Start News „Go-Ahead“: Offener Konflikt im Augsburger Bahn-Debakel

„Go-Ahead“: Offener Konflikt im Augsburger Bahn-Debakel

Landrat Martin Sailer

„Schock für Bahnpendelnde“ – so lautet der Titel einer amtlichen Pressemitteilung aus der Behörde von Augsburgs Landrat Martin Sailer, in der dieser und mehrere Bürgermeister betroffener Gemeinden ihren Unmut über die Entwicklung im regionalen Bahn-Nahverkehr ausdrücken. Modernere Fahrzeuge, mehr Service, bessere Pünktlichkeit, zusätzliche Verbindungen – es gibt vieles, was an Erwartungen in den neuen Betreiber des Bahn-Nahverkehrs ab dem 11. Dezember im Augsburger Raum gesetzt wird.

Go-Ahead“ nennt sich dieser Betreiber, was auch mit Startschuss übersetzt werden kann. Aber der Start der Verkehrsgesellschaft mit den tiefblauen Zügen geht Richtung Debakel. Hauptproblem: Go-Ahead fehlen laut Mitteilung derzeit rund 40 Lokführer – ein Defizit, das sich wohl erst gegen Mitte des kommenden Jahres ausgleichen lässt, weswegen zunächst mehrere Verbindungen ausgedünnt werden müssen.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat Go-Ahead „mit Nachdruck“ aufgefordert, „ein Ersatzkonzept transparent darzustellen und alle Anstrengungen zu unternehmen, um die vertraglich vereinbarten Leistungen anzubieten.“ Die BEG kündigte an, Vertragsstrafen geltend zu machen.

Go Ahead droht Debakel Foto: Karg / Go-Ahead

„Wir wollen vermeiden, dass täglich dieser oder jener Zug nicht fahren kann, weil wir zu Beginn zu wenige Lokführer:innen haben. Daher reduzieren wir lieber von Anfang an und machen das öffentlich bekannt, damit die Fahrgäste sich darauf einstellen können“, entschuldigte sich Go-Ahead-Chef Fabian Amini.

Verkehrsunternehmen Go-Ahead droht nach Stotter-Start Strafzahlung

Dabei, so bekräftigt Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg, habe das Unternehmen nichts ausgelassen, um für die Übernahme der neuen Strecken unter anderem von München kommend Richtung Norden über Gersthofen, Meitingen, Donauwörth und Treuchtlingen bis Würzburg oder in den Westen über Dinkelscherben bis Ulm gerüstet zu sein. Alles Mühen habe wenig geholfen: Zwar absolvierten derzeit über 60 Kandidaten in unternehmenseigenen Akademien die elfmonatige Ausbildung zum Lokführer. Was aber so gut wie nicht gelungen sei: Lokführer, die bisher beispielsweise für die Deutsche Bahn auf diesen Strecken gefahren sind, zum Wechsel zu Go-Ahead zu motivieren. Zu spüren bekommen, werden die Streichungen im Fahrplan unter anderem die Fahrgäste Richtung Meitingen, wo derzeit noch stündlich verkehrende Verstärkerzüge neben dem regulären Takt vorübergehend gestrichen werden müssten. Auch der vorgesehene 30-Minuten-Takt zwischen Augsburg und Dinkelscherben verzögere sich. Zumindest auf der stark frequentierten Hauptstrecke zwischen Augsburg und München soll es keine Streichungen geben.

Go-Ahead Zug-Simulator Foto: Go-Ahead

Landrat Martin Sailer ärgert sich über die Kommunikation des neuen Betreibers: „Uns wurde von Go-Ahead in den vergangenen Monaten mehrfach versichert, dass zum Fahrplanwechsel alles planmäßig ablaufen wird. Dass wir nun drei Wochen vor dem geplanten Start diese Hiobsbotschaft erhalten, überrascht mich sehr negativ.“ Als „absolut falsches Zeichen im Zusammenhang mit der angestrebten Mobilitätswende“ bezeichnet die Gablinger Bürgermeisterin Karina Ruf die Ausdünnung des Zugverkehrs. si

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