Die Augsburger Panther befinden sich am Ende der Saison weiter im Kampf um den Klassenerhalt. lm Interview spricht U23-Perspektivspieler Leon van der Linde über den Weg zum Profi und was er bereits von seinen Mannschaftskollegen gelernt hat.
Augsburg Journal: Wie sind Sie zum Eishockey gekommen?
Leon van der Linde: Mein Onkel hat bereits in Lindau Eishockey gespielt und dann haben meine Cousins auch angefangen Eishockey zu spielen und da bin ich dann irgendwann mal mit und hab dann einfach damit angefangen.
AJ: Die Jugendmannschaften haben Sie bei Ravensburg und vor allem in Kaufbeuren bestritten. Nach welchen Kriterien haben Sie sich Ihre Mannschaften ausgesucht?
van der Linde: Lindau hatte eine Kooperation mit Ravensburg, so dass die besseren Spieler dort etwas Erfahrung sammeln konnten. Ravensburg hat damals bei den Schülern beziehungsweise der U17 eine Liga höher gespielt, wodurch das für uns auf jeden Fall attraktiv war. Zu Kaufbeuren gibt es eine witzige Story: Justin Volek kenn ich ungefähr seit ich zehn Jahre alt bin. Und dessen Vater war in Lindau und Ravensburg Trainer. Justin ist dann nach Kaufbeuren gegangen und hat mich und ein paar Kollegen zu einem Probetraining mitgenommen. Und so bin ich eben durch Justin Voleks Vater und ihn selbst nach Kaufbeuren gewechselt.
AJ: In der Saison 2020-21 war es dann soweit: Sie durften Ihre ersten Spiele in der DEL2 machen. Gleichzeitig haben Sie auch noch in der U20 und in der Oberliga in Füssen gespielt. Wie war es, in drei Teams und drei Ligen gleichzeitig zu spielen?
van der Linde: Ja das war alles etwas bisschen aufeinander. Das war auch die Corona-Saison und da sind vier andere mit mir in die DEL2 hochgerutscht, weil dort einige Corona hatten. So durften wir alle gemeinsam unser erstes DEL2-Spiel machen. Gleichzeitig haben wir vier aber in der U20 und in der Oberliga in Füssen gespielt, was dazu führte, dass wir drei bis vier Spiele in der Woche hatten. Für mich war das nicht so schlimm, da man aufgrund von Corona sowieso nicht so viel machen konnte, außer Eishockey spielen.
AJ: Nicht nur in den Vereinen sind Sie aufgefallen, sondern auch im Kreis der Nationalmannschaft. Welche Rolle spielten die U-Nationalmannschaften? Wie war das Gefühl, zum ersten Mal nominiert zu werden?
van der Linde: Es war natürlich cool, wenn man zur Weltmeisterschaft geflogen ist oder andere Turniere hatte. Das war schon eine große Sache und ich habe mich immer gefreut, wenn ich dabei sein durfte und mich zeigen konnte. Und es war natürlich auch immer lustig, weil man dort nicht nur die eigenen Mitspieler, sondern eben auch die, die man von früher kannte, wiedergetroffen hat. Die erste Nominierung kam per E-Mail an meine Mutter. Da stand dann drin, dass ich dabei bin und dann habe ich mich natürlich unendlich gefreut und das am nächsten Tag auch sofort im Training erzählt. Allerdings habe ich immer mit Älteren gespielt, für die das eigentlich nichts Besonderes mehr war. Da war die Reaktion dann eher etwas verhalten und ich durfte mir so Sachen anhören wie „Ja da bist du bestimmt noch öfter dabei, das ist nichts Besonderes“. Aber ich habe mich natürlich trotzdem gefreut.
AJ: Die Saison 2022-23 bot dann den Höhepunkt: Das DEL-Debut. Wie war das?
van der Linde: Spannend. Ich war sau nervös vor dem ersten Spiel. Ich saß in der Kabine vor dem Warm-up und wusste nicht so ganz, was auf mich zukommt. Aber die Freude war riesig – ähnlich wie beim ersten Spiel für die Nationalmannschaft. Es ist einfach was Neues, man freut sich und es geht natürlich ein Traum in Erfüllung. Auch wenn ich nur ungefähr drei Minuten Eiszeit hatte.
AJ: 2023-24 dann der Wechsel zu den Panthern. Warum die Entscheidung für Augsburg?
van der Linde: Auch hier spielt Justin Volek wieder eine Rolle. Ich habe mich natürlich mit ihm unterhalten, kannte den Standort ja aber zusätzlich aus den Spielen mit Lindau, Ravensburg und Kaufbeuren bereits. Es existiert sogar ein Foto aus Augsburg, da war ich ungefähr zehn Jahre alt und mit meiner Mama hier. Da habe ich gesagt, es wäre schon cool, hier irgendwann einmal spielen zu können. Und jetzt war die Möglichkeit, da musste ich natürlich zuschlagen. Zusätzlich ist die Nähe zu meiner Heimat ein Punkt, den ich auch sehr schätze.
AJ: Kommen wir zur aktuellen Saison: Zu Beginn mussten Sie noch etwas mehr auf der Bank Platz nehmen. Wie geht man mit so einer Situation um? Gerade als junger Spieler will man ja unbedingt spielen und sich zeigen und beweisen.
van der Linde: Ehrlicherweise habe ich mich bereits etwas daran gewöhnt, nicht so viel Spielzeit zu bekommen. Das passiert einfach, wenn man noch am Anfang der Karriere steht. Natürlich macht man sich dann schon auch Gedanken, was habe ich falsch gemacht, wo kann ich mich verbessern und solche Dinge. Aber ich bekomme viel Hilfe von Mitspielern oder den Trainern, die mich immer motivieren, einfach weiterzumachen.
AJ: Welche Rolle spielen erfahrene Spieler wie Denis Reul für junge Talente?
van der Linde: Er gibt mir sehr viele Tipps zu allen möglichen Situationen auf dem Eis. Manchmal gehe ich auch im Training nach einer Situation zu ihm hin und frage ihn, ob das so gut war oder welche alternativen Optionen es in dieser Situation gegeben hätte. Und er ist da wirklich super hilfreich und macht einen drauf aufmerksam, wenn man zum Beispiel einen Pass etwas kürzer spielen sollte oder solche Dinge. Gleichzeitig bestärkt er mich aber auch, wenn ich eine Situation gut gelöst habe, dass ich genau so weitermachen soll. Er hat ein unfassbares Wissen und kann wirklich viel helfen. Zudem ist er auch noch ein super Mensch und immer für alle da.
AJ: Gibt es ein Spiel in dieser Saison, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
van der Linde: Das erste Spiel gegen Berlin. Florian Elias und ich haben beide nicht gespielt, uns das Spiel aber natürlich angesehen. Am Anfang der Saison macht man sich natürlich Gedanken, wie die Saison verlaufen wird und dann haben wir dort 6:2 gewonnen. Das war schon Wahnsinn.
AJ: Trotz einer durchwachsenen Saison stehen die Fans weiterhin hinter dem Team. Wie wichtig ist das für die Mannschaft?
van der Linde: Die Fans in Augsburg sind so laut, das kann man nicht ausblenden. Man merkt es immer, wenn die Fans auf den Rängen Vollgas geben. Das pusht das Team auf jeden Fall. Und auch wenn wir verlieren und die Fans mal leise sind, nehme ich das wahr. Man merkt einfach, dass es die Zuschauer genauso bedrückt wie uns selbst, da macht man sich natürlich Gedanken. Wir wollen ja, dass alle an diesem Sport Spaß haben und deswegen kämpfen wir Spiel für Spiel für das beste Ergebnis.
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