„Wir müssen am Wochenende und nächste Woche den Verkehr deutlich reduzieren, weil wir nach wie vor viele beschädigte Fahrzeuge haben und ständig neue Fahrzeugstörungen auftreten. … Das geplante Pendelkonzept lässt sich nicht realisieren.“ Schwach angefangen und stark nachgelassen würde man wohl per Schülerspruch zu dem Bild sagen, das der neue Bahn-Anbieter Go-Ahead an den ersten Tagen nach seinem Betriebsstart im Raum Augsburg abgibt.
Eisregen zwingt sämtliche neuen Züge des Bahnbetreibers Go-Ahead in die Werkstatt
Dass der Start des neuen Bahnverkehrs-Betreibers Go-Ahead am Sonntag, 11. Dezember, in der Region Augsburg und Schwaben nicht wie gewünscht verlaufen würde, das hatte das Unternehmen wenige Tage zuvor bereits angekündigt und – wie berichtet – mit Personalmangel begründet. Nach drei Tagen Bahnbetriebs im bayerischen Winter kam dann sogenanntes Blitzeis hinzu. Flugzeuge mussten am Boden bleiben, Glätte-Unfälle versperrten Autobahnen und Straßen für Stunden – und auch der Bahnverkehr kam zeitweise komplett zum Erliegen.
Wenig tröstlich für Go-Ahead: Die Aussicht auf weniger eisiges Wetter allein gibt nur wenig Hoffnung.
Dafür, dass die meist nagelneuen blau-weißen Züge in diesen Tagen auf ganzer Linie stillstehen, reicht Go-Ahead die Verantwortung an den Fahrzeughersteller Siemens weiter. Das Problem – vereinfacht dargestellt: Feuchtigkeit aufgrund vereister Oberleitungen hat sich einen Weg gebahnt in die technisch anspruchsvolle Stromabnahme der Züge. Dort macht Feuchtigkeit etwa dasselbe, wie wenn sie ins Handy gelangt oder in die Armbanduhr: sie stört. Nach Worten von Go-Ahead-Pressesprecher Winfried Karg habe Feuchtigkeit seit Mittwoch quasi alle der 56 neuen Züge von Go-Ahead in Nordschwaben zum Stillstand gebracht.
Eine Automatik bemerke die Feuchtigkeit und veranlasse einen Nothalt des betreffenden Zuges, damit nichts Schlimmeres passiert. Je nachdem hätten derartige Stopps die Züge in Bahnhöfen an der Weiterfahrt gehindert oder sie hätten sie gar auf freier Strecke gestoppt. Passend zum Desaster, so Karg, habe man weit und breit keine freien Omnibusse bestellen können, um die Fahrgäste zügig weiterbefördern zu können. Teilweise habe man Pendlern Fahrten mit dem Taxi organisiert oder Übernachtungen in Hotels. Ein derartiger Start sei nicht zu erwarten gewesen, so Karg. Befänden sich baugleiche Modelle der neuen Bayerischen Züge doch in Nordrhein-Westfalen oder im Badischen seit einiger Zeit im Betrieb, ohne dass es zu vergleichbaren Störungen gekommen sei. Aber, so das Fazit des Sprechers, dort herrsche wohl ein milderer Winter als in Bayern.
Des Problems Lösung: Einer nach dem anderen müssten alle betroffenen Züge ins Reparaturwerk nach Langweid geschafft werden, wo sie in einem vierstündigen Durchgang repariert würden. Es sei also absehbar, dass es Tage dauern werde, selbst wenn die Werkstatt rund um die Uhr arbeite, bis sämtliche Züge wieder betriebsbereit seien.