Augsburger Blumenmaler ist jetzt auch „Kirchen-Künstler“ – Vorbild seiner Madonna ist Ehefrau Lisa McQueen. Doch was steckt dahinter?
Eine schwarze Madonna in einer Augsburger Kirche, die einen Knoten löst: Sie hängt dort ganz bewusst.
Doch von vorn: „Maria Knotenlöserin“ heißt das zugrunde liegende Bild mit einer weißen Maria. Seit 1700 soll das Gemälde in der Augsburger Kirche St. Peter am Perlach hängen, gestiftet vom Augsburger Patrizier Hieronymus Ambrosius Langenmantel, schreibt Dr. Carmen Roll auf der Website von St. Peter. Das Gemälde zieht Besucher aus Deutschland und fast ganz Europa an. Papst Franziskus, seit 1986 ebenfalls ein großer Fan der Knotenmadonna, förderte ihre Verehrung in Argentinien. In der Kirche San José del Talar in Buenos Aires etwa hängt eine Kopie. Neben vielen anderen gibt es auch eine Version in einer Kirche im malawischen Lilongwe: mit dunkler Haut und kurzen Haaren.
Das Bild aus Malawi scheint nicht jedem zu passen: Nach Artikeln über die dortige Madonna sei „die Reaktion in einigen Leserbriefen auf die Veröffentlichung des Bildes dieser dunkelhäutigen Knotenmadonna [..] bestürzend“ gewesen, schreibt der Bürgerverein St. Peter am Perlach. „So wurde u.a. sogar die Frage gestellt, ob damit nicht hellhäutige Menschen diskriminiert würden.“ Für Martin Ziegelmayr vom Bürgerverein ein Unding: „Unsere Knotenmadonna wird von Menschen aus der ganzen Welt verehrt und besucht und SIE ist für alle Menschen da, ob weiß, schwarz, gelb, rot oder grün!!!!!“, schreibt er dem AJ REPORTER. Deshalb habe er den Augsburger Blumenmaler Bernhard McQueen beauftragt, eine dunkle Knotenmadonna zu malen. „Er hatte total freie Hand, die Leinwand in der Originalgröße der KNOTENMADONNA habe ich ihm zur Verfügung gestellt“, schreibt Ziegelmayr.
McQueen, bekannt für die Augsburgblume, sagt: „Ein tolles Thema, weil ich glaube, dass die eigentliche Maria schwarz war. Das hat ja im orientalischen Raum stattgefunden.“ Vor dem Auftrag habe aber auch er nicht gewusst, dass die Augsburger Knotenmadonna so weltberühmt sei. Der 35-Jährige sagt, das Feedback auf die neue Madonna sei überwiegend gut, ein paar negative Reaktionen „in einer erzkonservativen Stadt wie Augsburg normal“. Im Café seiner Frau, Stadträtin Lisa McQueen, die übrigens Modell gestanden sei, finden sich auch Fans der Madonna von 2023: „Immer wieder kommen ältere Damen zu mir und sagen, wie toll das ist“, berichtet Bernhard McQueen.
Das Gemälde hängt jedes Jahr im Mai in der Kirche.
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