Auge in Auge mit dem Meeres-Raubtier
Eine klare Meeresoberfläche, beklemmende Stille, bedrohliche Musik und plötzlich ist sie da: die Unheil bringende Haiflosse – und jeder schwimmt verzweifelt um sein Leben. Eine altbekannte Szene aus Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ von 1975. Ein Film, der das Bild der Meeresraubtiere wie kein anderer prägt – verschrien als kaltblütige Killer und Menschenfresser. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Denn Haie sind vielmehr die Opfer. Viele Arten sind durch übermäßige Befischung in ihrem Bestand bedroht und werden für vermeintliche Delikatessen wie Haifischflossensuppe in Massen abgeschlachtet.
Das weiß auch Athanasios Lasos. Der 40-jährige Augsburger ist leidenschaftlicher Taucher und auf den Meeren dieser Welt zu Hause. „Als Grieche ging ich schon früh in meiner Heimat schnorcheln und freitauchen. Ab 2000 habe ich dann mit dem Gerätetauchen begonnen und einen Tauchlehrerschein gemacht.“
Eine Leidenschaft, die auch seine Frau Nastasja teilt. „Als wir uns kennenlernten, war klar: ein Tauchschein ist für die Beziehung essenziell“, erzählt die 30-jährige Teamassistentin der Firma Kunzmann und lacht. Mindestens ein bis zweimal im Jahr geht es für das junge Paar zum Tauchen.
Athanasios, der in der Fuggerstadt als Online Marketing Manager bei der AVAG Holding und seit 2006 als Moderator und DJ bei Radio Fantasy arbeitet, engagiert sich in seinen Urlauben für Naturschutzprojekte – repariert beispielsweise Korallen im Roten Meer. Der Ozean und seine Bewohner haben ihn schon immer fasziniert und so ging es Anfang 2020 zu einem ganz besonderen Trip auf die Bahamas. „Ich wollte unbedingt einen Shark-Feeding und -Handler Kurs bei Cristina Zenato machen.“ Die Haiexpertin, bei der sich auch Stars wie Will Smith die Angst vor Haien nehmen lassen, kümmert sich intensiv um die wilden Tiere.
In einem Drei-Tages-Kurs erlernt Lasos im offenen Meer mit karibischen Riffhaien, die bis zu drei Meter groß werden, zu tauchen und sie zu füttern. In einem zehn Kilo schweren Ganzkörper-Kettenanzug steht er am Sandboden, umzingelt von bis zu 30 Haien. „Mit einem sanften Streicheln über den Kopf stellt man sich dem Tier vor, dann kann man die Haie langsam füttern, mit Fischfilets aus der mitgebrachten Stahlbox. Aber immer mit Vorsicht und Ruhe. Du darfst keine Angst zeigen, das spüren die intelligenten Tiere sofort. Manchmal verbeißen sie sich auch im Kettenanzug oder stoßen dich härter an, da muss man immer ruhig bleiben.“ Nach dem Kurs ging es für das Adrenalin-Paar dann an den berühmten Hai-Spot Tiger Beach, ein Tauchgebiet mit einer großen Sandbank in einer Tiefe von zwölf bis 15 Metern.
„Da paaren sich Tigerhaie und sind dabei geschützt, denn auf den Bahamas dürfen keine Haie gejagt werden. Unfälle passieren nur, wenn der Mensch in ihren Lebensraum eindringt“, verurteilt Nastasja die Dämonisierung der eleganten Meeresbewohner. „Die Menschheit richtet enorme Schäden an im Wasser. Wenn der Hai stirbt, stirbt auch das Riff, und dann haben wir ein Riesenproblem. Zwischen 70 und 200 Millionen Haie werden pro Jahr getötet“, fügt Athanasios hinzu.
Doch in Tiger Beach regieren noch die scharfzahnigen Meerestiere: Vier bis fünf Meter lange Zitronenhaie, noch größere Tigerhaie und viele andere präsentieren sich hier majestätisch.