Erst Mitte letzter Woche kehrte Frank Onyeka von seiner Länderspielreise mit dem nigerianischen Nationalteam zurück. Es verblieben nur wenige Trainingseinheiten, um die Kollegen kennenzulernen und sich zu akklimatisieren. Dennoch schaffte es der FCA-Deadline-Day Transfer gegen den FC St. Pauli am vergangenen Sonntag direkt in die Startelf und zeigte mit seinem Einsatz direkt, woran die Fans in der Saison an ihm viel Freude haben werden.
Fast wäre ihm sogar noch ein eigener Treffer gelungen, doch Frank Onyeka zeigte sich beim Stand von 2:0 uneigennützig und versuchte frei vor Pauli-Keeper Nikola Vasilj lieber das Zuspiel auf Essende – die falsche Idee. Ein Verteidiger grätschte dazwischen und verhinderte das beinahe sichere 3:0. Eine unglückliche Aktion des 26-Jährigen, aber eine von ganz wenigen. Von Beginn weg zeigte der Nigerianer im Augsburger Mittelfeld seine Klasse. Er blieb gänzlich ohne Ballverluste, gewann beinahe jeden Zweikampf, fing Bälle ab und störte den Spielaufbau der Kiezkicker entscheidend. Aber nicht nur defensiv wusste Onyeka Akzente zu setzen, auch offensiv gelang ihm eine spektakuläre Vorlage zum 2:0 von Phillip Tietz. Maßgeschneidert landete seine Flanke auf dem Fuß des Stürmers, der keine Probleme hatte, die Kugel im Tor unterzubringen. Dass Onyeka nicht über die volle Distanz dabei war, lag einzig und allein daran, dass er in der 83. Minute angeschlagen vom Feld musste – Zeichen von Eingewöhnungsschwierigkeiten: keine.
Frank Onyeka setzte sich gegen viele Widrigkeiten durch
Dabei hatte es der von Brentford ausgeliehene Mittelfeldspieler nicht immer leicht. In einem Interview mit seinem Premier League-Club erzählte er im Februar von seiner Kindheit. Onyeka stammt aus einer armen Familie, sein Traum Fußballspieler zu werden, gefiel nicht allen. Vor allem seine Mutter hatte Vorbehalte: „Sie hatte Angst. Sie wollte, dass wir studieren, weil die Chance, Fußballer zu werden, zu diesem Zeitpunkt gering war. Ihr wäre es damals lieber gewesen, dass ich zur Schule gehe, anstatt Fußball zu spielen.“ Also schlich er sich teilweise zum Training, nahm lieber Neben- als Hauptstraßen, um keine Kommentare hören zu müssen, warum er es nicht schaffen werde. „Das habe ich jeden Tag gemacht und Gott sei Dank hat es geklappt. Früher habe ich barfuß auf der Straße gespielt; jetzt kann ich jeden Schuh tragen, den ich will.“
Das freute nicht zuletzt auch seine Mutter, die jetzt sehr „dankbar und glücklich ist, dass ich Fußballer geworden bin. Manchmal erinnere ich sie noch daran, dass sie erst nicht wollte, dass ich spiele“, so Onyeka, der seine Familie unterstützt, wo er nur kann. Nachdem er beim dänischen FC Midtjylland seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben hatte, baute er seiner Familie mit dem Geld ein Haus in Benin-Stadt.
Der damalige Trainer übrigens: Jess Thorup, dessen Vertrauen Onyeka bei seinem ersten Einsatz direkt mit einem Tor nach fünf Minuten zurückzahlte. Nun sind Trainer und Spieler in Augsburg wieder vereint. Dass Onyeka gegen St. Pauli das Tor nicht traf, werden beide aber gut verschmerzen können, schließlich verlief das FCA-Debüt davon abgesehen beinahe ideal. So darf es gerne weitergehen.
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