Energiepreise steigen Stadtwerke schützen die Bestandskunden
Benzin und Butter, Lebensmittel insgesamt, Holz, Papier und Parkplatzmieten –zuletzt sind die Kosten in vielen Lebensbereichen gestiegen. Ganz zu schweigen von Wohn- und Immobilienpreisen. Immer teurer wird nicht zuletzt die Energie.
Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland die Lebenshaltungskosten gegenüber 2020 um 3,1 Prozent gestiegen. Im November und Dezember lag die Inflationsrate sogar bei mehr als fünf Prozent. Für 2022 erwarten Experten zwar niedrigere Raten. Allerdings werden die Preise weiter kräftig steigen – trübe Aussichten.
Sorgen bereiten derzeit vor allem die Energiekosten. Die Weltmarktpreise für Gas und Strom sind seit Sommer um bis zu 400 Prozent gestiegen. Weil folglich seit Monaten die Großhandelspreise massiv zulegen, haben die Stadtwerke Augsburg (swa) in beiden Sparten einen zweiten Grundversorgungstarif speziell für Neukunden eingeführt. Die swa schützen so Bestandskunden vor erheblichen Preissteigerungen. „Unsere treuen Kunden bleiben in bestehenden, günstigen Grundversorgungstarifen“, sagt swa-Geschäftsführer Alfred Müllner.
„Für alle Neukunden, die von anderen Energieversorgern aus ihren Verträgen gekündigt oder wegen Insolvenzen nicht mehr versorgt werden, müssen wir zusätzliche Mengen Strom und Gas am Markt sehr teuer zukaufen. Deshalb müssen wir dafür auch in einem eigenen Grundversorgungstarif marktgerechte Preise verlangen“, so Müllner. Diese belaufen sich auf fast das Dreifache.
Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden (kWh) Gas bezahlt als Neukunde in dem zweiten Grundtarif 19,79 Cent je kWh – Bestandskunden wie bisher 7,19 Cent.
Hintergrund: Zahlreiche Energieanbieter haben sich mit ihrer kurzfristigen Preispolitik verhoben. Wegen der massiv steigenden Marktpreise können sie die einst versprochenen Billigtarife nicht mehr halten und kündigen ihren Kunden oder müssen Insolvenz anmelden. Diese Kunden werden von den jeweils örtlichen Grundversorgern aufgefangen und weiter mit Strom oder Gas versorgt. Dazu sind die Grundversorger gesetzlich verpflichtet. In Augsburg sind das die Stadtwerke Augsburg.
Weil die swa eine langfristige Einkaufspolitik betreiben, haben sie für ihre Kunden die nötigen Energiemengen noch vor der Preisexplosion weitgehend durch günstige Verträge gesichert. „Diese langfristige Strategie schafft für die Kunden Sicherheit und garantiert jetzt vergleichsweise günstige Energiepreise“ – ein Weg, den neben den swa auch andere schwäbische Energieversorger gehen.
Eine gewisse Zu- und Abwanderung von Kunden sei bei der Energiebeschaffung zwar einkalkuliert, „die erheblichen Mengen, die jetzt durch die Neukunden aus Insolvenzen von Wettbewerbern zusätzlich notwendig werden, müssen auch wir kurzfristig am Markt beschaffen“, so swa-Chef Müllner. Und da gelten jetzt ganz andere Preise. Die swa gehen von mehreren 1000 Kunden aus, die von nicht mehr lieferwilligen oder -fähigen Wettbewerbern in die Grundversorgung der swa fallen.
Verbraucherschützer sehen die Neukunden-Tarife kritisch. Die Grundversorger müssten allen offen stehen, zu gleichen Konditionen, fordern sie. Konsequenz wäre, eben für alle Kunden die Preise anzuheben, wenn man sonst nicht wirtschaftlich arbeiten könnten.
Die swa und andere Grundversorger sehen das anders: Die Möglichkeit, die Preise für alle zu verteuern, sei laut Müllner nicht in Betracht gekommen. „Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden eine sichere Energieversorgung zu fairen Preisen. Auf diese Sicherheit können sie auch in schwierigen Zeiten vertrauen.“bub/pm