Ohne Regenschirm geht nichts. Der diesjährige Augsburger Kanuslalom-Weltcup hielt nicht nur für die Athletinnen und Athleten besondere Herausforderungen bereit. Auch die Organisatoren hätten sich das Wochenende anders vorgestellt. Sportlich tun sich die Augsburger Ausnahmekönner in diesem Jahr zusätzlich schwer. Eine Medaille holt einzig die Wahl-Augsburgerin Ricarda Funk.

Normalerweise werden die Zuschauer in Augsburg bei Kanuslalom-Events regelrecht verwöhnt. Sommeranfang, Sonnenschein, dazu die Podiumsplätze fest in lokaler Hand. In diesem Jahr stand der Weltcup von Anfang an unter schweren Vorzeichen. Bei den Wetteraussichten war schnell klar, viele Zuschauer sind dieses Mal nicht zu erwarten. Gekommen waren lediglich die hart gesottenen in Funktionskleidung und ausgestattet mit Regenschirmen.

Ricarda Funk schrammt knapp an Gold vorbei

Zu sehen bekam das Publikum aber wie gewohnt Kanuslalom der Extraklasse und direkt zwei Local Heroes im Finallauf der Kajak-Einer Damen. Sowohl Elena Lilik, als auch Ricarda Funk hatten sich im Halbfinale in die Top 10 gepaddelt. Im Finale lief es bei beiden aber nicht ideal. Lilik berührte das Tor 9, sammelte so 2 Strafsekunden und ließ für ihre Verhältnisse ungewohnt viel Zeit liegen, gab dennoch alles, landete so am Ende aber mit über 5 Sekunden Rückstand auf Platz 4 mit über 3 Sekunden Rückstand auf das Podium. „Es war ein Glücksspiel, wie man unten ankommt“, erklärte 25-Jährige, die wie gewohnt auch im Canadier-Einer an den Start ging, nach ihrem Lauf. Besser lief es dagegen für Olympiasiegerin Funk, die einen fast makellosen Lauf hinlegte und am Ende mit einem Rückstand von 4 Hundertstel Sekunden auf Platz 2 landete. Besonders bitter zudem, weil auch sie zwei Strafsekunden bei Tor 19 aufgebrummt bekam. Funk freute sich im Ziel trotzdem über ihren starken Auftakt in die Olympia-Saison. „Ich bin mega happy, so in die internationale Saison zu starten“, erklärte die 32-Jährige und fügte an: „Mental war es eine Herausforderung nach der langen Pause.“ Den Sieg sicherte sich die Französin Camille Prigent, das Podium komplettierte die Brasilianerin Ana Satila auf Rang 3.

Bei den Herren verpasste Olympiateilnehmer Noah Hegge den Sprung ins Finale, da er ein Tor verpasste. Hannes Aigner hingegen, der in diesem Jahr zum ersten Mal knapp an der Olympiaqualifikation scheiterte, fuhr trotz zweiwöchiger krankheitsbedingter Pause ins Finale und rechnete sich dort auch Chancen aus. Doch sein Lauf begann denkbar schlecht. Er berührte direkt zwei der ersten drei Tore und musste deshalb früh vier Strafsekunden verkraften. „Ich habe versucht, alles auf eine Karte zu setzen, das ging unten mit der Torrichterentscheidung schlecht für mich aus“, bilanzierte der erfahrene Slalomkanute hinterher seine Leistung. Was war passiert? Laut Ansicht der Wettkampfrichter hatte Aigner Tor 16 verpasst und daher noch einmal 50 Strafsekunden auf seine Zeit erhalten. Aufgrund dieses Fehlers wurde Aigner im Finale letzter, das Podium erreichten der Slowene Peter Kauzer (3.), der Neuseeländer Finn Butcher (2.) sowie der Österreicher Felix Oschmautz, der sich mit 101,66 Sekunden die Goldmedaille sicherte.

Sideris Tasiadis verpasst Podium knapp

In den Canadier-Wettbewerben am Samstag trat sich weder beim Wetter noch bei den Augsburger Läufen eine Besserung ein. Zwar erreichten sowohl Lilik als auch Sideris Tasiadis das Finale, eine Medaille konnte aber keiner der beiden erreichen. Lilik probierte es mit einer leicht veränderten Technik, die nicht so klappte, wie man sich das vorstellte. Dazu erlaubte sie sich dieses Mal vier Strafsekunden und erreichte somit Rang 8 mit über 19 Sekunden Rückstand auf Gewinnerin Jessica Fox (Australien). Dennoch war Lilik anschließend mit ihrer Leistung nicht unzufrieden. „Ich bin schon froh, dass ich wieder ins Finale gefahren bin.“ Die Anstrengungen hatten aber auch Spuren hinterlassen. „Langsam macht es keinen Spaß mehr, meine Ohren tun weh“, so Lilik weiter. Etwas besser lief es dagegen bei Sideris Tasiadis, der eigentlich einen guten Lauf erwischte, sich aber aufgrund eines „Leichtsinnsfehlers“, wie er nach dem Rennen sagte, mit Platz 4 begnügen musste. Im Halbfinale war der Vorjahressieger noch auf Rang zwei gefahren, im Finale vernichtete eine Torstangenberührung seine Hoffnungen auf das Podest. Trotzdem präsentierte sich der 34-Jährige anschließend gut gelaunt und zuversichtlich: „Das Gefühl ist gut, ich weiß, was ich in der Lage bin zu leisten … Es war insgesamt ein geiles Rennen, die anderen Jungs geben echt Gas, da kann man sich solche Leichtsinnsfehler nicht mehr leisten.“ Vor dem Augsburger reihten sich der Franzose Nicolas Gestin (3), der Slovake Marko Mirgorodsky (2.) sowie der 16-jährige Slowene Ziga Lin Hocevar ein, der den Canadier-Wettbewerb gewinnen konnte.

Lesen Sie auch: 60 Jahre Augsburg Journal Verlag!

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!