Start News CNN-Starmoderator Wolf Blitzer: Ein Augsburger als „Stimme Amerikas“

CNN-Starmoderator Wolf Blitzer: Ein Augsburger als „Stimme Amerikas“

So kennen weltweit viele Millionen TV-Zuschauer Wolf Blitzer als Anchorman des US-Senders CNN.

Seit 33 Jahren gehört die Sendung „The Situation Room“ des weltweit ausgestrahlten US-Senders CNN zu den wichtigsten meinungsbildenden TV-Formaten weltweit. Der Chef-Moderator Wolf Blitzer ist ein geborener Augsburger. Ein Glücksfall für die Jury des Augsburger Medienforums (Vorstand Johannes Kopp), die den Top-Journalisten jetzt im Goldenen Saal vor 500 geladenen Gästen für sein spektakuläres Lebenswerk auszeichnete. Medienlegende Helmut Markwort, FOCUS-Gründer und ehemaliger Alterspräsident des bayerischen Landtags, hielt die Laudatio. Hier ein Auszug aus seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede.

„Wir feiern heute gemeinsam die Lebensleistung eines Mitmenschen, der aus den finstersten Zeiten des Holocaust aufgestiegen ist zu einer Weltfigur der Medien“, beginnt Helmut Markwort. „Er hat das ganz alleine geschafft. Keine reiche Familie hat ihm geholfen, keine Erbschaft und kein Netzwerk.

Seine Vorfahren wurden Opfer der Nationalsozialisten. Alle vier Großeltern verloren ihr Leben in Auschwitz. Auch seine Onkel und Tanten wurden in Lagern ermordet. Nur seine Eltern hatten Glück. Ihr erster gemeinsamer Ruheplatz war Augsburg, wo der Vater Wolf Isaac Blitzer eine Anstellung fand und wo am 22. März 1948 der Bub mit gleichem Namen das Licht der Welt erblickte.

Der Name klingt wie ein nom de guerre, ein Pseudonym für einen Medienmenschen. Oft wird er gefragt, wann er sich diesen Kampfnamen zugelegt habe. Nein! Er hieß schon vor 76 Jahren so. Wolf Blitzer hat nicht lange in Augsburg gelebt, aber ich bin sicher, er ist vom Geist dieser Medienstadt berührt worden. Als es noch kein CNN gab und keine sozialen Netz-werke, war Augsburg schon eine Medienmetropole. Die Fugger, weltweit führende Kaufleute, hatten sich hier ein eigenes Informationsnetz organisiert. In den wichtigen Städten aller Kontinente bezahlten sie eigene Korrespondenten, die regelmäßig über wirtschaftliche und politische Ereignisse, aber auch über Klatsch an den Fürstenhöfen berichteten. Die Fugger-Zeitungen, damals exklusiv für die Familie, sind heute noch eine spannende Lektüre.

Medienmetropole schon im Mittelalter

300 Jahre später konnte jeder interessierte Augsburger regelmäßig Berichte aus Paris lesen, die ein berühmter Korrespondent verfasst hatte. Heinrich Heine schrieb über französische Politik und Kultur und war glücklich mit seiner Zeitung, der Vorgängerin der Augsburger Allgemeinen. Er rühmte ihre „weltberühmte Autorität“ und schrieb, man dürfe sie die „Allgemeine Zeitung von Europa“ nennen.
Wolf Blitzer kann sich als Korrespondent in dieser Tradition seiner Vaterstadt gut fühlen. Er wird dem genius loci gerecht.
Nach dem Studium seines bewegten Lebens kann ich ihn als glücklichen Menschen einschätzen, womit er hervorragend in diese Versammlung passt.

Reporter-Start in Tel Aviv

Als Wolf Blitzers Eltern aus der amerikanischen Besatzungszone nach USA auswandern konnten, stürzte er sich positiv und optimistisch in seine Ausbildung. Er fühlte sich zwei Völkern verpflichtet: dem Judentum, zu dem seine Eltern gehörten und den Amerikanern, die ihn aufgenommen hatten. Folgerichtig studierte er an zwei Universitäten: in Buffalo im Staate New York und in Jerusalem. Da der Junge aus Augsburg bald fließend hebräisch sprach, engagierte ihn die Nachrichtenagentur Reuters als Korrespondent in Tel Aviv.
Im nächsten Karriereschritt schickte ihn die Jerusalem Post als Korrespondent nach Washington.
Nach wenigen Jahren auf diesem Posten warb ihn CNN ab.

Wolf Blitzer stand 33 Jahre für CNN vor der Kamera

In 33 Jahren als CNN-Moderator hat er alle amerikanischen Präsidenten interviewt, dazu internationale Größen wie Michail Gorbatschow, Benjamin Netanjahu, Margaret Thatcher und Nelson Mandela. Die Amerikaner kennen ihn aus unzähligen Wahlsendungen.
Er war und ist das Gesicht von CNN, der Prototyp des Anchormans.
Ihm vertrauten nicht nur die Clintons und Obamas, ihm vertraut vor allem das weltweite Publikum. Wolf Blitzer war als rasender Reporter an allen Brennpunkten der Welt unterwegs. Er berichtete über Terror-Anschläge und über Hurrikan-Katastrophen. Er meldete sich aus Israel genauso wie aus Kairo und aus Nordkorea.

In 140 Ländern auf dem Schirm

Weil CNN spürte, wie stark das Publikum der Persönlichkeit von Wolf Blitzer vertraut, bekam er eigene Sendungen, die in 140 Ländern der Erde zu sehen waren. Der kleine Wolf aus Augsburg wurde zum Gesicht Amerikas. Er war der Mann, der komplizierte Zusammenhänge erklärte und aufklärte. Wolf Blitzer war in dieser Rolle überzeugender als jeder Hollywoodschauspieler. Kein Charakterkopf aus der Filmwelt hätte ihn glaubwürdiger darstellen können als er selbst.

Zum Beispiel in einem der letzten James-Bond-Filme. Er hieß „Skyfall“. Darin war Wolf Blitzer als Wolf Blitzer zu sehen. Auch in der gut gemachten Serie „House of Cards“ über Hintergründe der Politik in Washington spielt Wolf Blitzer Wolf Blitzer. Heute sitzt er leibhaftig unter uns, in seiner Vaterstadt Augsburg, wo er als Kind vier Jahre lang gelebt hat.

Mehr als ein Dutzend Doktorhüte

Der Preis des Medienforums Augsburg ist nicht der erste, mit dem die Leistungen von Wolf Blitzer gewürdigt werden. In den USA ist er mit vielen Ehrungen ausgezeichnet worden. Ein Emmy Award ist darunter, und viele Preise, die in den USA höchstes Ansehen genießen. Einen Preis hat er bekommen für seine Berichterstattung über die Clinton-Regierung. Die Urteile über die Amtszeit von Joe Biden sind noch nicht gesprochen.

Jeder, der ihm zugehört hat, weiß, dass Wolf Blitzer eher ein Sympathisant von Joe Biden war und kein Unterstützer von Donald Trump.
Was jetzt in den USA passiert, ist eine politische Konstellation, wie wir sie hier nicht kennen. Lieber Wolf Blitzer, bevor Sie gleich unseren Preis in den Händen halten, möchte ich noch zwei Anmerkungen machen zu Ehrungen, die Sie erhalten haben. Zusätzlich zu den Preisen, die ich nicht aufgezählt habe, haben Ihnen in den USA viele Universitäten mehr als ein Dutzend Ehrendoktortitel verliehen. Sie müssen in Ihrem Haus eine prächtige Sammlung von Doktorhüten haben, zu denen ich Ihnen gratuliere.

„Never again“ – Wolf Blitzers Film bald im BR?

Und einen anderen Preis will ich unbedingt hervorheben, der in Deutschland verliehen wurde. In einem Kino in Berlin haben Sie geladenen Gästen eine Dokumentation gezeigt, die Sie für CNN produziert haben. Sie heißt „Never again“ – niemals wieder – und zeigt in 45 Minuten Erinnerungen an den Holocaust und antisemitische Entwicklungen in den USA, vermischt mit dem Schicksal der Familie Blitzer. Für diese Dokumentation, an der er ein Jahr gearbeitet hat, erhielt Wolf Blitzer in Berlin die höchste Auszeichnung des RIAS-Medienpreises. Die Situation ist bizarr. Die 45 Minuten wurden im deutschen Fernsehen nie gezeigt, aber der Jury-Vorsitzende und begeisterte Laudator ist eine wichtige Figur in der ARD.

Helge Fuhst, der Moderator der Tagesthemen, der vor vier Wochen beinahe Intendant des mächtigen WDR geworden wäre, ist der beste Anwalt dieses Films. Nachdem er ihn bei seinem Sender offenbar nicht untergebracht hat, appelliere ich an den Bayerischen Rundfunk, sich um Wolf Blitzers preisgekrönte Arbeit zu kümmern.

Drei bayerische Juden mit Welt-Karriere

Die Zuschauer haben es verdient, Blitzers Eltern haben es verdient, und der bayerische Bürger Wolf Blitzer hat es verdient. Er ist einer von drei bayerischen Juden, die in den USA zu Ruhm und Einfluss gekommen sind. Den Journalisten aus Augsburg stelle ich neben den Schriftsteller und Dichter Lion Feuchtwanger aus München und den Politiker Henry Kissinger aus Fürth. Die Villa Aurora von Feuchtwanger in Kalifornien ist immer noch ein Zentrum für Kultur, die Strategien von Kissinger sind Richtlinien für die amerikanische Außenpolitik und die globale Präsenz von Wolf Blitzer prägt das Bild der USA. In diesem Geiste, lieber Wolf Blitzer, wünsche ich Ihnen das Glücksgefühl der Augsburger, den Einfluss von Lion Feuchtwanger und das Alter von Henry Kissinger. Masel tov (hebr. für ,viel Glück´).“

Lesen Sie auch: Tag des Denkmals: 11 außergewöhnliche Orte in der Region

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!

Prüfe deinen Posteingang oder Spam-Ordner, um dein Abonnement zu bestätigen.

Die mobile Version verlassen