Freude, Offenheit und buntes Treiben – wer die hellen Räumlichkeiten des Fritz-Felsenstein-Hauses in Königsbrunn besucht, kann die positive Energie geradezu greifen. 1968 nahm die Fritz-Felsenstein-Schule ihren Betrieb auf. Erst sieben Jahre nach dem Tod des geistigen Vaters und Namensgebers, dem Orthopäden Dr. Fritz Felsenstein, der bereits Ende der 1950er Jahre die Idee entwickelte, körperbehinderten Kindern und Jugendlichen in Bayerisch-Schwaben einen Schulbesuch zu ermöglichen.
Heute werden in der professionell geführten, interdisziplinär geprägten, gemeinnützigen Organisation rund 380 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefördert. Das Fritz-Felsenstein-Haus hat sich zu „dem“ Kompetenzzentrum für Körper- und Mehrfachbehinderte in Schwaben entwickelt. Dabei herrscht überall auf dem Gelände ein einmaliger Spirit. „Unser Motto ist Rock’n’Roll für alle“, beschreibt der Vorstandsvorsitzende des Fritz-Felsenstein-Hauses, Gregor Beck, den Ansatz. „Unser Ziel ist es, diese Menschen ins wilde Leben zu begleiten“, erklärt er das Konzept.
Doch das Fritz-Felsenstein-Haus ist auch ein Opfer des eigenen Erfolges, das rasante Wachstum der letzten Jahre stellt die Verantwortlichen vor Herausforderungen. Eine Erweiterung und konzeptionelle Weiterentwicklung war am Standort Königsbrunn aus Platzgründen nicht mehr möglich und es war unklar, wie das zu erwartende weitere Wachstum bewältigt werden sollte. Ein weiteres Problem sind die teils langen Anfahrtswege. Nachdem das Fritz-Felsenstein-Haus als Einrichtung dieser Art in der Region einmalig ist, müssen die Schülerinnen und Schüler aus dem Norden teils Fahrzeiten von täglich mehren Stunden bewältigen. Davon weiß auch Ramona Michalek, die Mama von Felsenstein-Schüler Johannes zu berichten. Die Familie lebt in Blankenburg (Gemeinde Nordendorf) und der Elfjährige sitzt täglich drei Stunden im Bus. Doch warum nimmt die Familie diese enorme Fahrzeit jeden Tag auf sich? „Weil es in der Region nichts Vergleichbares gibt. Bei Felsenstein bekommt mein Sohn die beste Förderung, die ein Kind erfahren kann“, erklärt die 42-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.
Doch die „Felsensteiner“ würden ihrem Ruf nicht gerecht, wenn sie nicht bereits eine Lösung in der Tasche hätten, die gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Die hohen Schülerzahlen lassen jetzt einen lang gehegten Traum in greifbare Nähe rücken: Die Eröffnung eines zweiten Standorts nördlich von Augsburg, genauer gesagt, in Langweid. Das freut auch die Michaleks. Mit dem Privat-Pkw ist Langweid nur 15 Minuten entfernt und selbst mit dem Bus darf sich Ramona Michalek auf mindestens zwei Stunden mehr Familienzeit am Tag freuen: „Wir sind so unglaublich froh und können es kaum erwarten.“
Felsenstein baut Zukunft und sucht Spender
„Im Frühjahr 2021 genehmigte uns die Regierung das Bauprogramm und wir begannen mit der Suche nach einem geeigneten Standort“, berichtet Beck. Unterstützt wurden sie bei der Suche von Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl, der sich in der Region umhörte und mit seinem Langweider Amtskollegen Jürgen Gilg in Kontakt trat. Denn die Gemeinde Langweid plante zu diesem Zeitpunkt den Neubau der Grund- und Mittelschule und auf dem Grundstück war noch Platz. „Uns war allen klar, das ist ein Sechser im Lotto“, so Beck. Denn so entsteht jetzt in Langweid ein inklusiver Schulcampus, auf dem die Felsensteiner ihre Schüler mitten in die Gesellschaft holen können, ganz wie von ihrem Namensgeber einst geplant. Jetzt geht es um die Finanzierung! „Zwar übernimmt der Staat einen großen Teil der Baukosten, doch unsere Schule ist mehr“, erklärt der Felsenstein-Chef. Sie sei eine Ausbildungsstätte für ein gelingendes Leben mit der Behinderung. „Sie soll unsere Schüler mit allem ausstatten, was sie brauchen, um ihre Potenziale zu erschließen und ein gleichberechtigter, bereichernder Teil unserer Gesellschaft zu werden – um zu entdecken und zu erreichen, was möglich ist“. Dieses Ziel sei nur mit zusätzlichen Angeboten und Räumlichkeiten zu realisieren. Unter anderem ist ein inklusives Spiel- und Bewegungsgelände für alle Schüler am Standort geplant.
Insgesamt muss der Fritz-Felsenstein-Haus e. V. circa acht Millionen Euro an Eigenmitteln aufbringen. Die „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks und die „Kartei der Not“ würden sich bereits mit großen Beträgen engagieren, „dennoch fehlen uns noch über 500.000 Euro zur Erfüllung unseres Traums, hier sind wir auf die Hilfe der gesamten Region angewiesen.“
Räume für Träume
„Wir möchten natürlich vermögende Mitbürgerinnen und Mitbürger ansprechen, die hier eine wunderbare Gelegenheit haben, mit eigenem Wohlstand in die inklusive Gesellschaft und das Gemeinwohl zu investieren – viele Menschen werden durch dieses Projekt viele Jahre von ihrer Spende profitieren“. Das können auch abgesicherte Menschen mit Herz sein, die Kindern mit Behinderung etwas Gutes tun möchten, das sind aber auch Unternehmerinnen und Unternehmer, die einen fortschrittlichen, freien, innovativen Träger fördern, der mit Privatmitteln für gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgt. „Und natürlich auch Vereine und Gruppen, die mit einer Spendenaktion ihre gemeinsame Leidenschaft mit einem guten Zweck verbinden“, so Beck.
In Langweid baut Felsenstein Zukunft und schafft Räume für Träume. Wer Teil dieser Zukunft sein will und sich mit einer Spende an der Realisierung dieser Träume von Kindern mit Behinderung beteiligen will, hat nun die einmalige Chance dazu – mehr auf www.felsensteinbautzukunft.de
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