Intensiv: Belastung steigt wieder – es trifft vor allem Ungeimpfte
Corona schlägt wieder zu. Die Inzidenzzahlen steigen und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigt für die kommenden Wochen wieder schärfere Maßnahmen an, im Raum steht etwa eine Maskenpflicht an Schulen nach den Herbstferien. Eventuell wird aus 3G plus künftig 2G, was soviel bedeutet wie: Ungeimpfte können auch mit aktuellem Test nicht mehr überall hin. Möglich ist auch eine Regionalisierung der Klinik-Ampel. Für Schwaben sieht es dann nicht so gut aus, weil hier die Hospitalisierung teils schon bedenklich ist.
In der Stadt Augsburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 202,1 nach 149,1 am Tag davor. Am Samstag wurden 133 Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl der Toten hat sich seit Beginn der Pandemie auf 430 erhöht. Corona legt also wieder deutlich zu.
Entscheidend ist jetzt aber, wie eingangs dargestellt, nicht mehr der Inzidenzwert, sondern die Krankenhaus-Ampel und die Lage an den Kliniken. Wie das UKA, also das Universitätsklinikum Augsburg, bestätigt, wachse die Zahl der stationären Covid-19-Patient*innen wieder – und zwar wie bei früheren Coronawellen mit etwas Verzögerung zum Inzidenz-Anstieg.
Am Donnerstag konnte Oberarzt Dr. med. André Fuchs von der III. Medizinische Klinik zum einen noch beruhigen: Aktuell sei die Zahl der Covid-19-Patient*innen am UKA noch deutlich von den Spitzenbelegungen während der zweiten Welle im Herbst 2020 entfernt. Andererseits seien die bisherigen Covid-Bereiche bereits relativ stark ausgelastet, was allerdings die sonstige Patientenversorgung im Klinikum, auch was verschiebbare Eingriffe angeht, nicht einschränkt.
Dass es dennoch wegen Corona im Intensivbereich bereits wieder eine höhere Auslastung gibt, sei auf die derzeitig hauptsächlich betroffenen jüngeren und meist ungeimpften Patienten zurückzuführen, die trotz schwerer Erkrankung in der Regel überleben. Die durchschnittliche Liegezeit von Corona-Patient*innen auf Intensiv sei derzeit etwas länger als während der zweiten Welle. „Außerdem können viele jüngere Patienten, bei denen sich kein schwerer Verlauf ergibt, rasch wieder von der Normalstation entlassen werden“, so Fuchs.
Er geht auch auf die Frage nach sogenannten Durchbruchsinfektionen ein, also nach Patienten, die trotz Impfung erkranken. Demnach sei die Anzahl an Patient*innen mit Durchbruchsinfektionen deutlich geringer. „Vor allem auf Intensivstationen ist dies eher eine Seltenheit – geimpfte Patienten sind zu einem großen Anteil vor intensivpflichtigen, schweren Verläufen geschützt. Einzelne geimpfte Patienten, vor allem aber solche mit Vorerkrankungen aufgrund derer die Wirkung einer Impfung eingeschränkt ist, müssen dennoch auf den Intensivstationen behandelt werden,“ so Fuchs. „Solche Patienten können nur (…) zum Beispiel durch eine ausreichende Herdenimmunität geschützt werden.“
Laut Fuchs lag die Zahl der geimpften Patient*innen auf den Intensivstationen zuletzt bei zehn Prozent und auf den Normalstationen bei 20 Prozent. Fuchs verdeutlicht: „Aufgrund der höheren Ansteckungsgefahr der Delta-Variante sind Durchbruchsinfektionen trotz Impfung häufiger geworden, stellen aber immer noch die deutliche Minderheit dar.“
Weitere Gründe (abgesehen von Vorerkrankungen) dafür, dass Geimpfte Corona bekommen, seien noch nicht ausreichend aufgeklärt. „Das UKA nimmt hierzu mit allen anderen Universitätskliniken in Bayern an einer Studie teil, um ein bestehendes Risiko für Durchbruchsinfektionen besser beschreiben zu können,“ so Fuchs.
Die Fallzahlen in der Stadt Augsburg und im Landkreis zeigen, dass derzeit auch viele Kinder und Jugendliche infiziert sind. Sie sind aber laut Fuchs „glücklicherweise selten so schwer erkrankt, dass eine Behandlung in der Klinik notwendig wäre.“
Dass jetzt Corona wieder zur Gefahr werden kann, zeigt sich etwa auch daran, das sich bis vergangenen Mittwoch die Zahl der Covid-19-Patienten im Universitätsklinikum tagelang konstant bei 37 hielt. Am Donnerstag war ein Anwachsen auf 42 stationären Corona-Patienten zu vermerken – Tendenz steigend, fürchten viele.
Ähnlich ist die Entwicklung im Umland. Dr. Hubert Mayer – er ist ärztlicher Koordinator im Regierungsbezirk sowie Geschäftsführer der Kliniken an der Paar in Aichach-Friedberg – beklagt, dass sich die Intensivstationen bereits wieder „am Rande der Überbelastung“ befinden: „Entsprechend der exponentiell steigenden Inzidenzen sehen wir eine deutliche Steigerung der stationären Patienten. Im Wochenvergleich haben wir aktuell eine Verdoppelung der zu therapierenden Patienten in stationärer Behandlung.“ Es handele sich im Wesentlichen um ungeimpfte Patienten (80 Prozent der stationären, 95 Prozent der intensivpflichtigen Patienten). Laut Mayer liegt aktuell eine außerordentlich hohe Ansteckungsquote (0,4 Prozent) bei Kindern vor. Die 7-Tage-Inzidenz liege hier im Bezirk bei bis zu 400.