Nach Monaten finanzieller Unklarheiten und ausbleibender Lohnzahlungen bei der Quantron AG aus Gersthofen hat das Amtsgericht Augsburg nun reagiert und eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet. Diese Entscheidung bestätigt die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens um Geschäftsführer Andreas Haller, die wir exklusiv thematisierten.

Bereits vor zwei Wochen konnte unser REPORTER Einblicke in die wachsende Unzufriedenheit der Belegschaft von Quantron geben. Mehrere Mitarbeiter berichteten von ausbleibenden Lohnzahlungen, die sich in manchen Fällen über Monate erstreckt haben sollen – ein Zustand, der bei Beschäftigten tiefgehende Existenzängste auslöste. „Die Stimmung ist im Keller“, erklärte ein Mitarbeiter gegenüber unserer Redaktion, während ein anderer die unternehmensinternen Abläufe als zunehmend chaotisch beschrieb. Wie uns berichtet wurde, seien in vielen Fällen Krankenkassenbeiträge zwar vom Lohn abgezogen, aber nicht abgeführt worden, und auch Lieferanten hätten auf ihre Gelder gewartet. Für viele der betroffenen Angestellten war die Aussicht auf eine geordnete Insolvenz der einzig verbleibende Lichtblick.

Laut des Gerichtsbeschlusses übernimmt der erfahrene Rechtsanwalt Constantin Salm-Hoogstraeten als vorläufiger Insolvenzverwalter. Seine Aufgabe wird es sein, das Vermögen der Quantron AG zu sichern und darauf zu achten, dass das Unternehmen in dieser Übergangszeit nicht unkontrolliert finanziell weiter abrutscht. Entscheidungen über das Vermögen dürfen nun nur noch in Abstimmung mit ihm getroffen werden. Zudem wird geprüft, ob eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes möglich ist, um zumindest die finanzielle Notlage der Mitarbeiter kurzfristig abzufedern.

Quantron AG: Investoren-Deal scheitert

Wie das Branchenfachmagazin electrive.net berichtete, hatte Quantron bis zuletzt auf eine neue Finanzierungsrunde gesetzt, um die Liquiditätslücken zu schließen. Jedoch scheiterte diese B-Runde, und die finanzielle Lage verschlechterte sich weiter. Die Fachplattform zitiert hierzu Unternehmensvertreter, die von einem dringend benötigten Investoren-Deal sprachen, der jedoch nicht zustande kam. Branchenkreise deuteten an, dass das Unternehmen aufgrund der anhaltenden Liquiditätsprobleme sogar Aufträge verloren haben könnte.

Das Fachmagazin beleuchtet ebenfalls den finanziellen Druck, der sich schon lange vor der Insolvenzentscheidung bemerkbar gemacht habe. „Bereits 2022 betrug der Fehlbetrag 17,4 Millionen Euro bei einem Umsatz von nur 13,6 Millionen“, zitiert das Online-Magazin. Zudem habe ein Bonitätsdienstleister bereits im Sommer Bedenken über die finanzielle Stabilität von Quantron geäußert – der Insolvenzantrag sei also aus Sicht vieler Beobachter eher eine folgerichtige Entwicklung als eine Überraschung gewesen.

Nun hat sich auch der Insolvenzverwalter zu Wort gemeldet. „Wir müssen uns erst einmal ein genaues Bild vom Zahlenwerk und von der Situation vor Ort machen, bevor wir belastbare Aussagen zu den Fortführungschancen machen können,“ so Salm-Hoogstraeten. Sein Team prüfe aktuell auch die Möglichkeit, eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter zu organisieren, heißt es in einer ersten Pressmitteilung der Quantron AG.

Der Gründer, Andreas Haller, befindet sich nach seinem kürzlich erlittenen zweiten Herzinfarkt im September 2024 in Rehabilitation. In einem emotionalen Beitrag auf LinkedIn ließ er durchblicken, wie sehr ihn der Kampf für Quantron belastet habe. „Sorry, aber mein Gesundheitszustand hat einen Grund – das war und ist mein unerbittlicher Glaube an eine nachhaltige Wirtschaft in Deutschland“, so Haller. Aktuell werde das Unternehmen von Beate Reimann, Vorstand für Finanzen, und René Wollmann, Vorstand für Entwicklung, sowie Denis Muratov, Aufsichtsratsvorsitzender und „Interim CEO“ geführt. „Im fortlaufenden Zeitraum wird der Geschäftsbetrieb aufrechterhalten und Kunden und Partner weiter mit größtmöglichem Einsatz betreut“, heißt es.

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