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„Man spürt, dass die Leute wieder richtig Lust haben, Augsburg siegen zu sehen“

Ermedin Demirovic haute für den FC Augsburg auch gegen Union Berlin wieder alles rein. Foto: Sport in Augsburg

Ermedin Demirovic ist innerhalb seiner kurzen Zeit beim FC Augsburg nicht nur mit seinen Leistungen auf dem Platz (7 Tore, 4 Vorlagen), sondern auch abseits davon eine nicht mehr wegzudenkende Stütze geworden. Im Interview sprach er darüber, warum er einer der ersten Ansprechpartner im Team für die Neuzugänge ist, seinen kongenialen Sturmpartner Mergim Berisha und vieles mehr.

Über die Entwicklung der Mannschaft:

Die überrascht mich eigentlich nicht. Mir war es klar, dass es irgendwann so kommen wird. Ich glaube, in der Hinrunde gab es auch Spiele, in denen wir gut gespielt haben, aber uns einfach nicht mit Punkten belohnt haben, wie in den acht Partien, die wir am Stück nicht gewinnen konnten. Nichtsdestotrotz haben wir immer daran geglaubt, dass wir eine gute Mannschaft sind. Und jetzt, mit den Neuzugängen sind einfach noch mal andere Qualitäten dazugekommen, die wir vielleicht vorher nicht so hatten. Wir hatten im Winter genug Zeit, uns vorzubereiten und auch die Dinge zu trainieren, die in der Hinrunde nicht so funktioniert haben.

Wir setzen die Vorgaben mittlerweile viel besser um als noch im letzten Jahr und stehen hinten viel stabiler, weil wir einfach nicht so große Lücken haben, nicht so viel Platz zwischen den Reihen. Das gibt uns auch Stabilität. Und wenn wir dann hinten die Null halten, bin ich überzeugt, dass wir genug qualitativ starke Offensivspieler haben, um ein, zwei Tore zu machen.

Über die aktuelle FCA-Offensive mit vielen spannenden jungen Spielern

Wir haben viele junge Spieler dazubekommen, die auch alle hungrig sind, zu spielen. Man hat es gesehen, als ich nicht dabei war. Das hat nichts ausgemacht, weil wir einfach genug Spieler haben, die die Qualität dann auf dem Platz zeigen. Der Konkurrenzkampf ist gut für alle. Es wird spannend sein, zu sehen, was die nächsten Monate oder Wochen noch passiert.

Demirovic: „Ich weiß, wie es ist, wenn man in ein anderes Land kommt“

Über seine Rolle als integrativer Part für die Neuzugänge:

Ich bin zwar noch nicht lange hier, aber ich habe viele Stationen gehabt in meiner Karriere, bis jetzt, auch in jungen Jahren. Und ich weiß, wie es ist, wenn man ein anderes Land kommt, wenn man jung ist, vielleicht allein lebt, es vielleicht ein bisschen schwieriger ist, sich zu integrieren, wenn man die Sprache nicht so gut spricht. Deshalb versuche ich einfach den neuen Mitspielern zu helfen. Genau aus dem Grund, weil ich weiß, wie es sein kann, wenn man nicht so gut aufgenommen wird. Die neuen Spieler sollen wissen, sie können immer auf mich zukommen. Sie haben meine Nummer, egal, was sie brauchen, ich werde versuchen, das zu organisieren, auch wenn ich vielleicht selbst noch eher neu bin im Verein. Aber ich glaube, das hilft den Spielern und das sieht man dann auch auf dem Platz, wenn sie integriert sind. Mein Haus ist immer für alle Mitspieler offen. Egal, ob sie Kaffee trinken oder Playstation spielen wollen. Ich bin jung und kann alles mitmachen. Das versuche ich, ihnen zu übermitteln. Außerdem spreche ich viele Sprachen. Das ist dann auch noch mal ein Punkt, der hilft.

Ob die guten Verhältnisse zu den Spielern seine Performance auf dem Platz beeinflusst:

Ich war noch nie jemand, der auf und neben dem Platz nicht unterscheiden kann. Auf dem Platz möchte ich spielen und ich werde immer mein Bestes geben. Und ich bin davon überzeugt, dass es auch weiterhin so laufen wird. Natürlich ist der Konkurrenzkampf da, aber nichtsdestotrotz im privaten Leben und auf dem Feld sind wir eine Familie und das müssen wir einfach zeigen. Selbst wenn ein anderer für mich spielt und ein Tor oder eine Vorlage macht, dann freut mich das extrem, weil ich einfach ein Teamplayer bin. Und ich glaube, das ist wichtig, erst recht für einen Verein wie Augsburg.

„Das, was Berisha mitbringt, fehlt Deutschland“

Wie er Mergim Berisha sieht:

Ich glaube, er ist ein extrem guter Spieler, hat seine Qualitäten in allen Belangen. Für mich ganz klar ein künftiger Nationalspieler. Er gehört für mich auf jeden Fall zum Kreis. Er hat es bewiesen und das nicht nur durch seine Tore in den letzten Spielen, sondern allgemein als Spieler, der für die Mannschaft arbeitet. Man hat vom ersten Spiel an in Augsburg gesehen, dass er eine extreme Qualität hat und das, was er mitbringt, fehlt Deutschland, glaube ich. Daher ist es für mich nur eine Frage der Zeit, bis die Einberufung kommt.

Über seine eigene spielerische Entwicklung:

Ich glaube, ich habe auch einen Riesen Step gemacht hier in Augsburg mit dem Trainer. Ich bin definitiv fitter geworden, habe davor selten Spiele über 90 Minuten gemacht. Jetzt bereitet mir das keine Probleme mehr, über 90 Minuten zu gehen, auch in englischen Wochen. Das ist ein Punkt, der wichtig ist, weil man dann auch in den letzten Minuten die Konzentration hat, in einer entscheidende Situation, da zu sein. Das ist mal das Grundlegende. Aber auch sonst gibt es viele Sachen, die wir verfeinert haben. Ich glaube, man merkt es auch an mir selbst. Ich fühle mich besser, selbstbewusster, habe meine alten Stärken wieder und gehe mit viel Selbstbewusstsein ins nächste Spiel.

Über die Umstellung von Stürmer auf die linke Seite:

Es ist natürlich eine andere Position. Vorher dachte ich von mir, ich wäre nur ein Stürmer, der vielleicht noch auf der Zehn spielen könnte. Aber auf Außen habe ich mich nie wirklich gesehen. Ich muss jetzt viel verteidigen, auch gegen zwei, meistens schnelle Flügel. Am Anfang war es für mich schwierig, klar, weil ich gerne Tore machen will, und in der gegnerischen Box bin. Aber ich habe gelernt, auch über 90 Minuten nach hinten zu arbeiten und dann vorne wieder aktiv zu sein. Das sind Dinge, die der Trainer mir gezeigt hat. Klar, am Anfang war es noch nicht so gut, aber das wird von Spiel zu Spiel immer besser und besser. Deswegen fühle ich mich mittlerweile schon sehr wohl auf der Position.

Ob er in der besten Phase seiner Karriere aktuell ist:

Auf jeden Fall, ich habe so viele Tore gemacht in der Bundesliga wie noch nie. Jetzt sind es schon sieben. Natürlich lässt sich das noch ausbauen, es gab auch noch einige Hochkaräter, die ich vielleicht noch hätte machen können. Aber ich glaube, das kommt alles von Spiel zu Spiel.

Über die Tabellensituation:

Ich schaue wenig auf die Tabelle. Das würde mich nur nervös machen, wenn ich dann schauen muss, was andere machen. Wir haben noch genug Spieltage, um alles selbst in der Hand zu haben. Wir haben jetzt Gegner, die unten mit uns drin sind, das weiß jeder. Und wenn wir da anders punkten als in der Hinrunde (Anm. d. Red.:0 Punkte gegen Mainz, Hoffenheim und Hertha), dann sieht das auch anders aus und es gibt uns ein besseres Gefühl. Deswegen, glaube ich, sollten wir nicht zu viel auf die Tabelle schauen.

Über die neu gewonnene Euphorie in der Mannschaft:

Ich glaube, das letzte Heimspiel zeigt das ganz gut. Wir hatten ein Freitagabendspiel vor fast ausverkauftem Haus, das wirklich gebrannt, meiner Meinung nach. Da war richtig gute Stimmung da. Die Euphorie kommt. Man merkt es, wenn man durch die Stadt läuft. Man spürt, dass man gute Spiele gemacht hat und die Leute wieder richtig Lust haben, Augsburg punkten und siegen zu sehen. Daran müssen wir alle festhalten und versuchen weiter Gas zu geben.

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