Aktuell befinden sich die Augsburger Eishockey Panther nach neun Niederlagen in Folge auf dem letzten Tabellenplatz der DEL. In einem Vereinsinterview hat der Hauptgesellschafter Lothar Sigl nun Stellung zum bisherigen Saisonverlauf bezogen und sich hinter Trainer Peter Russell gestellt.
Hier das Interview mit Lothar Sigl im Wortlaut:
Nach knapp einem Drittel der Hauptrunde und zuletzt neun Niederlagen in Serie stehen die Augsburger Panther auf dem letzten Tabellenplatz. Klar ist, dass nach der Deutschland Cup-Pause schnell Erfolge gefeiert werden müssen, um in die Erfolgsspur zu finden. Wir werfen mit Hauptgesellschafter Lothar Sigl einen Blick auf den bisherigen Saisonverlauf.
Lothar Sigl, wir alle haben uns den Start in diese Saison anders vorgestellt. Worin sehen sie die Gründe für den schlechten Start?
Sigl: Wie so oft im Sport gibt es da nicht den einen Grund. In der Regel verlierst du Spiele, weil du nicht gut genug bist. Klar ist, wir schießen viel zu wenig Tore. Wenn nicht mal 6 % deiner Torschüsse den Weg über die Linie finden, dann bist du zu ineffizient. In der Defensive bringen wir uns mit individuellen Schnitzern regelmäßig selbst in die Bredouille. Das macht uns bei nummerischer Gleichheit statistisch zum aktuell schwächsten Team der Liga. Und dann die ständigen Rückstände, denen wir hinterherlaufen müssen. Wir waren nur knapp 10 % der bisherigen Spielzeit selbst in Führung. Da wird’s dann einfach auch nachhaltig schwer, Partien auf seine Seite zu ziehen.
Die Personalsorgen sind nicht wegzudiskutieren. Wichtige Spieler fehlen viele Wochen oder im Falle von Matt Puempel sogar monatelang.
Natürlich gehört auch das zur Wahrheit und dient als Erklärung. Wir sind aber gut beraten, das nicht als Ausrede oder gar Entschuldigung zu nehmen. Auch andere Teams haben Personalsorgen und haben dezimiert gepunktet. Wir müssen Wege finden, mit dem vorhandenen Spielermaterial erfolgreich zu sein. Natürlich wünschen wir uns aber, dass wichtige Spieler wie Dennis Endras, Dave Warsofsky oder Matt Puempel dem Team bald wieder helfen können und wir von weiteren Grippe- oder Magen-Darm-Wellen in der Kabine verschont bleiben. Das hat ja nicht nur für Ausfälle bei Spielen gesorgt, sondern auch große Auswirkungen auf einen geregelten Trainingsbetrieb. Und zu allem Überfluss konnte dann für einige Wochen nicht mal der Trainer bei seinem Team auf dem Eis sein, weil er sich selbst auch noch verletzte.
Sie sprechen den Trainer an. Niederlagenserien entfachen öffentlich natürlich Diskussionen um seinen Posten.
Auch das liegt in der Natur des Sports, der Trainer ist am Ende das schwächste Glied. Wir haben uns in den letzten Wochen, aber speziell nach dem vergangenen Wochenende intensiv mit Peter Russell und den Führungsspielern ausgetauscht, sowohl nach Gründen für die Misere als auch nach Lösungen für unsere Probleme gesucht. Und dabei bleibt unter dem Strich sehr deutlich stehen, dass unser Trainerteam einen guten Job macht, das Team gut vorbereitet. Wir scheitern aktuell an der Umsetzung auf dem Eis.
Das heißt in Konsequenz, Peter Russell steht beim nächsten Heimspiel am 18. November gegen Bietigheim wieder hinter Bande.
Wir haben uns in der Clubführung entschieden, mit Peter Russell weiterzumachen. Mit großer Überzeugung haben wir uns im Sommer für ihn entschieden, das werfen wir noch nicht alles wieder über Bord. Er bekommt die Chance, uns in die Erfolgsspur zu führen. Wir haben nicht den Eindruck, als würde die Mannschaft nicht hinter Peter stehen. Ganz im Gegenteil, das Team stellt sich vor den Coach. Aber, und das bleibt unter dem Strich stehen: Spieler und Trainer müssen zusammen Argumente liefern, dass sie Erfolg haben können. Sie werden an Punkten gemessen. Und wir brauchen dringend Punkte. Der Ernst der Lage sollte allen bewusst sein, lange können wir nicht mehr zuschauen. Wir müssen nach der Pause schnell die Kurve kriegen.
Sind Transfers geplant, um der Mannschaft zu helfen?
Ja, wir befinden uns in Gesprächen mit einem deutschen Angreifer, der unserem Kader mehr Qualität und Tiefe geben soll. Wenn alles klappt, dann kann er schon am Samstag erstmalig mit der Mannschaft auf dem Eis stehen. Nachverpflichtungen waren und sind budgetiert.
Gibt es auch Überlegungen, die 11. Ausländerlizenz zu vergeben?
Diese Überlegungen gibt es gerade aufgrund der vielen Ausfälle seit Wochen, aber es ist eine Frage der Optionen. Wir haben nach der Rückkehr von Matt Puempel – hoffentlich im Dezember – nur noch diese eine Importlizenz offen. Da können wir nicht irgendwen verpflichten, wir brauchen Qualität und nicht nur einen weiteren Körper für die Kabine. Bislang war für uns kein Spieler, unabhängig von der Position, auf dem Markt, der uns weitergeholfen hätte. Und wir müssen auch die Torwartsituation im Auge behalten. Was machen wir, wenn uns einmal Dennis Endras und Markus Keller zeitgleich fehlen? Wir beobachten den Markt und werden reagieren, wenn sich eine sinnvolle Lösung ergibt.
Es wird mindestens einen Absteiger geben, vielleicht muss je nach Meister in der DEL2 sogar der 14. den Gang in die zweite Liga antreten. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass die Panther dieses Szenario abwenden können?
Wir haben eine gute Stimmung und die richtige Einstellung in der Kabine. Das war die letzten Jahre nicht immer so. Bei uns kommt in der Bewertung der aktuellen Misere keiner zum Ergebnis, dass die Mannschaft es nicht will. Vielleicht will sie es im ein oder anderen Moment sogar zu sehr und verkrampft. Uns ist, wenig verwunderlich, die Leichtigkeit abhandengekommen. Es gilt, sich dieses Selbstverständnis Spieltag für Spieltag wieder ein Stück weit zurückzuholen. Ich bin aber nicht bereit, diese Mannschaft nach 18 Spielen aufzugeben. Viele Spieler sind besser, als sie es gerade zeigen. Alle sind jetzt in der Pflicht, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und meiner Unterstützung können sie sich sicher sein. Aber, immer wieder, wir brauchen schnell Resultate.
Es gibt aber auch positive Dinge im Zusammenhang mit den Panthern. Nach acht Heimspielen – übrigens die wenigsten der Liga zu diesem Zeitpunkt – stehen wir mit einer durchschnittlichen Stadionauslastung von 81,1 % an der Spitze der PENNY DEL.
Die Zuschauerzahlen sind herausragend. Es zeigt sich einfach, dass wir ein gewachsener Standort sind, der Rückhalt von Fans und Sponsoren ist beeindruckend. Wir sind sehr dankbar und wissen, dass das im sportlichen Misserfolg nicht selbstverständlich ist. Wenn du Letzter bist und nur die Teams mit den großen Arenen sowie der Aufsteiger aus Frankfurt einen besseren Schnitt haben, dann ist das schon eine Ansage. Keiner wünscht sich sehnlicher als ich, dass alle nach unseren Heimspielen wieder gut gelaunt und mit Punkten in der Tasche nach Hause gehen. Wir wollen und müssen etwas zurückgeben.