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Mittwoch, 30. Oktober 2024

… die Welt retten

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Putins Krieg Wie Augsburger*innen notleidenden Menschen helfen

Putins unmenschlicher Krieg tobt weiter, das Leid ist unermesslich, die Zahl der Toten und Verletzten steigt – und der Flüchtlingsstrom schwillt an. Die Folgen werden auch in Augsburg deutlicher. Immer wieder kommen auch hier Menschen aus der Ukraine, vor allem Frauen und Kinder an, die sich vor dem Krieg in ihrer Heimat schützen wollen. Auch am Samstag wurde wieder ein Bus mit Flüchtlingen empfangen.
Seit einer Woche in Augsburg und somit in Sicherheit sind zum Beispiel 29 Kinder und Jugendliche aus einem Jugendheim in Pokrowsk nahe Donezk in der Ostukraine. Wie es dazu kam, berichten sehr bewegend Jugendamtsleiter Joachim Herz und Lena Z., die die Flucht der jungen Leute sowie von zwei Erzieherinnen organisiert haben. Die gebürtige Ukrainerin lebt seit 20 Jahren in Deutschland, jetzt in Günzburg. „Ich sehe jeden Tag bis spät nachts fern. Es schmerzt so sehr, was in meiner Heimat passiert.“ Als die 40-Jährige einen Bericht über Waisenkinder im Kriegsgebiet sah – „sie haben es ja schon von Haus aus schwer“ – musste sie einfach helfen. Sie nahm Kontakt zum Jugendheim auf und schrieb mehrere Kommunen an. „Augsburg hat als erstes und schnell reagiert.“
Auch ein Busunternehmen, mit dem sie früher bereits Reisen unternommen hatte, war gleich bereit zu helfen. So kam die Hilfsaktion in Gang. Doch bis alle wohlbehalten in Augsburg ankamen, lag eine Reise von Donnerstag bis Sonntag vor der helfenden Gruppe – quer durch die Ukraine, über deren zweitgrößte, umkämpfte Stadt Charkiw nach Polen und Tschechien bis Augsburg.
Hier greifen viele helfende Hände und schnelle Aktionen ineinander, nicht zuletzt durch die Bereitstellung der Jugendherberge als Unterkunft.„Wir sind sehr dankbar“, sagte Lidija D., eine der Erzieherinnen, die mit ihrem eigenen Kleinkind ihre Schützlinge begleitet hat. „Es war wichtig, dass wir schnell fliehen konnten!“ Das russische Militär hatte die Region, in der sich das ukrainische Jugendheim befindet, wenige Stunden nach der Flucht mit sogenannten Cluster-Raketen (sie teilen sich ab einer gewissen Nähe zum Boden in viele kleinere Sprengkörper auf) beschossen. Und Retterin Lena Z. sagt: „Jeder Einzelne kann die Welt retten.“
Genau nach diesem Prinzip ist Philip Blobel vom Lions Club Augsburg Elias Holl aktiv. Er hatte schon mit sieben weiteren Ehrenamtlichen (wie kurz berichtet) einen Transport wichtiger Hilfsgüter nach Siret in Rumänien an die Grenze zur Ukraine gebracht. Auf dem Rückweg wurden 19 Flüchtlinge (Mütter mit ihren Kindern) sicher nach Augsburg geholt.
„Die Nachrichten haben mich gefesselt und ich merkte schnell, dass ich handeln muss.“ Der ehemalige Luftwaffen-Offizier legte los und organisierte den Hilfseinsatz. Nächsten Donnerstag soll ein weiterer Transport nach Rumänien gehen und wieder, dieses Mal rund 130 Flüchtlinge mitbringen. „Wir haben dank Hörmann-Reisen zwei Doppeldecker-Busse, zudem zwei Begleitfahrzeuge und ein Ärzte-Team dabei.“ Auch Rotary Friedberg unterstützt dies sowie viele weitere Helfer. Spenden sind willkommen (Lions Spendenkonto: DE90 7209 0000 0001 1369 41).
Hier noch einige weitere Hilfsaktion aus Augsburg und Region:
• Die Cineplex Kinos in Aichach, Meitingen und Königsbrunn nehmen an einer groß angelegten Spendenaktion der deutschen Kinos für Kinder in der Ukraine teil: Dabei wird der Dokumentarfilm „Klitschko“ am Sonntag, 20. März um 18 Uhr in mehr als 450 Filmtheatern gezeigt. Der Eintritt beträgt 10 Euro, an der Kasse haben die Gäste zudem die Möglichkeit, diesen Betrag zu erhöhen. „Zusätzlich werden unsere Kinos auch noch zehn Prozent der gesamten Tageserlöse für Speisen und Getränke bereitstellen“, so Kinobetreiber Alexander Rusch, der auch mit Aktionen wie Glücksrad oder Plakat-Flohmarkt Spenden sammeln will. Die gesamten Erlöse fließen als Spende an BILD „Ein Herz für Kinder“. Die Tickets sind ab sofort online unter www.cineplex.de erhältlich.
• Olena Sloia, Natalya Boeva und Roman Poboinyi vom Opernensemble am Staatstheater stellen am Dienstag, 29. März, ab 19.30 Uhr im Kleinen Goldenen Saal Lieder und Arien ihrer Heimat vor. Sie wollen so ihre Verbundenheit mit der leidenden ukrainischen und der mutigen, gegen Krieg protestierenden russischen Bevölkerung zum Ausdruck bringen. Die beim Konzert gesammelten Spenden kommen der Ukraine zugute.
• Seit Monaten arbeitet der Bahnpark an „Themeninseln“: Eine slowenische Lok, die 1945 von Partisanen angegriffen wurde und in den Fluss Save stürzte, erinnert z.B. an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. In einem Güterwagen sind Deportationen jüdischer Mitbürger in Vernichtungslager dokumentiert. Im gleichen „Viehwagen“ flohen Deutsche vor der Roten Armee oder wurden nach Kriegsende aus dem Sudetenland vertrieben. Nun wurden die Museumsmacher von den aktuellen Ereignissen eingeholt: „Der Krieg in der Ukraine zeigt deutlich, wie wichtig unsere Ausstellung ‚Zeitreise‘ für ein gemeinsames europäisches Bewusstsein ist“, sagt Bahnpark-Chef Markus Hehl. „Im Angesicht von Not und Elend wollen auch wir helfen“. Am Samstag, 26. März, bietet der Bahnpark Führungen an. Es wird kein Eintritt verlangt, aber um Spenden gebeten, die an die Ukrainehilfe der Stadt gehen. Eine Anmeldung ist erforderlich: fuehrungen@bahnpark-augsburg.eu.
• Ungebrochen ist auch in Friedberg eine Welle der Hilfsbereitschaft. Schnell wurde die Initiative „Friedberg hilft“ von der Stadt und der Pfarrei St. Jakob in Verbindung mit einem Unternehmernetzwerk ins Leben gerufen. Unterstützt wird sie vom Rotary Club. Die Aktion ist abgestimmt mit dem Ukrainischen Verein, der für den Kontakt vor Ort sorgt. Stadtpfarrer Steffen Brühl und Bürgermeister Roland Eichmann rufen dazu auf, sich mit den Opfern des Krieges bei Mahnwachen, Friedensmärschen oder Gebeten zu solidarisieren. Hunderte Menschen schlossen sich dieser Bitte an. Zudem werden regelmäßig Sachspenden in die Ukraine transportiert.

Von Marion Buk-Kluger und Wolfgang Bublies

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