Die Rassismus-Debatte um die Winnetou-Verbote hat Augsburg erreicht. Fred Beringer ist ein Cheyenne. Lange lebte er in Augsburg und führte hier ein Lokal. Heute braut er Bier im Kreis Aichach-Friedberg. Erstmals schaltet sich der Präsident des Indian Culture Club in die Debatte um die Aneignung der indigenen Kultur ein. Der Spruch „Servus, Indianer“ geht auf ihn zurück.
Entspannt sitzt Fred „Berry“ Beringer in seinem Vorgarten in Hofhegnenberg (Kreis Aichach-Friedberg). Girlanden, indianische Dekorationen, ein Tipi-Gestell und eine Feuerstelle zieren das kleine Stück Grün. Am Lagerfeuer kocht der 78-Jährige, der auch „Brave Eagle“ (Kühner Adler) genannt wird, seinen beliebten „Indianer-Eintopf“. Was genau das ist, kann Berry schnell beantworten: „Da ist alles drin, was in einen Eintopf reingehört, aber weil ich ihn mache, ist es ein Indianer-Eintopf!“ Dazu trinkt man am besten Cheyenne-Bier, das Beringer selber braut. Nach dem bayerischen Reinheitsgebot natürlich.
Gar nicht nach dem Geschmack des Halbblutes aus dem Volk der Cheyenne ist die aktuelle Debatte um Winnetou-Verbote und kulturelle Aneignungen. Wie soll man auch verstehen, dass Konzerte verboten werden, weil weiße Musiker eine Frisur mit Rastalocken tragen? Beringer wundert sich, dass in Deutschland zuletzt der Verlag Ravensburger den Verkauf des Buches „Der junge Häuptling Winnetou“ stoppte, weil Aktivisten der sogenannten „Woke“-Bewegung (auf Deutsch: „Wachsamkeit“) das Buch rassistisch finden und meinen, die Winnetou-Geschichten würden indigene Völker durch Stereotype diskr
iminieren.
„Lasst den Kindern ihren Winnetou“, fordert Beringer. Zur aktuellen Debatte kann er nur den Kopf schütteln. „Lasst den Kindern ihre Vorstellungen, lasst den Kindern das Schöne“, findet er. „Das wahre Leben kommt schnell genug“.
Dass die romantische Darstellung im Film wenig mit der Realität gemeinsam hat, müsse dem Zuschauer natürlich trotzdem bewusst sein. „Ich sehe das locker“, sagt Berry. Er legt in seinen Erzählungen und Vorträgen, die er auch schon in Augsburger Kindergärten hielt, eher Wert darauf, über die Lebensweise und die Kultur seiner Vorfahren zu sprechen – die „dunkle Seite“ der Kolonialisierung und Vertreibung spart er dabei bewusst aus.
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