Eigentlich ist die Bescherung an Weihnachten erst am Abend des 24. Dezembers, an Heiligabend. Tina Rupprecht erkämpfte sich selbst das größte Geschenk, das man sich überhaupt nur vorstellen kann, aber bereits einen Monat zuvor, am späten Abend des 23. Novembers. Dort bezwang sie ihre Kontrahentin Eri Matsuda eindeutig nach Punkten und krönte sich zur Weltmeisterin im Atomgewicht in drei unterschiedlichen Verbänden und gleichzeitig zur erfolgreichsten Deutschen Boxerin aller Zeiten.

„Ich bin noch ganz perplex. Jetzt ist es vorbei, ich habe es geschafft und kann noch gar nicht so richtig realisieren, dass ich jetzt alle Titel habe“, sagt eine gut gelaunte Tina Rupprecht am Tag nach dem Kampf im Gespräch mit dem AJ-Reporter. Alle Titel – damit sind der WBO, WBA und WBC-Titel im Atomgewicht gemeint sowie der Titel des Ring Magazines. Letzterer wird nur vergeben, wenn die beiden besten Boxer einer Gewichtsklasse gegeneinander antreten. Einziger ehemaliger deutscher Gewinner dieser renommierten Auszeichnung – Max Schmeling 1930. Damit wandelt die Augsburgerin auf großen Spuren. „Das ist komplett crazy, ich habe wirklich Geschichte geschrieben“, sagt die sonst so besonnene Boxerin noch etwas ungläubig.

Tina Rupprecht möchte sich im kommenden Jahr den nächsten Titel sichern

Etwas ungläubig schaute sie auch während der ersten Runde ihres Kampfes gegen Eri Matsuda. Denn die hatte Tiny Tina bereits nach 70 Sekunden Kampfzeit mit einem starken rechten Haken zu Boden geschickt. „Von dem frühen Niederschlag war ich selbst erst einmal total überrascht. Aber da muss man danach auch cool bleiben und nicht gleich ausflippen.“ Diesen Fehler beging die erfahrene Boxerin nicht, sondern blieb stattdessen hoch konzentriert. „Ich habe gewusst, wenn ich so alles behalte, dann bringe ich das nach Hause. Ich muss nur meine Linie halten.“ Eine Strategie, die zum Erfolg führte. Alle drei Ringrichter werteten den Kampf eindeutig zugunsten der 1,52 Meter großen Vorzeige-Athletin, für die es im Atomgewicht nur noch ein einziges Ziel gibt. Lediglich ein Titel fehlt ihr noch zur unangefochtenen Championess. Diesen möchte sich Tiny Tina im kommenden Jahr sichern. Die aktuelle Titelträgerin ist die Japanerin Sumire Yamanaka.

Nach zwei intensiven Jahren, in denen sie ihre Weihnachtstage dem Boxsport unterordnete, will Tina Rupprecht nun die Adventszeit in vollen Zügen genießen – ohne harte Trainingseinheiten oder den Druck eines bevorstehenden Kampfes. „Endlich kann ich wieder den Weihnachtsmarkt besuchen, Glühwein trinken und Plätzchen essen – darauf freue ich mich riesig.“ Für die Feiertage hat die 32-Jährige mit ihrem Mann Markus Fritschi ein besonderes Ziel gewählt: den Big Apple. „An Weihnachten fliegen wir nach New York. Das wollte ich schon immer mal sehen.“

Nach den Strapazen der letzten Jahre ein perfekter Jahresausklang, bei der sich genügend Zeit findet, den hart erkämpften Erfolg in aller Ruhe zu genießen und zu verinnerlichen, bevor im neuen Jahr die nächste Titeljagd ansteht.

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