Start News Maximilian Horber: „Jeder muss sich kritisch hinterfragen“

Maximilian Horber: „Jeder muss sich kritisch hinterfragen“

Die Augsburger Panther haben den Klassenerhalt in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dank des besseren Torverhältnisses im Vergleich zur Düsseldorfer EG gesichert. Für Geschäftsführer Maximilian Horber ist das eine Erleichterung, aber auch eine Basis für die kommenden Herausforderungen. Im Interview spricht er über die vergangene Saison, die bevorstehenden Veränderungen und den Blick in die Zukunft.

Augsburg Journal: Wie groß ist die Erleichterung, dass der Klassenerhalt früher gesichert werden konnte und das Zittern nicht bis April andauerte?

Maximilian Horber: Sehr groß, natürlich. Das ist fast ungewohnt nach den letzten beiden Spielzeiten. Diese frühzeitige Klarheit hilft in der Planung für die nächste Saison, besonders im Hinblick auf den deutschen Spielermarkt. Wir können früher auf einen größeren Markt zugreifen. Das nimmt auch Druck aus den gesamten Planungen.

AJ: Ist das die Basis, auf der die Panther in der kommenden Saison durchstarten können?

Horber: Es ist sicherlich von Vorteil. Jetzt gilt es, im Sommer intensiv zu arbeiten – sowohl beim Kader als auch in anderen Bereichen des Clubs. Wir befinden uns in einem fortlaufenden Prozess der Weiterentwicklung, und das betrifft nicht nur die Mannschaft, sondern auch das gesamte organisatorische Umfeld. Jeder muss sich kritisch hinterfragen: Wo können und müssen wir besser werden?

AJ: Wie hinterfragen Sie sich selbst in Ihrer Position?

Horber: Das sollte man täglich tun. Wenn man in einer verantwortlichen Position ist, dann kann ein 13. Platz zwar ein Teilerfolg sein, aber er reicht nicht aus. Wir müssen analysieren, welche Entscheidungen in der vorherigen Offseason falsch waren und wie wir uns verbessern können. In meiner Position spielt Kommunikation eine zentrale Rolle – sowohl intern mit der sportlichen Abteilung als auch im Backoffice. Manchmal muss man Entscheidungen schneller treffen, manchmal sollte man sie noch gründlicher überdenken. Erfahrung hilft dabei, besser zu agieren, aber es bleibt ein kontinuierlicher Lernprozess.

AJ: Die Fans haben Konsequenzen gefordert. Wie sehen diese aus?

Horber: Intern analysieren wir permanent, welche Veränderungen notwendig sind. Eine Konsequenz war bereits während der Saison der Trainerwechsel, als Larry Mitchell übernommen hat. Er kehrt jetzt wieder auf seine Position als Sportdirektor zurück und unsere wichtigste Aufgabe ist es, einen neuen Headcoach zu finden.

AJ: War die Verpflichtung von Trainer Ted Dent im Nachhinein die falsche Entscheidung?

Horber: Diese Frage stellt sich natürlich. Er hatte keine Erfahrung in Europa, das war ein Risiko. Larry Mitchell ist da auch sehr selbstkritisch und reflektiert, sicher wird er diese Erfahrungen bei der nächsten Trainerwahl berücksichtigen. Ob der nächste Coach ein Nordamerikaner mit Erfahrung oder ein deutscher Trainer wird, ist noch offen. Wir nehmen uns die Zeit, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen.

„Es gab Momente, die an die letzten beiden Jahre erinnert haben“

AJ: Gab es Momente in der Saison, in denen Sie am Klassenerhalt gezweifelt haben?

Horber: Zweifel wäre das falsche Wort, aber es gab Momente, die an die letzten beiden Jahre erinnert haben. Nach der Niederlage in Köln war die Situation besonders schwierig. Aber wir haben intern an die Mannschaft geglaubt, auch wenn wir dafür von vielen belächelt wurden. Aber solange es rechnerisch möglich ist, muss man daran glauben und sich sein Glück erarbeiten. Im Profisport entscheidet oft der mentale Aspekt. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie diesen Kampf annehmen kann, besonders in den letzten Spielen gegen Düsseldorf und Iserlohn, wo der Druck unmenschlich war.

AJ: Die Zuschauerzahlen waren trotz der schwierigen Saison auf Rekordniveau. Wie erklären Sie sich das?

Horber: Das ist in gewisser Weise paradox. Aber es zeigt, welche Bedeutung Eishockey in Augsburg hat. Unsere Fans sind extrem leidensfähig und loyal. Trotzdem darf man das nicht als Selbstverständlichkeit ansehen. Wir müssen weiterhin hart daran arbeiten, dass wir nicht nur kämpferisch auftreten, sondern auch sportlich attraktives Eishockey bieten und uns wieder andere Ziele setzen können.

AJ: Mit Anrei Hakulinen verlässt ein Leistungsträger den Verein. Wie schwer wird es, ihn zu ersetzen?

Horber: Sehr schwer, aber auch das ist wieder eine Chance für Veränderung. Hakulinen hat in den letzten zwei Jahren eine zentrale Rolle gespielt. Unser Ziel ist es, ihn bestmöglich zu ersetzen und das Kaderpuzzle optimal zusammenzusetzen.

AJ: Auch Thomas Schemitsch könnte den Verein verlassen. Welche Auswirkungen hat das?

Horber: Er war als Verteidiger einer unserer besten Scorer, was seine Qualität unterstreicht. Ein Spieler wie er ist auf dem Markt sehr begehrt, nicht nur in der DEL. Wir werden alles versuchen, um ihn in Augsburg zu halten und um ein stabiles Gerüst für die nächste Saison zu schaffen. Es macht keinen Sinn, wieder den kompletten Kader auf links zu drehen. Etwas Stabilität stünde uns nach den letzten Jahren gut zu Gesicht.

Maximilian Horber: „Wenn T.J. mit 45 noch spielen will, werden wir sicher nicht nein sagen“

AJ: T. J. Trevelyan war mit über 40 Jahren einer der wichtigsten Spieler im Kader, bis ihn eine Verletzung ausbremste. Was sagt das über ihn und den Kader aus?

Horber: Man könnte es negativ sehen und fragen, wie ein über 40-Jähriger eine so zentrale Rolle einnehmen kann. Aber ich sehe es anders: Es ist beeindruckend, was T. J. Trevelyan noch immer leistet. Er ist ein Vorbild, nicht nur wegen seiner defensiven Stärke, sondern auch wegen seiner Scorerqualitäten. Sein Ausfall war ein schmerzlicher Verlust für uns. Doch sein Ehrgeiz ist ungebrochen. Er hat bereits signalisiert, dass er weitermachen will. Noch sind aber ein paar Details zu klären. Wenn er mit 45 noch spielen kann und will, werden wir sicher nicht nein sagen.

AJ: Die Auf- und Abstiegsregelung in der DEL sorgt immer wieder für Diskussionen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Horber: Man muss sich schon Gedanken machen. Ich glaube, solange nicht jeder Zweitligist aufstiegsberechtigt und aufstiegswillig ist, wird das System nie zur vollen Zufriedenheit funktionieren. Kürzlich gab es Berichte, dass die Krefeld Pinguine im Falle eines Aufstiegs trotz Lizenzantrag nicht wissen, ob sie aufsteigen wollen würden. Das ist natürlich suboptimal. Eine Lösung könnten perspektivisch Playdowns sein oder eine größere Liga mit 16 Teams, aber das sind Themen, die mittelfristig diskutiert werden müssen. Wir sind für alles offenen, haben aber auch nur eine Stimme innerhalb unserer Ligagesellschaft.

AJ: Wann steht für Sie der nächste Urlaub an?

Horber: Kurzzeitig werde ich über Ostern mit der Familie unterwegs sein. Aber die Sommerpause ist für uns alle kurz. Zwischen Mai und Juli gibt es für die meisten Mitarbeiter eine kurze Erholungspause, aber das Geschäft läuft weiter. Die Planungen für die neue Saison haben bereits begonnen. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich mich erst im Juni oder Juli für ein paar Wochen zurückziehen kann. Aber selbst dann bleibt man immer erreichbar.

Übernahm mitten in der Saison als Trainer: Larry Mitchell. Für die kommende Spielzeit kehrt er auf den Sportdirektor-Posten zurück. Foto: Sport in Augsburg

Lesen Sie auch: Tina Rupprecht schafft Einzigartiges

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!

Prüfe deinen Posteingang oder Spam-Ordner, um dein Abonnement zu bestätigen.

Die mobile Version verlassen