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Linus Förster hofft auf eine neue Chance

Feste Freundin, Frust bei Jobsuche, Buch über Gefängnis: Ex-Spitzenpolitiker Linus Förster über sein Leben in Augsburg, das sich für ihn auch über zwei Jahre nach der Haft schwierig gestaltet

Seine Geschichte passt gut zum Neue Deutsche Welle-Oldie „Goldener Reiter“ von Joachim Witt. Hoch geflogen und tief gefallen ist Linus Förster wie kaum ein anderer Prominenter in Augsburg. Der heute 56-Jährige galt einst als „Sunnyboy“ der schwäbischen SPD. Als Bezirks-Parteichef und Landtagsabgeordneter, aber auch Bandleader und Gelegenheits-Schauspieler machte der promovierte Politikwissenschaftler aus Augsburg stets eine gute Figur. War er für die regionalen Genossen ein großer Hoffnungsträger, so schätzten ihn die Bürger, vor allem die jüngeren, wegen seiner lockeren Art.
„Ich war ein leichtfüßiger Mensch, wollte nie ein „normaler“ Politiker sein“, erinnert sich Förster. Tiefe Augenringe zeugen von Strapazen der letzten Jahre, die er hinter sich hat – ohne sich zu beklagen. „Ich habe wirklich viel Mist gebaut. Aber insgesamt betrachtet eben nicht nur Mist“, so Förster, der über seinen Gefängnisaufenthalt ein Buch geschrieben hat.
Das Vorwort stammt von dem Augsburger Rechtsanwalt und Autor Thomas Galli, ehemaliger Leiter von Justizvollzugsanstalten und prominenter Kritiker unseres Strafvollzugs. Noch sucht Förster nach einem Verlag für sein Werk (Manuskript siehe rechts).

Der „neue“ Linus Förster – vom leichtfüßigen „Politiker der anderen Art“ ist nicht mehr viel übrig.

Drei Jahre und zehn Monate lautetet das Urteil 2017, das Linus Förster zum verurteilten Sexualstraftäter machte. Der Grund waren heimliche Filmaufnahmen von Frauen beim Sex sowie der Besitz kinderpornografischen Materials auf seinem Computer. Die Tatsachen bestreitet er nicht. „Bei den Frauen würde ich mich gerne entschuldigen, das ist aber nicht erlaubt. Den Dreck, den sie auf meinen Computer gefunden haben, finde ich selbst ekelhaft. Ich habe das Zeug nicht bewusst heruntergeladen, sondern es war so eine Art „Beifang“. Einiges habe ich direkt entdeckt und gelöscht; bei der Untersuchung wurde es jedoch wiederhergestellt und galt trotzdem als Besitz“, sagt Förster heute.
Kinderpornografie empfindet er als „eine der grausamsten Geschichten, die es gibt“. Dass er selbst keinerlei Neigungen oder Perversionen dieser Art habe, hätten viele Gutachten während seines Verfahrens nachgewiesen. Auch eine Therapie im Strafvollzug habe ihm sehr geholfen, über bestehende Defizite anderer Art hinwegzukommen. „Diese Chance sollte jeder bekommen“, propagiert er unter anderem in seinem Buch.

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