine Kirche ersatzlos profaniert oder gar abgerissen worden. Stattdessen wurde und wird in zwei Fällen die gottesdienstliche Tradition weitergeführt, wenngleich in verkleinertem Maßstab. In das Hauptschiff der Kirche St. Joseph in Augsburg-Oberhausen wurde das Magazin des Archivs des Bistums Augsburg eingebaut, der Einzug des Archivs war im Jahr 2016. Der frühere Altarraum der Kirche wurde bereits 2012 baulich umgestaltet und dient weiterhin als Kirchenraum. Aufgrund des demographischen Wandels in der Pfarrei war die Kirche zu groß geworden für deren Zwecke und wurde daher verkleinert. In der Kirche St. Martin in Lagerlechfeld wurde der Gottesdienstraum ebenfalls verkleinert, die Altarweihe war im Dezember 2022. Der freigewordene Raum biete nun Platz für ein Bau- und Kunstdepot der Diözese. Ohne Akzeptanz in den Pfarreien, hier speziell in den pfarrlichen Gremien, wären solche baulichen Veränderungen überhaupt nicht möglich gewesen.

Des Bischofs Appell an die Gläubigen bei seiner Predigt – nicht nur in Füssen: „Kirche wird also weiterhin bei den Menschen sein. Im Füssener Westen wird ‚die Kirche im Dorf bleiben‘, aber sie wird anders präsent sein, als Sie es gewohnt waren. Aber Eines steht fest: Die Kirche bläst nicht zum Rückzug, die Kirche bleibt präsent!“

Die Kirche „Zu den acht Seligkeiten“ in Füssen im Allgäu ist die erste seit Jahrzehnten, die in Bistum Augsburg abgerissen wird.

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