Verrückte Visionen zum 450. Geburtstag des Augsburger Baumeisters Elias Holl

„Luftschlösser“ wollten sie unserem ehrenwerten Stadtbaumeister Elias Holl unterschieben, anlässlich seines 450. Geburtstags. Bei der Uraufführung des Stücks vom Sensemble-Theater im Goldenen Saal brachten Autor Christian Krug und Regisseur Sebastian Seidel die Premieren-Besucher immer wieder laut zum Lachen.

Im Stück plant der ehrgeizige Kulturreferent (Florian Fisch), Augsburg mit einer Sensation in die weltweiten Schlagzeilen zu bringen. Sein Ziel: Oberbürgermeister werden! Auf der Suche danach schart er einen fröhlichen Kreis von „Experten“ um sich: Eine schrille Marketingexpertin (Petra Wintersteller), einen schrulligen Lokal-Journalisten (Jörg Schur) sowie den ehrkäsigen Professor (Winfried Gropper), die ihn beim Brainstorming unterstützen sollen.


Die Wahl fällt letztlich auf Elias Holl, weil der Erbauer des Augsburger Rathauses und vieler weiterer „Signature“-Bauwerke unserer Stadt zum einen dieses Jahr 450-jähriges Jubiläum hat. Zum anderen klafft eine Lücke in seiner Schaffensperiode, weil er während des Dreißigjährigen Krieges, im Jahr 1630, als Protestant seines Amtes als Stadtbaumeister enthoben wurde.


Gefundenes Fressen für die „Fake News“-Fraktion auf der Suche nach etwas, das „Augsburg great again“ macht – so der Slogan, den letztlich auch das Publikum im Chor mitgrölt.


Die Idee wird geboren, der Augsburger Holl könnte doch den indischen Palast Taj Mahal gebaut haben, dessen Bau 1632 begann? Die Gruppe fingiert noch schnell ein Beweisdokument und bringt Augsburg „great again“ in die internationale Presse – doch dann kommt alles anders, als jeder denkt.


Neben der Handlung auf der Bühne, gespickt mit Anspielungen auf Lokalpresse und -politik, macht eine große Leinwand darüber die Szenerie zu einer gelungenen Mischung aus Theater, Telenovela und Live-Schaltung zum Meister selbst.
Beim offiziellen Festakt am Vortag erläuterte der Augsburger Historiker Prof. Bernd Roeck etwas ernsthafter, wie Elias Holl hier und heute aktiv wäre. Er hätte vermutlich viele Aufträge, würde staunend moderne Bagger betrachten und Schlagbohrer im Baumarkt einkaufen. Roeck: „Vermutlich wäre er deshalb nicht hier, sondern bei Obi!“

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