Start News Eine Straße für den Opa: Enkel erinnert an den KZ-Überlebenden Hugo Höllenreiner

Eine Straße für den Opa: Enkel erinnert an den KZ-Überlebenden Hugo Höllenreiner

Hugo Höllenreiner (sen., rechts) starb 2015. Sein Enkel Hugo Höllenreiner erinnert an ihn und sein Lebenswerk.

Hugo Höllenreiner ist einer der bekanntesten Zeitzeugen der Sinti und Roma, klärte viel in Schulen auf. Als Kind überlebte er mehrere Konzentrationslager. In Ingolstadt wird nun eine Teilstraße nach ihm benannt. In München gibt es eine Zusage. Sein Enkel, der ebenfalls Hugo Höllenreiner heißt, lebt in Gersthofen, seit er acht Jahre alt ist. „Es ist eine sehr große Ehre für meinen Großvater, für unsere ganze Minderheit, dass überhaupt eine Straße benannt wird“, so der 31-Jährige, der von einem jahrzehntelangen Kampf berichtet, bis Straßen wirklich benannt wurden.

Er erinnert sich an seinen Opa: „Das war ein toller Mensch“, und ergänzt: „Er hat immer nach vorne geschaut. Ihm war immer wichtig, dass die Jugend erfährt, was damals passiert ist.“ Und seine Botschaft weitergibt. Hugo Höllenreiner und seine Schwester setzen sich dafür heute ein – ehrenamtlich.

Auf den gleichen Namen wird der Enkel oft angesprochen. „Ich bin sehr stolz, dass ich den Namen weiterführe.“

Hugo Höllenreiner ist stolz auf die Straßenbenennungen und lebt gern in Augsburg

Für sein Engagement als Zeitzeuge wurde Hugo Höllenreiner (sen.) mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Auch für seinen Enkel stolze Momente: „Zum Beispiel, als er die Medaille ‚München leuchtet‘ verliehen bekommen hat. Das war eine große Ehre in seiner Heimatstadt.“ Auch die Straßenbenennungen machten ihn stolz.

Und heute, im Klima einer erstarkenden AfD? „Ich will mich mehr bemühen, denn man sieht in der heutigen Zeit, wie alles immer weiter nach rechts rutscht, wie die Leute immer radikaler werden“, betont Hugo Höllenreiner. Der Kampf gegen die rechtsradikale Szene ist ihm sehr wichtig. Er habe selten schlechte Erfahrungen gemacht. Aber sehe auch: „Es gibt natürlich viele, die mit Antiziganismus oder Diskriminierung zu kämpfen haben.“ Höllenreiner zieht nicht nur aus dem christlichen Glauben Optimismus. Er sehe, dass die Ausgrenzung in der heutigen Jugend nicht mehr so schlimm sei wie früher. Und betont: „Ich liebe meine Stadt Augsburg und die Leute hier. Ich bin gerne hier. Und mag unsere Vielfalt, dass so viele verschiedene Leute aus jeder gesellschaftlichen Gruppe sich hier verstehen, achten und miteinander können.“

Info: So laufen Straßen-Benennungen ab

Das Geodatenamt der Stadt Augsburg erklärt: Hier gebe es 1959 benannte Straßen, Wege und Plätze. Das Amt frage sich im Vorfeld anhand der Empfehlungen des Deutschen Städtetags etwa: Wie ist die Straße eingebettet in die Umgebung? Gibt es Persönlichkeiten der neueren oder älteren Geschichte, die einen Bezug zu diesem Ort aufweisen, hier gewirkt oder gelebt haben? Sind diese Personen würdig, geehrt zu werden oder gibt es ein städtisches Interesse an der Ehrung dieser Person? Das Amt führt vor der Erstellung einer Beschlussvorlage einen Findungsprozess durch, um den am besten geeigneten Straßennamen auszumachen. Dabei werden auch Vorschläge von Bürgern und Institutionen berücksichtigt. Am Ende entscheidet der Stadtrat über die Benennung. Bis eine Straßenbenennung rechtskräftig ist, dauere es einige Monate. In jüngster Zeit wurden jährlich etwa fünf Straßen und Wege neu benannt.

Hugo Höllenreiner vor der Gedenktafel für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma auf dem Nordfriedhof.

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